Gesundheit

Wer häufiger im Grünen ist, braucht weniger Medikamente

Forscher wiesen in einer Studie nach, dass Stadtbewohner, die sich regelmäßig im Grünen aufhalten, weniger Arzneien benötigen als Stubenhocker.

Sabine Primes
Sehen, riechen, spüren: Regelmäßige Spaziergänge im Wald sollen unser Hormon- und Nervensystem stärken und fitter machen als jedes Workout. 
Sehen, riechen, spüren: Regelmäßige Spaziergänge im Wald sollen unser Hormon- und Nervensystem stärken und fitter machen als jedes Workout. 
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Parks, Gärten, Zoos oder auch Friedhöfe – besonders für Stadtbewohnerinnen und -bewohner sind Grünanlagen enorm wichtig. Zahlreiche Studien legen nahe, dass nicht nur die Psyche, sondern auch die Gesundheit von einem Aufenthalt im Grünen profitiert, etwa das Herz-Kreislauf-System oder die Atemwege. Auch "Blauräume" – also urbane Flüsse, Teiche und Ähnliches – könnten positive Effekte haben.

Stadtbewohner mit Depressionen, Angstzuständen, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck und Asthma können ihren Medikamentenbedarf senken, wenn sie sich häufiger im Grünen aufhalten. Das haben Forscher von vier finnischen Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen durch Auswertung der Antworten von 6.000 Einwohnern von Helsinki, Espoo und Vantaa herausgefunden. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Occupational & Environmental Medicine" veröffentlicht.

Vom Fenster aufs Grüne zu schauen, reicht nicht

Wie sehr der oder die einzelne wirklich profitiert, hat das Team nun indirekt gemessen – und zwar an der Menge von regelmäßig konsumierten Medikamenten. Die Studienteilnehmer wurden nach ihren Gewohnheiten zum Besuch von Parks, Wälder, Gärten, aber auch Friedhöfen, Zoos und größeren Wiesen befragt. Zudem hatten die Probanden anzugeben, welche verschreibungspflichtigen Medikamente sie regelmäßig einnehmen. Sie sollten auch sagen, wie oft sie, ohne ihre Wohnung zu verlassen, auf Grün- und Wasserflächen schauen, die aus ihren Fenstern zu sehen sind. 

Der Blick ins Grüne oder Blaue alleine dürfte die psychische wie körperliche Gesundheit – zumindest gemessen an den verwendeten Arzneimitteln – nicht beeinflussen. Aber Probanden, die sich drei- bis viermal pro Woche im Grünen aufhalten, benötigten 33 Prozent weniger Medikamente für ihre psychische Gesundheit, 36 Prozent weniger gegen Blutdruckhochdruck und 26 Prozent weniger Asthma-Medikamente.

Waldbaden

In Japan wird die Naturheilmethode Waldbaden bereits lange praktiziert und gehört dort sogar schon zur Gesundheitsvorsorge. Darunter wird das Spazieren mit allen Sinnen durch den Wald verstanden. Auch in Österreich kann man bereits "Waldbäder" nehmen. 

Waldbaden hat seinen Ursprung in Japan und ist dort unter dem Namen Shinrin Yoku bekannt. Es soll eine effiziente Methode sein, um innere Ruhe zu finden und Wohlbefinden zu erlangen. Dabei soll bewusst jeder einzelne Geruch wahrgenommen werden und der weiche Untergrund, auf dem man steht, gefühlt werden. All diese Wahrnehmungen sollen unser Hormon- und Nervensystem stärken und fitter machen als jedes Workout.

Mehr Grün in Städten nötig

"Zunehmende wissenschaftliche Beweise, die die gesundheitlichen Vorteile der Exposition gegenüber der Natur belegen, sollten dazu führen, das Angebot an Grünflächen in städtischen Umgebungen zu erhöhen und ihre aktive Nutzung zu fördern", schlussfolgern die Autoren und ergänzen: "Das könnte eine Möglichkeit sein, Gesundheit und Wohlergehen von Städtern zu verbessern."