Politik

Nach Schicksalsschlag ging Sebastian Kurz kellnern

Ein langjähriger Wegbegleiter enthüllt in seinem Buch: Sebastian Kurz musste mit 16 kellnern gehen, um die Familie über Wasser zu halten.

Leo Stempfl
Sebastian Kurz arbeitet heute als Unternehmer.
Sebastian Kurz arbeitet heute als Unternehmer.
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

Ein gutes Jahr lang war es still um den "Mister Message Control". Nachdem Gerald Fleischmann als Kanzler-Sprecher und Medienbeauftragter mit Sebastian Kurz die Reißleine zog, kehrte er im Winter 2022 wieder zurück aufs Polit-Parkett und leitet die Pressearbeit der Kanzler-Partei. In der Zwischenzeit hat er ein Buch über die türkise Politikkommunikation geschrieben.

Drive and Care

Das Buch "Message Control" (304 Seiten, 26 Euro) erschien am Samstag im Verlag edition-a. Einer der Unterpunkte im 4. Kapitel "Praxis und Emotion" heißt etwa "Drive and Care". Darin geht es um die "geniale" Strategie der Sozialdemokratie, ihren Gegnern Soziale Kälte vorzuwerfen und wie erste Liberale in den 1970ern und 80ern das zu kontern versuchten. Das dadurch entstandene Konzept: Drive and Care. "Also einerseits der Drive des Konservativen und Wirtschaftsliberalen, aber gleichzeitig das Care-Element der sozialen Wärme", erklärt Fleischmann.

Als eine Anekdote, deren Wahrheitsgehalt Fleischmann offen lässt, bezieht er sich auf einen kleinen Richtungsstreit innerhalb der ÖVP, als noch Josef Pröll Obmann war. Während die JVP vor Kurz gegen Pensionserhöhungen eintrat, hielt sich der neue JVP-Chef Kurz hier zurück und erhöhte sie als Kanzler schließlich sogar selbst fortwährend – die kleinen Pensionen stets mehr als die großen.

Video: Gerald Fleischmann über sein Buch "Message Control"

Kurz musste kellnern

Dieses "Faible" soll mit einem Ereignis zusammenhängen, das den 16-jährigen Kurz nachhaltig geprägt haben soll. Nachfolgend die Passage im Wortlaut:

"Als der junge Sebastian 16 Jahre alt war, verlor sein Vater seinen Job als Techniker bei einem Technologiekonzern. Dabei hatte die Familie ein Jahr lang mitbekommen, wie der Vater und dessen Kollegen an der Nase herumgeführt worden waren, indem ihnen gesagt wurde, dass alle Gerüchte, dass die Firma nach Asien absiedeln würde, nicht stimmen würden. Nach einem Jahr war es aber fix. Das Werk wurde nach China verlegt, sein Vater saß auf der Straße. Der Sohn ging abends kellnern und lief nachts zu Fuß nach Hause, um zum Familieneinkommen beizutragen. Für viele ist das eine Erklärung dafür, warum ein Mann in solch ungewöhnlich jungen Jahren so viel Ehrgeiz, Fleiß und Selbstverzicht an den Tag legen und mit 27 Jahren Außenminister und 31 Jahren Kanzler werden konnte."