Politik

Lockdown-Hickhack: Kaiser gegen Experten-Empfehlung

Experten raten zu einem schärferen Lockdown und bringen eine Home-Office-Pflicht ins Spiel. Dieser Idee erteilt Landeschef Kaiser eine klare Abfuhr.

Roman Palman
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LH Peter Kaiser bei der Abnahme eines Abstiches im Rahmen von Covid-19-Massentests in Klagenfurt
LH Peter Kaiser bei der Abnahme eines Abstiches im Rahmen von Covid-19-Massentests in Klagenfurt
GERD EGGENBERGER / APA / picturedesk.com

Der Lockdown dürfte mit ziemlicher Sicherheit in die Verlängerung gehen. Der Leiter des klinischen Instituts für Labormedizin am Wiener AKH, der MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner, erklärte nach einem dringlichen Gespräch mit Bundeskanzler Kurz am Samstagvormittag, dass es für Lockerungen "viel zu früh" sei. Er sprach sich sogar für noch weit restriktivere Regelungen aus – "Heute" berichtete.

Ein Grund ist für den Mediziner dabei die Ausbreitung der neuartigen Corona-Mutationen. Eine Untersuchung der MedUni Wien zeigte nun auch noch: Die noch infektiöseren Corona-Mutationen dürften in Österreich Wien bereits massiv Fuß gefasst haben. Von den 83 Proben fanden sich in beinahe jeder Fünften Spuren der mutierten Virus-Varianten.

Kaiser gegen absoluten Lockdown

Auch die Landeshauptleute waren bei dem Expertentreffen im Bundeskanzleramt via Tele-Schaltung dabei. Schon bei einer Krisensitzung mit Kurz Freitagabend machte der Kanzler den Landeschefs klar, dass Österreich in einer "äußerst kritischen Situation" sei. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erklärte im Interview mit der "Kleinen Zeitung" später, dass der Lockdown "womöglich bis weit in den Februar hinein" verlängert werden müsse.

Doch mit den Vorstellungen des MedUni-Experten Wagner eines generellen Lockdowns kann sich Kaiser nicht anfreunden. Er plädierte vor Kurz und den Wissenschaftlern dafür, dass die Lebensrealität der Menschen bei allen Überlegungen von Maßnahmen stärker berücksichtigt werden müsse. Auch der Sozialdemokrat bekräftigte aber, dass die im Falle vorzeitiger Lockerung prognostizierte Explosion von Infektionen mit dem mutierten Coronavirus B 1.1.7 verhindert und insbesondere die Spitalskapazitäten geschützt werden müssten.

Nein zu Home-Office-Pflicht

"Es nützt aber nichts, wenn mathematische Überlegungen am Reißbrett gezeichnet werden, die in der Theorie funktionieren, die die Menschen aber nicht leben können", macht Kaiser deutlich. Als Beispiel nennt die von Wagner propagierte Idee, Home Office für alle zur Pflicht zu machen, damit diese Eltern dann auch gleichzeitig ihre Kinder zu Hause betreuen sollen.

"Das funktioniert vielleicht in mathematischen Simulationen, geht aber an der Lebensrealität von Eltern komplett vorbei", so Kaiser. Abgesehen davon würde damit eine privilegierte Gruppe geschaffen und so das soziale Gemeinschaftsgefühl leiden.

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