Gesundheit

Machen Kopfverletzungen dumm? Studie klärt auf

Kanadische Forscher sind der Frage nachgegangen, ob sich eine Gehirnerschütterung im Kindesalter auf das Ergebnis bei einem IQ-Test auswirkt.

Sabine Primes
Dass Kinder sich verletzen, kann man als Eltern nie 100-prozentig verhindern. 
Dass Kinder sich verletzen, kann man als Eltern nie 100-prozentig verhindern. 
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Die Angst, dass die Kinder sich verletzen, gehört wohl zum Elternsein dazu – vor allem, wenn es um Kopfverletzungen geht. Aber selbst wenn das Kind auf dem Spielfeld einen Schlag auf den Kopf bekommt, hat eine neue Studie beruhigende Neuigkeiten: Es gibt keine Beweise dafür, dass eine Gehirnerschütterung den Intelligenzquotient (IQ) eines Kindes negativ beeinflusst.

Die Forscher fanden heraus, dass Kinder und Jugendliche mit einer Gehirnerschütterung im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen mit Knochenbrüchen oder verstauchten Knöcheln bei IQ-Tests bis zu drei Monate nach der Kopfverletzung genauso gut abschnitten. Die Studie wurde die in der Zeitschrift "Pediatrics" veröffentlicht.

Gehirnerschütterungen sind eine Art von traumatischen Hirnverletzungen, die auftreten, wenn das Gehirn im Schädel herumgeschubst wird. Dies kann verschiedene unmittelbare Symptome wie Kopfschmerzen, Verwirrung, Schwindel und ein allgemeines Unwohlsein verursachen.

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    Eine Studie aus London zeigt, dass nach einer Covid-19-Erkrankung der Verlust geistiger Fähigkeiten möglich ist.
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    Getty Images

    Keine Beeinträchtigung des IQ

    Die Ergebnisse, die aus den Notaufnahmen von Kinderkliniken in Kanada und den Vereinigten Staaten stammen, zeigen, dass der IQ und die Intelligenz durch Gehirnerschütterungen bei Kindern nicht in klinisch bedeutsamer Weise beeinträchtigt werden. Die Studie vergleicht 566 Kinder mit Gehirnerschütterung mit 300 Kindern mit orthopädischen Verletzungen (hauptsächlich Knochenbrüche oder Gelenkverstauchungen). Die Daten stammten von Acht- bis 16-Jährigen. Frühestens drei Tage und spätestens drei Monate nach der Verletzung wurden IQ-Tests durchgeführt.

    Es zeigte sich, dass Kinder mit einer Gehirnerschütterung zu beiden Zeitpunkten ähnliche IQ-Werte aufwiesen wie Kinder mit orthopädischen Verletzungen. Die durchschnittlichen Ergebnisse beim Gesamt-IQ und bei Untertests zu Wortschatz und logischem Denken lagen in beiden Verletzungsgruppen "deutlich innerhalb" des normalen Bereichs. Selbst wenn Kinder in der Vergangenheit eine Gehirnerschütterung hatten oder schwerwiegendere aufwiesen, schien dies ihre IQ-Testleistung nicht zu beeinträchtigen, so die Studie.

    "Wir können zeigen, dass selbst in den ersten Tagen und Wochen nach einer Gehirnerschütterung, wenn Kinder Symptome wie Schmerzen und langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit zeigen, ihr Intelligenzquotient nicht beeinträchtigt wird. Drei Monate später, wenn sich die meisten Kinder von ihren Gehirnerschütterungssymptomen erholt haben, ist es wieder dasselbe", sagt die leitende Forscherin, Ashley Ware.

    Verhalten bei Gehirnerschütterung

    Generell gilt: Verletzt sich das Kind – oder auch ein Erwachsener – am Kopf und zeigt danach anhaltende Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen oder schlechtes Sehen, ist ein Arzt aufzusuchen. Blutet derjenige aus dem Ohr, besteht sogar Lebensgefahr. Handelt es sich "nur" um eine unkomplizierte Gehirnerschütterung, sollte man ein oder zwei Tage ruhig bleiben und dann allmählich wieder in den Alltag zurückkehren. Man sollte zwar nicht wieder Sport treiben oder anderen Aktivitäten nachgehen, die zu wiederholten Kopfverletzungen führen könnten, doch leichte Bewegung – etwa ein Spaziergang – kann bedenkenlos gemacht werden.