Gesundheit
Long Covid wird immer mehr zum sozialen Problem
Die Nachwehen einer Corona-Infektion werden für immer mehr Menschen zum Problem. Nun wird die Politik zum Handeln aufgefordert.
Während bereits mehrere Corona-Maßnahmen in Österreich gelockert wurden und die Infektionszahlen talwärts fallen, scheint die Pandemie, zumindest vorerst wieder, überwunden zu sein. Doch viele Bürgerinnen und Bürger schleppen die Erkrankung noch immer mit sich herum, sie leiden unter Long Covid und sind auch Monate nach der Infektion stark vom Virus betroffen.
Knapp 400.000 Long-Covid-Patienten in Österreich
Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass knapp zehn Prozent aller Infizierten unter den Nachwehen einer Infektion zu leiden haben. Für Österreich bedeutet das, dass circa 400.000 Menschen unter Long Covid leiden. Ihre Symptome umfassen Atemnot, ein ständiges Druckgefühl auf der Brust sowie ständige Müdigkeit. Manche von ihnen sind bereits so gekennzeichnet, dass sie selbst vom Zähneputzen erschöpft sind.
Der Standard berichtet, dass Patientinnen und Patienten oft nicht weiterwissen. Betroffeneninitiativen wie der Verein Long Covid Austria kritisieren das österreichische Gesundheitssystem, das immer noch nicht weiß, wie man mit den Betroffenen umgehen soll. Einige Krankenhäuser hätten zwar eigene Stationen eröffnet, der Andrang sei jedoch so groß, dass Erkrankte ein halbes Jahr und mehr auf einen Platz warten müssten.
Maarte Preller von Long Covid Austria würde von der Regierung eine zentrale Plattform fordern, wo Betroffene einen Befund und eine Diagnose erhalten müssen. Dafür müsste man nun endlich Geld in die Hand nehmen, das habe die Politik jedoch bisher noch nicht eingesehen, kritisiert Preller.
Fachärztemangel verschlechtert Situation
Die derzeitige Lage sei jedenfalls nicht mehr hinnehmbar. So müssten erst kürzlich erkrankte Personen von Allgemeinmediziner zu Allgemeinmediziner springen, sich untersuchen lassen und dann zu einem Facharzt weiter verwiesen werden. Insbesondere in ländlichen Regionen, die stark von einem Fachärztemangel betroffen sind, würde die Befundsuche zu einer Odyssee werden.
Prellers Verein fordert Diagnosezentren, wo alle Untersuchungen gebündelt werden. Ihren Vorschlag unterstützen auch namhafte Expertinnen und Experten, wie beispielsweise die Immunologin Eva Untersmayr-Elsenhuber von der Med-Uni Wien und der Neurologe Michael Stingl. Sie wollen die Zentren nach dem Vorbild des Charité-Fatigue-Zentrums in Berlin errichten.
Die Zentren seien zudem aus einem weiteren Grund wichtig. Viele Betroffene sind nicht mehr in der Lage zu arbeiten und noch im Krankenstand. Sie müssen nun Anträge auf Rehabilitationsgelder einreichen, um weiter Krankengeld zu bekommen. Derzeit würden jedoch viele Anträge abgelehnt werden, da den Betroffenen oft ein entsprechendes Gutachten fehlt. Ein umfassendes Diagnostik-Zentrum würde dies jedenfalls ändern.