Niederschwellige Dokumentation

MedUni Wien – neue Untersuchungsstelle für Gewaltopfer

Von Gewalt können Personen jeden Alters und Geschlechts betroffen sein. In Wien wurde nun eine Untersuchungsstelle für Betroffene eingerichtet.
Jana Stanek
08.01.2025, 18:01

Besonders, wenn es nach einer Gewalttat zu einem gerichtlichen Verfahren kommt, ist die Dokumentation der zugefügten Verletzungen ein wichtiges Beweismittel. Deswegen wurde am 8. Jänner in Wien eine niederschwellige Anlaufstelle für Gewaltbetroffene von der Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Wien eingerichtet. So sollen wichtige Spuren gesichert werden. In weiterer Folge soll das Angebot in ganz Österreich ausgeweitet werden.

Gerichtsverwertbare Dokumentationen

Eine erste Untersuchungsstelle wurde bereits im Mai 2024 in Graz eingerichtet, 250 Fälle wurden seither dokumentiert. "So hohe Fallzahlen in so kurzer Zeit zeigen die Wichtigkeit des Projektes, denn das entspricht circa einer Person täglich" so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Die Grünen). "Es ist wichtig, gerichtsverwertbare Dokumentationen zu erstellen und Verletzungen zu aufzuzeichnen. Das führt zu einer Steigerung der Verurteilungsquoten vor Gericht", so der Minister. Die Stelle in Wien ist auf den Grazer Zahlen basierend für rund 1.000 Betroffene ausgelegt. "Diese Untersuchungsstelle bietet jedem, also Männern und Frauen, die Möglichkeit kostenfrei, niederschwellig und ohne zwingende Anzeige Spuren sichern zu lassen", erklärt Nikolaus Klupp, Leiter des Zentrums für Gerichtsmedizin und der Untersuchungsstelle.

Auch Tests auf "K.o.-Tropfen"

Die Untersuchungsräumlichkeiten im Zimmermannplatz 1 in Wien Alsergrund sind beide recht klein, denn der Großteil der Untersuchungen findet in den Krankenanstalten statt. Die Untersuchungsstelle gilt als Hilfe für die jeweiligen Ärzte, um Spuren verfahrenstauglich zu sichern. Wichtig ist, dass die Untersuchungsstelle nicht als Erstanlaufstelle für Gewaltbetroffene zu verstehen ist: "Sobald die Person behandlungsbedürftige Verletzungen hat, muss sie in eine Krankenanstalt. Wenn es nicht behandlungsbedürftige Verletzungen oder Hämatome sind, wird die Person sehr wohl hier hergebeten", erklärt der Leiter der Untersuchungsstelle. Auch Untersuchungen bei Verdacht auf K.-o.-Tropfen werden angeboten.

Budget bis Ende 2025 gesichert

Das Team der Untersuchungsstelle besteht derzeit aus vier Allgemeinmedizinerinnen, zwei weitere sollen noch hinzukommen. Auch zwei Administratorinnen sind vor Ort, geplant ist noch eine Lotsin, welche die betroffenen Personen nachversorgt, einzustellen. Die Öffnungszeiten der Stelle sind derzeit Werktags von 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen hat sie 24 Stunden lang geöffnet.

"Die Kapazitäten sind derzeit für 1.000 Betroffene ausgelegt. Wenn die Kapazitäten nicht mehr ausreichend sind, ist es mit dem Bundesministerium abgesprochen, dass noch zwei Allgemeinmedizinerinnen hinzugenommen werden können, um einen Permanentdienst anbieten zu können", fügt er hinzu. Die Finanzierung sei bis 31. Dezember 2025 gesichert: "Ich glaube, es ist politisch nicht vertretbar, eine solche Einrichtung einfach abzustellen, egal um welche Regierung es sich in Zukunft handeln wird", so Klupp

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