Gesundheit
Mit wie vielen Varianten kann ich mich anstecken?
Die BA.2-Welle hat viele von uns bereits erfasst. Schützt mich diese Infektion vor den neuen BA.4 und BA.5-Varianten? Ein Virologe klärt auf.
Seit Beginn der Pandemie ist das Coronavirus schnell mutiert, um sich an seinen neuen Wirt anzupassen und zu vermehren, denn das ist das Ziel jedes Virus. Das brachte eine Reihe an Varianten hervor, von denen es jedoch nicht alle nach Europa bzw. Österreich geschafft haben: Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon, Eta, Zeta, Iota, Kappa, My, Theta, Omikron. Wer sich über die Namen wundert: Alle Varianten werden nach einem Buchstaben des griechischen Alphabets benannt. Zum einen soll dies die Kommunikation erleichtern, da die griechischen Buchstaben leichter auszusprechen und weniger anfällig für Verwechslungen sind als die aus Buchstaben und Zahlen bestehenden wissenschaftlichen Bezeichnungen. Zum anderen soll vermieden werden, dass Virusvarianten nach dem Land des ersten Nachweises benannt werden, was Stigmatisierung und Diskriminierung nach sich ziehen kann.
Seit Omikron die gefährlichere Delta-Variante abgelöst hat, hat eine große Welle viele von uns erwischt – Gott sei Dank meist mit leichten, erkältungsähnlichen Symptomen wie Halsweh, Husten, Kopfschmerzen. Einige "Glückspilze" hat es bereits mehrmals erwischt – ob geimpft oder nicht. Wie kann das sein? Was bringt die Impfung dann?
Zwei neue Mutationen, BA.4 und BA.5, sorgen in Südafrika aktuell für eine dortige Infektionswelle. "Omikron ist in der Bildung von Varianten sehr kreativ", sagt Virologe Norbert Nowotny im "Heute"-Gespräch. "Zu bedenken ist, dass dort ist jetzt Herbst ist. Wir können lernen, uns auf den Herbst und Winter vorzubereiten. Denn da wird es mit aller Wahrscheinlichkeit wieder eine Coronawelle in Europa und damit auch in Österreich geben."
Momentan nicht tragisch
Die kleine, aber steigende Zahl an BA.4- und BA.5-Fällen müsse man im Auge behalten, meint der Virologe. "Das wird in Österreich sehr gut gemacht. Einerseits mit Proben-Sequenzierungen und Abwasser-Analysen. Daraus wird in den nächsten Wochen eine Tendenz abzulesen sein. Im Moment sind diese etwas über 30 Fälle aber nicht als tragisch einzuordnen." Der Frühling und anstehende Sommer komme uns zugute und im Moment gehen die Experten nicht davon aus, dass BA.4 zu einer Infektionswelle im Sommer führt. Ob sie sich schließlich bis zum Herbst in Österreich durchsetzen wird und BA.2 ablöst, bleibt abzuwarten.
Trotzdem ist und bleibt die Impfung wichtig. Denn sie verhindert einen schweren Verlauf durch den Befall der Lungen, erklärte Virologin Monika Redlberger-Fritz in einem anderen "Heute"-Interview. "Wir wissen bisher, dass BA.4 eine klassische Omikron-Untervariante ist. Sie verursacht – ähnlich wie BA.2 – kein dramatisches Krankheitsbild, wiewohl es Hinweise darauf gibt, dass BA.4 um 20 Prozent ansteckender als BA.2 sein soll.
Ich bin genesen - bin ich geschützt?
Ist man von einer Infektion genesen, hilft das dem Immunsystem sehr wohl gegen eine Reinfektion – allerdings nur für etwa drei Monate und NUR für die Variante, mit der man infiziert war. Denn da verschafft einem der exorbitant hohe Antikörperspiegel einen erhöhten Schutz, der natürlicherweise mit der Zeit abnimmt. Dann ist man infizierbar wie zuvor. Erkrankt man also an BA.2 ist man vor einer Infektion mit BA.4 nicht geschützt. Grund dafür sind die unterschiedlichen Mutationen am Spikeprotein der Varianten, die das Immunsystem unterlaufen.
Ein Beispiel verdeutlicht es: Es gibt über 120 Typen des Schnupfenvirus. Und nur weil man eine hatte, bedeutet das nicht, dass man gegen die anderen 119 geschützt ist. Da jeder Typus seine virologischen Eigenheiten hat, ist das Immunsystem jedes Mal aufs Neue anfällig. Lediglich Kreuzimmunität kann die Symptomatik abschwächen, aber eine Infektion kann nicht verhindert werden.