"Heute" fragte Parteichefs

So soll Wohnen in Wien wieder leistbar werden

Viele Wiener haben Angst vor der nächsten Mietabrechnung. Parteien versprechen Lösungen – doch wer hat den besten Plan für leistbares Wohnen?
Christoph Weichsler
24.03.2025, 06:15

Wohnen wird für viele Wiener unbezahlbar! Fast 19 Euro kostet der Quadratmeter, eine 50-Quadratmeter-Wohnung schlägt mit rund 950 Euro zu Buche – und das ohne Betriebskosten. Wer sich eine größere Wohnung mit Platz für Kinder oder Haustiere wünscht, muss oft tief in die Tasche greifen.

Alle Spitzenkandidaten der Wien-Wahl: So wollen sie Wohnen wieder leistbar machen.
picturedesk / iStockphoto / Sabine Hertel / Helmut Graf / Denise Auer ("Heute"-Montage)

Besonders betroffen sind Familien, Geringverdiener und Pensionisten. Eine vierköpfige Familie muss monatlich rund 4.433 Euro für den gesamten Lebensunterhalt aufbringen, davon allein 1.149 Euro für Lebensmittel. Wer in einer kleinen Wohnung lebt, kommt zwar günstiger weg – doch selbst eine Einzelperson braucht durchschnittlich 1.730 Euro monatlich. Doch mit explodierenden Mietpreisen bleibt am Ende kaum noch Geld für Essen, Strom oder Heizung.

Die Parteien versprechen Lösungen – doch wie wollen sie die Wohnkrise wirklich bekämpfen? "Heute" hat bei den Spitzenkandidaten der Wien-Wahl nachgefragt!

Michael Ludwig (SPÖ): "Der soziale Wohnbau ist Wiens Stärke"

Für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist klar: "Wien ist internationale Vorreiterin, wenn es um leistbares Wohnen geht." Sein Lösungsansatz? Mehr geförderte Wohnungen, um den gesamten Markt zu entlasten. Besonders für junge Menschen setzt Ludwig auf gezielte Maßnahmen. "Mit Jahresbeginn haben wir einen Mietpreisdeckel für Studenten- und Lehrlingsheime eingeführt." Diese Regelung gilt für Heime, die mit Landesförderung errichtet wurden. Doch reicht das aus?

Beim Thema Mietregulierungen zeigt sich Ludwig offen. "Die Einschränkung von befristeten Mietverträgen ist ein positiver Schritt in Richtung fairer Wohnmarkt." Doch langfristig müsse der Neubau weiter forciert werden, um Druck vom Markt zu nehmen. Ein weiteres Problem sieht Ludwig in der Zweckentfremdung von Wohnraum durch Airbnb und andere Kurzzeitvermietungen. Die Stadt Wien gehe dagegen bereits hart vor: "Wir setzen seit Jahren auf strenge Regeln und Kontrollen, um illegale Vermietungen zu stoppen." Eine eigene Baupolizei sei für die Überprüfung zuständig.

Mahrer (VP): "Wien baut zu wenig – das treibt die Preise nach oben!"

Die ÖVP Wien sieht die Hauptschuld für die Wohnkrise bei der Stadtregierung. Spitzenkandidat Karl Mahrer warnt: "Die Stadt Wien hat in zehn Jahren über 220.000 Menschen aufgenommen, aber nur 1.400 Wohnungen gebaut." Die Nachfrage ist viel höher als das Angebot, was laut Mahrer die Mietpreise explodieren lässt. "Es braucht eine echte Wohnungsoffensive. Die Stadt muss mehr leistbaren Wohnraum schaffen, anstatt den freien Markt durch zu viele Regulierungen weiter einzuengen."

Zusätzlich sieht die ÖVP eine massive Belastung durch steigende Betriebskosten im Gemeindebau. "Die Stadt Wien erhöht laufend die Betriebskosten. Das trifft vor allem Pensionisten und Familien, die schon jetzt am Limit sind." Auch beim Thema Eigentum fordert Mahrer mehr Unterstützung für Wienerinnen und Wiener. "Wien ist mit 19 % Eigentumsquote das Schlusslicht in Österreich. Wir müssen wieder leistbares Eigentum schaffen – etwa durch Miet-Kauf-Modelle und bessere Finanzierungsangebote."

Beim Thema Airbnb setzt Mahrer auf ein ausgewogenes Konzept. "Es braucht klare Regeln für den sozialen Wohnbau, aber wir dürfen nicht zu drastisch in Eigentumsrechte eingreifen."

Pühringer (Grüne): "Wohnen ist ein Grundrecht!"

Die Grünen schlagen Alarm: "Das Zuhause wird für immer mehr Menschen in Wien zu teuer", sagt Spitzenkandidatin Judith Pühringer. Laut ihr zahlen 40 Prozent der Wiener mehr als ein Viertel ihres Einkommens für Miete – das sei ein untragbarer Zustand. Als Lösung fordern die Grünen eine Mietzinsobergrenze für Wohnungen, die älter als 25 Jahre sind. Lagezuschläge sollen abgeschafft und befristete Mietverträge massiv eingeschränkt werden, damit Mieterinnen und Mieter langfristig planen können.

Besonders drastisch ist für die Grünen das Problem des Leerstands. "In Wien gibt es mindestens 80.000 leerstehende Wohnungen. Viele davon werden bewusst zurückgehalten, um die Preise künstlich hochzuhalten." Deshalb fordern die Grünen eine Leerstandsabgabe, um Spekulation mit Wohnraum zu verhindern. Auch bei Airbnb haben die Grünen eine klare Position. "Die Umwandlung von Wohnungen in Tourismusappartements verschärft die Wohnraumknappheit. In Neubau sind bereits 4 % aller Wohnungen auf Airbnb – das muss aufhören."

Nepp (FPÖ): "Gemeindebauten nur für Staatsbürger!"

Die FPÖ Wien geht einen anderen Weg: Sie fordert eine Vergabe von Gemeindewohnungen ausschließlich an österreichische Staatsbürger. Spitzenkandidat Dominik Nepp kritisiert: "Immer mehr Gemeindewohnungen gehen an Nicht-Österreicher, während viele Wiener jahrelang auf eine leistbare Wohnung warten müssen." Ein weiteres großes Problem sieht die FPÖ in den steigenden Kosten für Mieter. "Die Stadt Wien treibt mit ihren Abgaben die Wohnkosten in die Höhe. Die Mieten im Gemeindebau und die Gebühren müssen auf den Stand von 2020 zurückgesetzt werden."

Auch die Sicherheit in Wohnanlagen ist für die FPÖ ein großes Thema. "Es gibt immer mehr Probleme mit kriminellen Strukturen in Gemeindebauten. Die Stadt muss hier durchgreifen und Problemfälle schneller delogieren." Beim Thema Airbnb zeigt sich Nepp zurückhaltend. "Private Eigentümer sollen selbst entscheiden können, was sie mit ihrer Wohnung machen. Nur illegale Untervermietungen im sozialen Wohnbau müssen strenger kontrolliert werden."

Neos: "Entbürokratisierung & Vereinfachung der Vermietung!"

Die Neos sehen die steigenden Wohnkosten als eine der größten Belastungen für Wiener, insbesondere für junge Menschen, die immer weniger Chancen auf den Erwerb von Eigentum haben. Sie machen die hohen Baukosten und die ineffiziente Vergabe von geförderten Wohnungen für die Probleme verantwortlich. Mit einer Bauordnungsnovelle möchten sie die Baukosten senken und durch Nachverdichtung und Vereinfachung der Bauvorschriften soll mehr Wohnraum geschaffen werden.

Zudem soll ein Einkommensmonitoring im Gemeindebau eingeführt werden, um sicherzustellen, dass geförderte Wohnungen denen zugutekommen, die sie wirklich benötigen. Im Gegensatz zu anderen Parteien lehnen die Neos Mietendeckel und Leerstandsabgaben ab, da sie keine nachhaltige Lösung darstellen. Stattdessen setzen sie auf eine Entbürokratisierung des Mietrechts und eine Vereinfachung der Vermietung, um den Markt zu entlasten und Mieten langfristig zu senken.

Wohnen wird Existenzfrage

Die Wohnkrise in Wien spitzt sich weiter zu. Während Mieten steigen, bleibt vielen kaum noch Geld für den Alltag. Die Politik verspricht Lösungen – doch ob neue Regulierungen, mehr sozialer Wohnbau oder stärkere Förderungen wirklich helfen, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Für immer mehr Wiener wird Wohnen zur Existenzfrage.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 24.03.2025, 06:15
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite