In Hotel festgehalten

Mädchen missbraucht – 2 Peiniger bekommen keine Strafe

Monatelang soll eine Kinderzimmer-Bande ein junges Mädchen in Wien missbraucht haben. Fix ist: für zwei Peiniger wird es keine Strafe geben!

André Wilding
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    In der Nähe des Favoritener Antonsplatzes soll es in einer leerstehenden Wohnung zum Missbrauch gekommen sein.
    In der Nähe des Favoritener Antonsplatzes soll es in einer leerstehenden Wohnung zum Missbrauch gekommen sein.
    Heute

    Der Fall eines 12-jährigen Mädchens, das von einer Bande von großteils Jugendlicher über Monate hinweg schwer sexuell missbraucht und in mindestens einem Fall auch vergewaltigt wurde, schockt noch immer.

    Der Anwalt des Opfers, Sascha Flatz, schildert nun, dass in einem zweiten Fall der Tatbestand der Vergewaltigung vorliegen könnte. Das Kind wurde laut dem Opferanwalt in einem Hotelzimmer festgehalten.

    "Mädchen ist sehr tapfer"

    "Dem Mädchen geht es den Umständen entsprechend. Sie ist sehr tapfer und versucht mit der Situation zurecht zu kommen. Grundsätzlich macht sie das, was Kinder sehr oft machen, die Opfer von Straftaten geworden sind, dass sie das verdrängen", erklärt Flatz im Gespräch mit Puls 24.

    Die 12-Jährige habe auch "Erinnerungslücken" und genau "da sind wir jetzt dran, das aufzuarbeiten, dass wir ihr hier auch wirklich helfen, sich an alles zu erinnern. Das Verdrängte wieder zurückzurufen, weil man das eben für das Strafverfahren braucht."

    Mädchen festgehalten

    Laut dem Anwalt des Mädchens müsse man in dem Fall auch beachten, dass die Täter alles bestreiten. Es gäbe aber andere Indizien, die ihre Glaubwürdigkeit untermauern, wie etwa, dass sie nicht aus dem Hotelzimmer rausgehen konnte.

    "Und genau da sind wir jetzt dran, dass sie sich möglichst genau daran erinnern kann. Ich versuche sie so gut wie möglich darauf vorzubereiten, dass es hier nicht zu einem Fehlurteil kommt", stellt der Jurist gegenüber Puls 24 weiter klar. Außerdem erklärt Flatz weiter, dass sich das Mädchen in einem "Teufelskreis" befunden hätte.

    Teufelsspirale

    "Es gab den ersten Übergriff, der ganz klar eine Vergewaltigung war. Da sagt das Mädchen auch ganz klar, dass dort Gewalt angewendet worden ist und dann kam sie in diese Teufelsspirale, wo die Täter sie immer wieder genötigt haben, dass sie hier weitermacht und ihr auch gedroht haben, dass sonst Videos veröffentlicht werden oder es wird den Eltern gesagt", so Flatz.

    Und bei dem Vorfall im Hotelzimmer sei der Fall auch ganz klar: "Da sitzt ein Kind und ist umringt von, ich glaube 13 Männern, die sie nicht rauslassen. Da braucht es dann nicht mehr viel Gewalt. Da reicht es, wenn man sagt: 'Ok, du bleibst hier!'". Das Mädchen sei erst einmal zu den Vorfällen einvernommen worden, wo der Vorfall im Hotel nicht ausführlich erörtert worden sei.

    "Besondere Erniedrigung"

    Das müsse laut Flatz nun noch einmal "alles" ausgesagt werden, weil "die Staatsanwaltschaft braucht eine Aussage, um hier Anklage zu erheben". In dem Hotelzimmer hätten sich laut Aussage des Anwalts sämtliche Beteiligte der Vergewaltigung schuldig gemacht – und außerdem hätte eine "besondere Erniedrigung" des Opfers stattgefunden. Das habe auch eine "massive Erhöhung" des Strafrahmens zur Folge.

    Das Mädchen werde derzeit betreut und Flatz möchte das Mädchen so gut wie möglich auf den Prozess vorbereiten. Opfer müssten in einem Rechtsstaat auch aktiv mitarbeiten, dass es "zu gerechten Urteilen kommt." Fehlurteile würden häufig auch deshalb passieren, weil die "Aussagen der Opfer" oftmals nicht klar seien.

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      Über Monate hinweg sollen mehrere Jugendliche – insgesamt 17 an der Zahl – ein 12-jähriges Mädchen im vergangenen Jahr in der Bundeshauptstadt sexuell missbraucht und die abscheulichen Taten auch mit ihren Smartphones aufgenommen haben.
      Über Monate hinweg sollen mehrere Jugendliche – insgesamt 17 an der Zahl – ein 12-jähriges Mädchen im vergangenen Jahr in der Bundeshauptstadt sexuell missbraucht und die abscheulichen Taten auch mit ihren Smartphones aufgenommen haben.
      Sabine Hertel

      Von den Peinigern des Opfers befindet sich aktuell niemand in Haft. Im Jugendstrafrecht werde laut dem Anwalt auch "sehr selten Untersuchungshaft" verhängt. "Deshalb sind die alle auch auf freiem Fuß", so Flatz gegenüber Puls24. Zwei Täter seien auch unter 14 Jahre alt, also nicht strafmündig! Bedeutet: Die beiden Peiniger werden gar keine Strafe bekommen.

      "Dringender Reformbedarf"

      "Nach der derzeitigen Rechstslage werden die beiden überhaupt nichts zu erwarten haben, also keine Strafe. Wenn jetzt irgendwann eine Gesetzesänderung kommen sollte, was ich sehr stark befürworte, dann würde das in diesem Fall auch nicht mehr zur Anwendung kommen, weil immer das günstigere Gesetz gilt."

      Laut Flatz würde hier aber "dringender Reformbedarf" bestehen, damit man "sich nicht einfach jetzt so hinstellt und sagt: 'Ja, da kann man jetzt nichts machen und die sehen das Unrecht ihrer Taten nicht ein!" Das würde der Jurist überhaupt nicht so sehen. Denn: "Ein 13-Jähriger kann selbstständig denken und er weiß auch ganz genau, wenn er jemanden vergewaltigt, dass das verboten ist und dass er einen Menschen hier innerlich zerstört!"

      Für die Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung

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        <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
        21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
        REUTERS
        wil
        Akt.