Pilotprojekt im Waldviertel
Neues Gesundheitsnetzwerk soll System entlasten
"Mit der Gesundheitsregion Waldviertel schaffen wir ein Gesundheitsnetzwerk in der Region, für die Region", so Landesrat Ludwig Schleritzko (VP).
"Ein Meilenstein in der Gesundheitsversorgung und ein Modellprojekt für ganz Niederösterreich." Mit diesen Worten präsentierte Landesrat Ludwig Schleritzko (VP) seine Initiative, das Pilotprojekt "Gesundheitsregion Waldviertel", am Mittwoch an der Donauuniversität in Krems. Ziel des Projekts ist es, durch ein engmaschiges Gesundheitsnetzwerk die medizinische Versorgung in der Region in die Zukunft zu führen und den Menschen neue Wege durch die Gesundheitslandschaft aufzuzeigen.
"Die Menschen sollen dort behandelt werden, wo die bestmögliche Behandlung durchgeführt werden kann. Sei es im niedergelassenen Bereich, zuhause oder in einer Klinik", bekräftigt Schleritzko die Vorteile, die durch ein neues Gesundheitsnetzwerk entstehen sollen.
Viele Herausforderungen
Das Gesundheitswesen stehe aktuell vor vielen Herausforderungen. "Herausforderungen, die wir kennen und an deren Lösung wir mit aller Kraft arbeiten. Dazu müssen wir buchstäblich an allen Stellschrauben drehen. Das reicht von unseren Kliniken über die niedergelassenen Ärzte und die ÖGK bis hin zu den Gemeinden und ihren Gesundheitsinitiativen", so der Landesrat. Die "Gesundheitsregion Waldviertel" soll genau dort ansetzen.
Fallbeispiel
Am Beispiel einer älteren Dame aus einer kleinen Gemeinde im Waldviertel mit Fieber und Husten wurde das Gesundheitsnetzwerk präsentiert. So soll in Zukunft etwa die entsprechende Gesundheitsanlaufstelle in der Gemeinde kontaktiert werden, beispielsweise eine Community Nurse, darauf folgend die Symptome aufgenommen werden und mit Hilfe von Telemedizin wird eine Ärztin – im Spital oder im niedergelassenen Bereich – um ihre Einschätzung und Diagnose zugezogen. Anstatt in eine Klinik gebracht zu werden, wird beispielsweise eine medikamentöse Behandlung verschrieben und weiterhin eine vor Ort Betreuung vom Hausarzt angeordnet. Der gesamte Prozess soll im Zielbild schnell und unkompliziert ablaufen und vor allem unnötige Wege oder Belastungen für die Patientin und das Gesundheitssystem damit verhindert werden.
Drei zentrale Ziele
Stärkung der Zusammenarbeit: Die Bündelung bestehender Angebote in einem vernetzten Gesundheits-Netzwerk soll Versorgungslücken schließen und Synergien schaffen.
Versorgung am geeignetsten Ort: Nach dem Prinzip "Später hinein – früher heraus" sollen präventive Maßnahmen und eine bessere Steuerung die Belastung der Kliniken reduzieren und den Menschen die bestmögliche Behandlung am geeignetsten Ort anbieten.
Förderung der Eigeninitiative: Direkt in den Gemeinden soll die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt werden. Initiativen wie die "Gesunde Gemeinde" von "Tut gut!" oder die Community Nurses als erste Anlaufstelle mit Lotsenfunktion spielen dabei eine zentrale Rolle.
"Das Projekt startet mit einer umfassenden Analyse des Ist-Standes, um die größten Hebel für neue und innovative Ansätze zu identifizieren." Gleichzeitig wurde ein Arbeitsgremium aus Expertinnen und Experten sowie regionalen Vertreterinnen und Vertretern eingesetzt, um die bestmögliche Zusammenarbeit zu koordinieren. Konkrete Maßnahmen wie Telemedizin-Angebote, verbesserte Informationsflüsse und eine engere Verzahnung zwischen Hausärzten, Kliniken und Gemeinden sollen so rasch als möglich bereits in Umsetzung gehen.
„Wir wollen, dass die Menschen so lange wie möglich ein gesundes Leben zuhause führen können. Und wir wollen, dass die Menschen in allen gesundheitlichen Anliegen eine erste Anlaufstelle direkt vor Ort in der Gemeinde haben, die als Lotse hilft, den besten und effizientesten Weg durch das Gesundheitssystem zu finden. Für viele ältere Menschen ist das Gesundheitssystem im Falle einer Erkrankung ein Spießrutenlauf - dem wollen wir entgegenwirken", erläuterte Schleritzko.
Dr. Doris Behrens von der Universität Krems hob die wissenschaftliche Perspektive hervor: "Mit datenbasierter Analyse und innovativen Ansätzen kann der Grundstein für ein effizienteres und zukunftsorientiertes Gesundheitssystem gelegt werden. Es ist wichtig, die Menschen bei der Hand zu nehmen und ihnen die bestmögliche Behandlung, am dafür bestmöglich geeigneten Ort anzubieten. Eine Klinik muss nicht immer der beste Ort dafür sein. Vieles kann im niedergelassenen Bereich viel besser behandelt werden und davon profitieren schlussendlich auch die Spezialisten in den Kliniken, die sich eben auf Spezialfälle konzentrieren können".
"Stärkt auch den Zusammenhalt"
Dr. Monika Steinkellner, Allgemeinmedizinerin aus der Region sieht die Situation ähnlich: "Die enge Zusammenarbeit mit Community Nurses und die Telemedizin bietet uns Ärztinnen und Ärzten völlig neue Möglichkeiten. Und gerade die Behandlung im niedergelassenen Bereich ist oftmals der beste Point of Care, also die beste Möglichkeit um Behandlungen, die nicht zwingend in einer Klinik behandelt werden müssen, schlussendlich auch bestmöglich zu therapieren." Und Bürgermeister Günther Kröpfl betonte die Vorteile für die Gemeinden: "Die Gesundheitsregion stärkt nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch den Zusammenhalt und die soziale Komponente vor Ort."
Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Österreich" ist die aktuell meistgelesene Story "". Für eine kontroverse Debatte sorgt auch die Geschichte "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.
Auf den Punkt gebracht
- Das Pilotprojekt "Gesundheitsregion Waldviertel" zielt darauf ab, durch ein vernetztes Gesundheitsnetzwerk die medizinische Versorgung in der Region zu verbessern und das Gesundheitssystem zu entlasten.
- Mit Maßnahmen wie Telemedizin, Community Nurses und einer besseren Koordination zwischen Hausärzten, Kliniken und Gemeinden soll die bestmögliche Behandlung am geeignetsten Ort ermöglicht und die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt werden.