Politik
"Man wendet sich ab" – Grosz greift ORF-Star frontal an
"Make Austria Grosz Again" – Ex-BZÖ-Chef Gerald Grosz will Bundespräsident werden. Im ORF setzte er zum Frontalangriff auf Sender und Moderator an.
Ex-BZÖ-Chef Gerald Grosz eröffnete am späten Donnerstagabend die TV-Interviews des ORF mit den Bundespräsidenten-Kandidaten in der "ZIB2". Und der Blogger ging gleich voll auf Konfrontation mit Moderator Martin Thür. Ob er ein Spaßkandidat sei? Auf die Frage ging er gleich gar nicht ein, sondern startete damit, den ORF dafür zu kritisieren, in einem Sende-Beitrag über seine Person ausgerechnet seinen "Polit-Konkurrenten" Sebastian Bohrn Mena befragt zu haben, der ihn als ungeeignet für das Amt bezeichnet hatte. "Man erkennt den Zweck und wendet sich ab", erklärte der Hofburg-Kandidat.
Es gebe zwei Zugänge zum Amt des Bundespräsidenten, so Grosz, "die Kutte macht den Mönch", entweder das Amt verändere den Menschen oder der Mensch verändere das Amt, so der Kandidat. Grosz stehe zu harten Worten, hieß es dann, und er schoss gleich einige nach: "Sanktionitis", "Coronitis" und Co. hätten die EU und Österreich befallen – er dagegen stehe für die Meinung der Mehrheit der Bevölkerung. Was ihn von den anderen Kandidaten im "rechten Lager" unterscheide? Er suche das Duell mit Alexander Van der Bellen, "an ihm möchte ich mich reiben", nicht an seinen Konkurrenten, so Grosz.
„"Anstalt von abnormen Rechtsbrechern in Brüssel"“
Die nächste Attacke folgte sofort: Er habe per Notariatsakt verpflichtet, die Regierung zu entlassen, erklärte er. Auf die Nachfrage von Thür, dass dies auch MFG-Kandidat Michael Brunner sagte, empfahl Grosz dem Moderator, "noch einmal recherchieren, dann geht's auch besser" – seiner Behauptung nach habe Brunner dies nicht unter Eid getan. Generell müsse "bei allem dem Wahnsinn, der aus Brüssel gekommen" sei und bei dem "Sanktionswahn, der sich gegen uns selbst richtet", das Volk befragt werden. Auch, ob wir noch bei der "Anstalt von abnormen Rechtsbrechern in Brüssel" sein wollen, so Grosz.
Dass Grosz einst beim BZÖ, das sogar den Nato-Beitritt gefordert hatte, noch ganz anders eingestellt war, bestritt Grosz vehement. Hätte Moderator Thür "Mäuschen" bei den BZÖ-Sitzungen gespielt, hätte er das Poltern des damaligen BZÖ-Politikers dagegen vernommen, so Grosz. Auf Thürs Statement, Grosz habe damals geschwiegen und nicht gepoltert, zeigte sich der Hofburg-Kandidat verstimmt – er habe sicher nicht geschwiegen und sei schon immer Revoluzzer gewesen, so Grosz. Versöhnlich wurden dann auch die abschließenden Fragen nicht mehr abgehandelt, vor allem das Thema Korruption.
„"Tränen der Freude über meine Kandidatur waagrecht herausspritzen"“
Während Grosz behauptete, nie auch nur in die Nähe eines Korruptionsverdachts geraten zu sein, hielt im Thür eine Rechnung mit einer Zahlung über 60.000 Euro des Glücksspielkonzerns Novomatic in seiner Zeit als BZÖ-Politiker für die Parteizeitung vor – in der dann nie ein entsprechendes Inserat erschienen sein soll. Er habe das damals nicht gewusst und erst drei Jahre später erfahren, dass es sich um den Glücksspielkonzern gehandelt habe, so Grosz – und es sei trotzdem alles korrekt abgelaufen.
Wenn er, Grosz, sich aber ansehe, was der ORF von Novomatic für "Licht ins Dunkel" kassiere, hätte er sich mit 60.000 Euro nicht abgefunden, hieß es. Und dann wandte sich Grosz noch direkt an den Moderator: Thür würden "die Tränen der Freude über meine Kandidatur waagrecht herausspritzen", setzte der Kandidat eine abschließende Spitze.