Gesundheit

Lösen TikTok-Videos tatsächlich Tourette-Syndrome aus?

Das Phänomen "TikTok-Tics" ist langsam im Umlauf. Immer mehr Jugendliche entwickeln auf der Videoplattform schädliche Tourette-artige Störungen.

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Je mehr Videos du über die neuropsychiatrische Erkrankung anschaust, desto eher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du ebenfalls sogenannte "Tics" entwickelst.
Je mehr Videos du über die neuropsychiatrische Erkrankung anschaust, desto eher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du ebenfalls sogenannte "Tics" entwickelst.
Getty Images

Inmitten der Pandemie scheint sich ein weiterer Ausbruch zu verbreiten. Junge TikTok-User, die viele Videoinhalte über Tourette-Störungen konsumieren, scheinen im Laufe der Zeit selber "Tics" zu entwickeln. Ärzte stimmen zu, dass diese wunderliche Nebenwirkung durchaus möglich ist, wenn die entsprechenden Videos öfters gesehen werden. Es stellt sich jedoch die Frage, zu welchen gesundheitlichen Schäden das Phänomen führen kann und wie die zuvor noch nie existierenden Tics die Psyche der jungen User belasten.

So kommt es zu den TikTok-Tics

Dem deutschen YouTuber Dillan White sind die plötzlich auftretenden und unwillkürlichen Tics zum Verhängnis geworden. Doch nicht nur der 23-jährige Streamer kämpft mit schlagartigen Bewegungen, die zuvor kein großes Gesprächsthema waren. In den Tourette-Fachkreisen wird spekuliert, dass Videoinhalte, in denen man Tourette-Anfälle sieht, die eigenen Tics wiederum zum Vorschein bringen. Die Videos müssen jedoch über einen längeren Zeitraum gesehen werden. In manchen wissenschaftlichen Publikationen spricht man dabei von einer "Pandemie innerhalb einer Pandemie". 

Für den Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Michael Schulte-Markwort ist das keine neue Begebenheit. Bereits in den 1990er Jahren wurde in Ägypten ein ähnliches Ereignis beobachtet, bei dem massenweise Mädchen in Ohnmacht fielen, nachdem sie unter Kopfschmerzen und Schwindel litten. Schulte-Marktwort erklärt, dass solch eine "ansteckende" Unruhe als ein hysterisches Phänomen bezeichnet wird. Lange bevor es überhaupt Smartgeräte gab wurden also Menschen ihren Emotionen zum Opfer und verleiteten andere, Ähnliches zu verspüren. Laut dem Psychiater trete so etwas in milderer Form öfters auf. 

Ein beliebtes Video auf der Plattform ist von Userin @zeezee25, bei der ein einfacher COVID-Test zu einer lachenden Folter wurde:

Es ist jedoch zu unterscheiden, dass es das Tourettesyndrom, sowie funktionelle Störungen gibt. Tourette tritt oft bereits in der Kindheit der Betroffenen auf und lässt sich zum Beispiel anhand von Zuckungen, Husten oder das Ausstoßen von Lauten erkennen. Es wird als eine angeborene neurologische Erkrankung definiert, die unheilbar ist, aber mit Therapien behandelt werden kann. Funktionelle Störungen setzt man mit psychischen Ursachen in Verbindung, die unerwartet auftreten können. 

Mit der richtigen psychiatrischen Vorgehensweise können funktionelle Störungen, die viele Jugendliche erleben, leicht behandelt werden. Mit genügend Aufklärung kann man nähere Informationen zu seiner Situation erhalten und beispielsweise ein autogenes Training implementieren, um die Tics zu behandeln. 

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