In Österreichs Schulen fehlen Tausende Lehrkräfte und viele aktive Pädagogen sind von der Politik frustriert. Zum baldigen Schulschluss wagte sich Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Mittwoch live ins Studio der ZIB2 und stellte sich den knallharten Fragen von ORF-Star Armin Wolf.
"Wir wissen sehr genau, wie viele Menschen in welchen Fächern unterrichten und wo es Bedarf gibt. Es hat sich nur gezeigt, dass durch die Pandemie vermehrt Lehreinnen und Lehrer früher in Pension gegangen sind oder aus dem Dienst ausgeschieden sind", erklärt der Bildungsminister den Personalmangel. Das sei ein europaweites Phänomen, mit dem auch seine deutsche Amtskollegin kämpfe.
Lehrer-Image aufpolieren
3.000 Lehrer brauche es, es würden genug Studenten ihr Studium abschließen, aber in einigen Fächern, etwa Mathematik und Chemie, fehle es trotzdem an Absolventen. Der von Wolf ins Spiel gebrachte geographische Gehaltszulage für Bundesländer mit besonderem Mangel, erteilte Polaschek sofort eine Absage. Das würde das Problem nur verlagern, aber nicht lösen.
Bildungsminister Martin Polaschek (VP) zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 29. Juni 2022.
Screenshot ORF
Man müsse jedenfalls den Lehrberuf in der öffentlichen Wahrnehmung attraktiver machen und zeigen, was das nicht für eine schöne Aufgabe sei. "Es passiert großartige Arbeit in den Schulen", dennoch gebe es zahlreiche negative Klischees mit denen er nun aufräumen will. Jedenfalls müssten die Lehrer auch von administrativen Aufgaben entlastet werden, um sich weiter auf die Kernkompetenzen, den Unterricht, konzentrieren zu können.
Vorbereitungen auf Covid-Herbst
Das Bildungssystem werde bei der nächsten Corona-Welle im Herbst zentraler Bestandteil der gesamtstaatlichen Covid-Strategie. "Es macht wenig Sinn weiter vorne Maßnahmen zu treffen, wenn man nicht weiß, wie sich die Zahlen entwickeln. Es wird nicht so sein, dass wir in einer Sekunde auf die andere einen Schalter umlegen", entgegnet er dem Vorwurf, dass die geplante Veröffentlichung der möglichen Maßnahmenpläne am 29. August für die Schulen zu knapp angesetzt sei.
Bildungsminister Martin Polaschek (VP) zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 29. Juni 2022.
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Bildungsminister kurz völlig blank
Auf das Aus der Finanzierung für das Austrian Corona Panel Project (ACPP) angesprochen, kam Polaschek kurz ins Strudeln. Die Finanzierung liege nicht beim Wissenschaftsministerium, dass es hier nun eine Lücke gibt, sei ihm nicht bekannt. Auf Nachhaken des Moderators offenbarte er, überhaupt nichts dazu zu wissen.
"Ich war jetzt zwei Tage in den schulen unterwegs, ich war im Ausland. Es tut mir leid, dieses eine Thema ist nicht an mich herangetragen worden", so der Minister. Er gelobte aber, dass er sich das "anschauen werde" – übrigens nicht das erste Mal an diesem Abend, dass dieses Versprechen fiel.
Bildungsminister Martin Polaschek (VP) zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 29. Juni 2022.
Screenshot ORF
Polaschek enthüllt private Details
Und welche Schulnote würde sich Polaschek nach einem Jahr als Minister selber geben? "Ich glaube, man soll sich nicht selber benoten, weil man da nicht objektiv ist. Das wäre nicht fair und funktioniert nicht", lautete die diplomatische und ausweichende Antwort.
Dann enthüllte er aber noch ungewohnt private Details: Das Ministeramt habe für ihn als Polit-Quereinsteiger auch persönlich massive Umstellungen mitgebracht. "Am meisten überrascht hat mich, dass man keine Minute mehr Privatleben hat. Man steht ständig unter Beobachtung."
Keine Zeit
Ohne eine Pause formulierte er auch gleich noch sanfte Kritik an der pointierten Fragestellung von Anchorman Wolf hinterher. In Interview-Situationen bekomme er nur selten die Möglichkeit, in Ruhe auf die Fragen zu antworten. "Es geht immer nur um punktuelle Antworten, bei der man irgendwie möglicherweise nicht in ein so gutes Licht gerät, wie man es verdient hätte", sagt er mit einem Lächeln.
Bildungsminister Martin Polaschek (VP) zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 29. Juni 2022.
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"Dass TV-Interviews nicht stundenlang dauern, wussten Sie aber vorher auch schon", biss Wolf höflichst zurück. Das Geplänkel endete aber in zumindest offen zur Schau getragenen Freundlichkeit. Mit einem breiten Lachen im Gesicht verabschiedete sich der Minister: "Ja, das weiß ich natürlich, aber ich hätte mir gedacht, dass wir auch ein bisschen mehr auf die Punkte kommen, die mir wichtig sind."
Hoppala von Armin Wolf
Kurz darauf kam es noch zu einem kurzen Hoppala durch Armin Wolf. Der Star-Journalist drehte sich von seinem Studiogast weg und zur falschen Kamera. Er bemerkte das aber sofort und rückte sein Konterfeit wieder ins rechte Licht: "Pardon, da sind Sie", entschuldigte er sich bei den Zuschauern.
Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, auch nach dem Abschied Polascheks aus dem ZIB2-Studio noch das letzte Wort zu haben: "Auch wenn den Interviewten Fernseh-Interviews manchmal sehr kurz erscheinen, waren wir doch zu lange und müssen uns leider schon an dieser Stelle von allen verabschieden, die via 3.Sat mit dabei sind. Einen schönen Abend noch aus Wien."
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