Gesundheit
Im Wiener Lichtblickhof kommt das Pony ans Krankenbett
Der Wiener Lichtblickhof ist noch nicht offiziell eröffnet, doch eine Familie mit schwer krankem Kind fühlt sich hier bereits wohl – und packt mit an.
Am Lichtblickhof auf der Baumgartner Höhe in Wien werden unheilbar kranke Kinder palliativ behandelt. Ein Ort, der den Kindern und ihren Familien ganz spezielle Augenblicke bietet, wo sie zur Ruhe kommen können und den Zusammenhalt spüren. Nicht nur mit der Hilfe von 13 Therapeutinnen, sondern vor allem dank Therapietieren.
Insgesamt 19 Pferde, aber auch eine ganze Schafherde, Katzen, Hunde und Hasen sowie Meerschweinchen, stehen hier den Kleinsten unter uns, die von einer unheilbaren und lebensverkürzenden Erkrankung betroffen sind, zur Seite. Bei der täglichen Therapieeinheit oder während eines ein- bis dreiwöchigen Entlastungsaufenthalts in einer der drei Hospizbegleitungswohnungen.
Das Pony im Schlafzimmer
"Als multiprofessionelles Team können wir je nach Fortschritt der Erkrankung Unterstützung geben", erklärt Therapeutin Dorothea Haas. Ziel sei es den Fokus von der Erkrankung auf die Tiere zu lenken mit denen, individuell angepasst auf den Gesundheitszustand der Kinder, gearbeitet werde. Entsprechend seien die Wohnungen auch darauf ausgelegt, dass nicht nur Hase, Katze und Hund ans Krankenbett kommen können, sondern sogar das Pony.
"Entweder wir arbeiten direkt im Raum am Krankenbett, auf der Terrasse, gehen hinüber in den Stall und misten gemeinsam aus oder machen einen Ausritt." Selbst sämtliche Wege und Ställe sind darauf ausgelegt, dass die Kinder samt Bett bis zu ihren Lieblingen kommen.
Ohne Spenden geht nichts
Doch die Finanzierung hängt derzeit am seidenen Faden – einmal abgesehen davon, dass Menschen und Tiere am Lichtblickhof ohnehin auf Spenden angewiesen sind. "Alleine die Erhaltungskosten für ein einziges Pferd liegen bei rund 800 Euro. Davon übernimmt die Hälfte der Besitzer, doch für die restlichen 400 Euro sind wir auf Spenden angewiesen." Auch die Kosten für Medikamente, Behandlungen und Pflege übersteigen oft die finanzielle Lage der betroffenen Familien. Wer den Kindern Lichtblicke schenken möchte, kann helfen:
SPENDENKONTO:
IBAN: AT22 3200 0000 1105 2255
BIC: RLNWATWW
www.lichtblickhof.at
Keine Chemotherapie im Ukraine-Krieg
Ein neues Zuhause haben hier im März auch zwei Familien aus der Ukraine gefunden. Als am 20. Februar der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, flüchtete Natalia I. mit ihren beiden Kindern zunächst in ein Krankenhaus außerhalb ihrer Heimatstadt Mykolajiw. Dort hoffte sie, dass der schwer kranke Oleksij weiterhin die notwendige medizinische Versorgung erhalte. Aufgrund einer schweren neurologischen Erkrankung ist der Sechsjährige zum Teil erblindet, wurde bereits zweimal operiert und hat drei Chemotherapien hinter sich.
"Oleksij braucht nicht nur Medikamente, sondern musste zu diesem Zeitpunkt auch eine Chemotherapie durchführen, aber in einem Krieg gibt es dafür keine Möglichkeit mehr. Sobald die Sirenen ertönten, sind alle im Krankenhaus in den Keller", erzählt die Mutter. Eine Nacht wären sie dann noch geblieben, dann hätten sie sich für die Reise ins Ungewisse entschieden. Organisiert sei alles über einen Arzt worden, wie genau, dass würden sie selbst nicht wissen.
Alleine für die Fahrt von Mykolajiw nach Odessa – einer Strecke von 130 Kilometern – hätten sie aufgrund der vielen Autos und Kontrollposten acht Stunden gebraucht, berichtet Familienvater Yuriy I. Dort hätten sie bei seinem Bruder übernachtet, seien zeitig am Morgen über die Grenze nach Moldawien und weiter in die bulgarische Stadt Warna, wo sie abermals bei Verwandten Unterschlupf fanden. Dann hieß es warten. Warten, in welchem Krankenhaus der kleine Oleksij weiterhin seine Therapie bekommt.
Flüchtlingsfamilien helfen am Hof
Schlussendlich war es das Wiener AKH. Wohnen dürfen sie gemeinsam mit Natalias Freundin Hanna D. und deren achtjährigen Sohn in einer kleinen Wohnung am Lichtblickhof – dank der Unterstützung von Maggie Entenfellner und ihren Freunden.
Während sie laute Geräusche und jedes Flugzeug, das über den Himmel flog anfangs noch zusammenzucken ließen, fühlen sie sich mittlerweile zu Hause und in Sicherheit. Selbst Matvey hat seine Spielzeugwaffe abgelegt, weil er seine Mama hier vor nichts beschützen muss. "Wir sind so unglaublich dankbar, fühlen uns hier sehr willkommen. Wir haben nicht erwartet, dass es hier so viele Leute gibt, die helfen wollen und so viel für die Leute aus der Ukraine machen", sagen die Eltern unter Tränen. Vor allem das Team von e.motion am Lichtblickhof habe ihnen sehr viel geholfen und den Start im Ungewissen ungemein erleichtert.
Jetzt warten sie mit der blauen Karte in der Hand darauf, endlich arbeiten gehen zu dürfen. Immerhin ist Yuriy Schiffsbauer und Natalia Pharmazeutin. Doch die bürokratischen Mühlen mahlen langsam und bis es soweit ist, hilft Natalia beim Stallausmisten und Yuriy repariert am Hof, was notwendig ist.
Das Schlimmste an der Flucht
Das Schlimmste an der Flucht sei die Fahrt ins Ungewisse gewesen, genauso, wie die Liebsten zurücklassen zu müssen. Doch sie haben täglich kontakt mit ihren Eltern und Geschwistern. "Ziel war es einfach, die Kinder rauszubringen und die Therapie für Oleksij weiterzumachen."
Jetzt hat der Sechsjährige gerade einen Chemoblock am Wiener AKH hinter sich. Zurzeit ist sein Zustand stabil, doch das könne sich schnell wieder ändern.