"Wer in Österreich lebt, muss Deutsch können – das ist keine Option, sondern Pflicht", schrieb Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr in einem Beitrag auf Instagram und kündigte damit die "Mission Deutsch" an. Nähere Informationen dazu gab es noch nicht, doch am Donnerstag legte der Pinke nach.
Denn in einer Pressekonferenz, die im Brennpunktbezirk Wien Favoriten stattfand, präsentierte er seinen Plan, wie die Deutschkenntnisse der Kinder in der Stadt aufgebessert werden können.
Immerhin habe man als Neos durch die Arbeit in der Stadtregierung einen "echten Fußabdruck" hinterlassen, insbesondere bei "Kindergärten und Schulen", lobte sich Wiederkehr und seine Partei selbst. Der Fokus, der auf den Sprachförderungen liegt, stand "immer ganz oben auf der Liste". In den Kindergärten habe man etwa die Standorte, die über eine Sprachförderung verfügen, auf mittlerweile 400 verdoppelt.
Doch in Wien laufe nicht alles perfekt, das musste auch der pinke Vize eingestehen: "Die Menschen hier im Bezirk gehen überall ihren Jobs nach, die Kinder besuchen Kindergärten und Schulen. Aber jetzt einmal ehrlich, ist deshalb alles gut in Favoriten? Nein", so Wiederkehr.
In den letzten Jahre habe er immer wieder Probleme festgestellt, auch in Schulen machen sich Formen von Diskriminierung, Antisemitismus, Rassismus breit. Hinzu komme ein mittelalterliches Frauenbild. Wiederkehr wolle das nicht akzeptieren.
Weiters würde auf bundespolitischer Ebene ein Sturm aufziehen, dem man in Wien nun entgegentreten müsse, polterte der Neos-Politiker gegen die sich formende blau-schwarze Koalition. Er wittere einen "Kurs zurück in die Vergangenheit", den es in "Wien nicht geben darf und auch nicht wird".
Deshalb wolle er mit der Pressekonferenz die angekündigte "große Aktion" starten – eine "Aufholjagd". Diese sollte die deutsche Sprache in den Mittelpunkt rücken, sodass jedes Kind dem Unterricht in der Schule folgen kann. Denn "Deutsch ist die Eintrittskarte in unsere Gesellschaft" und es sei "unsere Pflicht, diese Eintrittskarte auch zur Verfügung zu stellen".
Immerhin ist die aktuelle Statistik zu den außerordentlichen Schülern in der Bundeshauptstadt verheerend. Von den 18.722 Schülern, die mit Stichtag Oktober 2024 in die erste Klasse Volksschule gestartet sind, können 44 Prozent dem Unterricht schlecht oder nicht folgen.
Die präsentierte "Mission Deutsch" bestehe dabei aus drei Elementen bzw. Schritten. Am Beginn stehe eine Mobilisierung der ganzen Stadt. Wiederkehr setze hier auf Freiwillige, die den Kindern die deutsche Sprache beibringen. Angedacht sind beispielsweise Lesekreise.
Zweitens soll das System der Deutschförderung verbessert werden. Dieses will Wiederkehr deutlich ausbauen und mehr Kurse im Sommer, sowie auch die Anzahl der Lehrkräfte in der Stadt vergrößern.
Letztlich appellierte der Vizebürgermeister an die Bundespolitik und forderte die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres. Darüber hinaus müsse die Besuchspflicht in Kindergärten für jene Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, auf 30 Stunden die Woche ausgeweitet werden. Weiters soll es für jene Kinder auch eine spezifische, vierwöchige Vorbereitung vor dem Eintritt in die Schule geben.
Wiederkehr ist sich sicher, dass die "Mission Deutsch" sowohl "realistisch", als auch "machbar ist". Denn "ohne Deutsch geht es nicht, deshalb bauen wir das Angebot aus und nehmen Eltern in die Pflicht", so der Neos-Politiker.