Gesundheit

Experte warnt vor den Corona-Mutationen in Österreich

Die Coronavirus-Variante Omikron lässt sich nicht so leicht vertreiben. Aktuell tauchen vier Sublinien auf den Schirmen der Experten auf.

Christine Scharfetter
Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist für die Sequenzierungs-Überwachung in ganz Österreich verantwortlich.
Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist für die Sequenzierungs-Überwachung in ganz Österreich verantwortlich.
iStock, Peter Duchek/IMBA

Der Herbst ist da und mit ihm die steigenden Corona-Zahlen. Waren es am Montag noch knapp über 8000 Neuinfektionen, wurden am Dienstag bereits fast 14.000 neue Fälle gemeldet. Eindeutiger könnte nichts auf eine sich aufbäumende neue Welle hindeuten. Davor warnte auch Molekularbiologe Ulrich Elling erst vor einer Woche: "Der Jahreszeiten-Effekt lässt jetzt die Zahlen steigen und wird im Oktober zusätzlich durch die Omikron-Subvariante BA.5 und seine Zusatzmutation 346T befeuert", erklärte er im "Heute"-Gespräch.

Und ein Blick auf Ellings Grafik zu den SARS-CoV-2-Sequenzierungen in der Kalenderwoche 39 zeigt eindeutig: BA.5 dominiert immer noch das Infektionsgeschehen. Doch die Nachfolger stehen laut dem Genetiker schon in den Startlöchern: "Die neuen Linien sind schon lange im Land. Sie werden uns wahrscheinlich aber erst ab November beschäftigen. Es wird jedenfalls spannend, was sich am Ende wirklich durchsetzt." Sogar eine treibende Mischung aus Varianten sei nicht ausgeschlossen. Das liege daran, dass alle derzeit aufkommenden, relevanten Subvarianten Abkömmlinge von Omikron seien und sich ähneln würden.

Aber von was für Subvarianten ist hier die Rede und was wissen wir darüber?

BF.7

Hierbei handelt es sich schlicht um eine BA.5 -Unterlinie mit der Punktmutation R346T, die laut Elling die erste Welle der Saison antreiben wird. Mittlerweile mache sie bereits 10 bis 20 Prozent des Infektionsgeschehens in Österreich aus und nehme "weiter zu".

Das Gefährliche an diesem BA.5-Nachfahren: Die Mutation an der berühmten Position 346. Bisher seien die Mutationen in den verschiedenen Varianten immer wieder in den gleichen Positionen aufgetaucht. Damit gab es noch Regionen, wo bisher keine Mutationen entstanden waren und deswegen die letzten neutralisierenden Antikörper noch binden konnten. Eine dieser Regionen war bisher 346.

Damit könne sie "den Immunschutz ziemlich gut umgehen", wie auch diverse Studien zeigen.

BA.2.75.2

Obwohl BA.2 schnell von den Varianten BA.4 und 5 verdrängt wurde, hat sie inzwischen einige starke Nachfolger hervorgebracht. Darunter auch BA.2.75.2, eine Linie, die laut Studien sogar noch besser darin ist, dem Immunsystem zu entkommen.

Doch einen Vorteil verschaffe uns die Weiterentwicklung aus BA.2 laut Ulrich Elling: "Sie ist in ihrer Pathogenität eine klassische Omikron-Linie, das heißt, diese schwere Schädigung der Lunge ist nicht zu erwarten. Sie besitzen auch nicht die Mutation, die dafür typisch wäre." Damit werde die Krankheitslast so bleiben, wie sie derzeit ist.

BQ.1.1

Ähnlich sieht es mit BQ.1.1, einem Abkömmling von BA.5 aus. Derzeit gibt es in Österreich nur einzelne Fälle, doch auch hier könnte sich das schnell ändern. Denn auch BQ.1.1 könne aufgrund der Punktmutation R346 und zwei weiteren Mutationen im Spike-Protein "den Immunschutz stark, sehr stark umgehen", so Elling.

Der deutsche Biologe Cornelius Römer sieht in BQ.1.1 sogar den Treiber der nächsten Welle: "Es scheint ziemlich klar, dass BQ.1.1 noch vor Ende November eine Variantenwelle in Europa und Nordamerika antreiben wird. Ihr relativer Anteil hat sich jede Woche mehr als verdoppelt: Es hat nur 19 Tage gedauert, um von fünf Sequenzierungen auf 200 Sequenzierungen anzuwachsen", schrieb der Wissenschafter von der Universität Basel, auf Twitter.

BA.4.6

Und dann wäre da noch BA.4.6. Ein Abkömmling der im Vergleich zu BA.5 weiter weniger fitten Variante BA.4., der aber ebenfalls die Mutation in R346T vorweisen kann. Damit ist auch hier eine Immunflucht vor Impfungen oder früheren Infektionen gegeben. In Österreich sind von dieser Variante bisher ein paar einzelne Fälle aufgetreten.

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