Politik
"Mitte Jänner …" – Arzt liefert triste Omikron-Prognose
Die Zahl der Neuinfektionen ist erstmals seit zwei Monaten unter 2.000 gesunken, doch Intensivmediziner Walter Hasibeder warnt vor Omikron.
"Heute": Die Neuinfektionen sind am Montag erstmals seit 2 Monaten unter 2.000 gesunken. Wie beurteilen Sie den Rückgang?
Walter Hasibeder: Auf jeden Fall ist das für uns Intensivmediziner ein Grund zum Aufatmen. Überall gehen die stationären Patienten und damit auch die Intensivpatienten zurück. Dieser Effekt ist nicht in jedem Bundesland gleich, Vorarlberg ist noch sehr belastet. Trotzdem: Diesen Rückgang war das Gute an dem Lockdown.
Es liegen aber immer noch 478 Patienten österreichweit auf Intensivstationen. Wie geht es weiter?
Angesichts der Omikron-Variante ist die Lage auf den Intensivstationen nicht so rosig. Der Grund ist einfach: Corona-Patienten, die invasiv beatmet werden müssen, liegen zumeist lang auf den Intensivstationen, drei bis vier Wochen sind da nichts Ungewöhnliches. Wir rechnen damit, dass Omikron Mitte Jänner so richtig Fahrt aufnimmt in Österreich. Vielleicht sogar schon früher. Mit ein Grund: Bei uns in Tirol landeten jeden Tag Maschinen aus London, schon als noch kein PCR-Test Pflicht bei der Einreise war. So wird sich die hochinfektiöse Variante schnell ausbreiten.
Drohen über die Weihnachtsfeiertage Engpässe auf Intensivstationen?
Nein, das glaube ich nicht. Die Probleme kommen erst im Jänner. In den westlichen Bundesländern kommt noch was dazu. Normalerweise nehmen wir Patienten nach einem Ski-Unfall kurz stationär auf und schicken sie dann in ihre Heimatländer zurück. In der Omikron-Krise werden Hochrisikoländer diese Patienten nicht aufnehmen können, wenn ihre Spitäler überlastet sind. Die Rückführung von Patienten mit Sportverletzungen wird wirklich ein Problem. Natürlich operieren wir einen offenen Oberschenkel sofort und schauen, dass wird diese Patienten dann in ein Heimkrankenhaus bringen. Aber angesichts der Pandemie wird sogar das schwierig werden.
Omikron plus Sportverletzungen könnten Krankenhäuser wieder in Bedrängnis bringen?
Ja, auf jeden Fall.
Müssen Intensivpatienten in Österreich noch in andere Bundesländer verlegt werden?
Nein, nur in seltensten Fällen, wenn der Patient nicht mehr richtig beatembar ist oder die Kriterien für eine Lungentransplantation erfüllt. Da hat das Wiener AKH die meiste Erfahrung.
Wie wird sich Omikron im Jänner auswirken?
Die Hospitalisierungsrate wird stark zunehmen und damit die Belegung der Intensivstationen. Wie stark ist noch unklar. Die Zunahme kommt einfach dadurch, weil wir in Österreich noch eine zu große Impflücke haben, das ist das Problem.