Gesundheit

Mehr undiagnostizierte HIV-Fälle bei Hetero-Männern

Rund ein Drittel der HIV-Infektionen wird durch Auslandsreisen importiert, sagt eine Studie aus der Schweiz. Dunkelziffer bei Hetero-Männern vermutet.

Sabine Primes
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Ja, HIV ist noch immer aktiv.
Ja, HIV ist noch immer aktiv.
Getty Images/iStockphoto

In Österreich und der Schweiz erfahren jährlich jeweils bis zu 400 Menschen, dass sie mit HIV infiziert sind. Fast ein Drittel der Fälle sind wohl auf Auslandsreisen oder Migration zurückzuführen, berichtet die österreichische Forscherin Katharina Kusejko. Bei heterosexuell aktiven Männern ortet sie eine gewisse Dunkelziffer, und Drogenkonsum mittels Spritzen verursache immer weniger Infektionen. Die Studie ist im "Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes" erschienen.

Kusejko, die am Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich arbeitet, erstellte mit Kollegen einen HIV-Stammbaum aus Virus-Erbgut-Daten der österreichischen HIV-Kohortenstudie (von 3.141 Patienten) und der Schweizer HIV-Kohortenstudie (12.902 Patienten) sowie der internationalen "Los Alamos Datenbank". "Damit konnten wir das HIV-Übertragungsnetzwerk in den beiden Ländern charakterisieren", so die Forscherin.

AIDS ("acquired immune deficiency syndrome", übersetzt "erworbenes Immunschwächesyndrom") ist eine erworbene Immunschwächekrankheit. Sie ist das Endstadium einer HIV-Infektion. Der Erreger, das HI-Virus ("human immunodeficieny virus", übersetzt: menschliches Immunschwäche-Virus), befällt bestimmte Zellen des Immunsystems. Es wird vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, weshalb man Safer Sex mit Kondomen praktizieren sollte. Denn nur Kondome können - bei richtiger Verwendung - eine Infektion mit HIV verhindern. Eine HIV-Infektion ist noch nicht heilbar, aber inzwischen sehr gut zu behandeln. Je früher man mit der Behandlung beginnt, desto besser sind die Überlebenschancen.
Diagnostiziert wird eine HIV-Infektion mittels Bluttest auf HIV-Antikörper. Eine sichere Diagnose ist erst drei Monate nach der Ansteckung möglich.
Die ersten Symptome einer HIV-Infektion tauchen innerhalb von sechs Tagen bis sechs Wochen, am häufigsten aber zwei Wochen nach der Ansteckung auf. Sie ähneln einem grippalen Infekt: Kopfschmerzen, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Fieber.
Im Wiener Aidshilfe-Haus werden Aidstests anonym und kostenlos angeboten.

Länderübergreifende Übertragungsnetzwerke

Sowohl bei den österreichischen als auch den Schweizer HIV-Infektionen waren etwa ein Drittel der "nachvollziehbaren Übertragungsketten" mit nicht-inländischen HIV-Sequenzen verknüpft. "Das bedeutet, dass länderübergreifende Übertragungsnetzwerke eine zentrale Rolle für die HIV-Epidemie spielen", erklärte Kusejko der APA. Dies sollte man bei den Präventionsstrategien berücksichtigen.

"In beiden HIV-Studien waren unter Patienten mit heterosexuellem Übertragungsweg Frauen überproportional vertreten im Vergleich zu Männern", so die Mathematikerin: "Das bedeutet, dass es bei heterosexuell aktiven Männern wohl mehr undiagnostizierte HIV-Infektionen gibt." Der HIV-Stammbaum zeigte überdies aber recht wenige Übertragungsketten via intravenösem Drogenkonsum. "Das verdeutlicht den Erfolg der Eliminationsstrategie dieses Übertragungsweges", meint sie.