Gesundheit
Neue Magersucht-Therapie hilft Betroffenen online
In der österreichweit einmaligen Institution "NoTube" werden Kinder und Jugendliche mit Ess- und Fütterstörungen sowie Magersucht online behandelt.
Magersucht bei Jugendlichen soll nun auch in Online-Therapien behandelbar werden. In Graz bietet das Therapiezentrum für frühkindliche Ess- und Fütterstörungen "NoTube" als erste österreichische Institution ein Online-Therapieprogramm für Jugendliche mit Essstörung an. Dabei wird die gesamte Familie der betroffenen Person integriert, heißt es in der Aussendung des Zentrums.
"Schon Mitte 2020, im Rahmen der ersten Corona-Welle, war uns klar, dass wir etwas unternehmen müssen", erklärte die Gründerin der Grazer Esslern-Ambulanz, Marguerite Dunitz-Scheer. Aufgrund der angespannten Situation in den Spitälern in den vergangenen beiden Jahren konnten immer weniger junge Patientinnen und Patienten mit Magersucht (Anorexia Nervosa) stationär behandelt werden. Das Grazer Zentrum hat während der Pandemie ein internetgestütztes Programm entwickelt, mit dem betroffenen Jugendlichen in ihren eigenen vier Wänden geholfen werden soll. Es ist allerdings kostenpflichtig.
Der Schwerpunkt von NoTube war anfänglich die Behandlung von Ess- und Fütterstörungen und Sonden-Entwöhnung bei Säuglingen und Kindern. Eine Esslernschule, ein Online-Programm für extrem wählerische Esser ("picky eaters") sowie ein internetbasiertes Intensivprogramm für sondenabhängige Kinder, erweitern das Programm. Weitere Informationen gibt es auf www.notube.com.
Online-Kontakt via "Weight Doc"
Im Programm "Weight Doc" habe das Team täglich Online-Kontakt mit den Betroffenen. "Wir kommunizieren täglich mit den Patientinnen und Patienten – auch an Wochenenden und Feiertagen, sodass etwaige Probleme, Stresssituationen, Ängste und Sorgen sofort geteilt werden können", so Dunitz-Scheer.
Spezialisierte Fachärzte, Therapeuten und klinische Psychologen kommunizieren in dem datengeschützten Online-Programm auf jedem beliebigem Kanal: Mit Videokonferenz, am Telefon, per Mail, im Chat. Am Therapieprogramm stehen dabei psychologische Unterstützung, Arbeit an der Körperwahrnehmung und familientherapeutische Elemente und regelmäßige Gewichtskontrollen. Die Basisbetreuung läuft über drei Monate. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 5.500 Euro. Eine teilweise Rückerstattung hänge "vom jeweiligen Fall und Versicherer" ab, hieß es vonseiten NoTube auf Anfrage der APA.
"Fast 90 Prozent der bisher Behandelten konnten durch unser Programm deutliche Fortschritte machen und Gewicht zunehmen oder sogar ihr Zielgewicht erreichen", hält Dunitz-Scheer fest. Alleine im heurigen Jahr habe man bereits mehr als ein Dutzend Patientinnen und Patienten erfolgreich behandelt.
Volksschüler können bereits Magersucht-Symptome zeigen
Die Corona-Pandemie und die diversen Krisen machen auch jungen Menschen zu schaffen. Viele von ihnen kämpfen nicht nur mit psychischen Problemen, sondern entwickeln auch Essstörungen – laut Studien sind es sogar um fast die Hälfte mehr als vor der Pandemie. Die Magersucht im Jugendalter ist eine schwere und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. Sie betrifft zu 90 Prozent Mädchen und junge Frauen, aber auch Burschen und junge Männer können daran erkranken.
Das Durchschnittsalter bei Erkrankungsbeginn liegt bei 13 bis 14 Jahren, es gibt laut NoTube aber auch schon Kinder im Volksschulalter, die bereits die typischen Symptome der Magersucht zeigen. Hauptsymptome sind aktiv gewollte, stark reduzierte Nahrungsaufnahme und bewusst herbeigeführte Gewichtsabnahme, die oft mit weiteren Symptomen wie exzessivem Sport einhergeht.