Gesundheit
Kinderärzte überlaufen – warum es keine Termine mehr gibt
Mit dem Winter ist auch eine ganze Welle an Viren über uns hereingebrochen. Doch das ist nicht das einzige Problem in den Kinderarzt-Praxen.
"Wir sind komplett überlaufen", so der Wiener Kinderarzt Peter Voitl im "Heute"-Gespräch. Mit dem Einbruch des Winters ist eine ganze Welle an Viren über Österreich hereingebrochen. Neben den klassischen Erkältungen sorgen auch das Respiratorisches Synzytial-Virus und die Grippewelle für volle Kinderarzt-Praxen.
"Die epidemische Schwelle wurde überschritten, damit hat die Influenza-Welle begonnen. Hinzu kommen die RS-Viren, die für jedes Kind bis zum 2. Geburtstag eine große Gefahr darstellen. Jedes Jahr gibt es Todesfälle", erklärt der ÖÄK-Bundesfachgruppenobmann der Kinderheilkunde.
Kein Platz in den Spitälern
Selbst in den Spitälern sei es bereits jetzt schwierig einen Platz zu finden, dabei befinden wir uns erst am Beginn der Wellen. "Derzeit werden bereits viele Kinder ambulant geführt, obwohl sie ein eigentlich in ein Spital gehören würden."
Wegen einem Schnupfen braucht man keinen Arzt
Einer von vielen Gründen, warum die Kinderärzte derart überlaufen sind: Viele Eltern würden mit ihren Kindern schon wegen banaler Erkältungen vor der Tür stehen. "Am ersten Tag kommen sie wegen Schnupfen. Am zweiten Tag wegen Husten. Am dritten Tag stehen sie da, weil es noch nicht besser geworden ist und am fünften Tag holen sie sich bei einem Kollegen eine Zweitmeinung ein. So legt man das System lahm."
„"So legt man das System lahm."“
So lange es dem Kind gut gehe, es ausreichend trinke und esse und nur ein bisschen Fieber – die Schwelle liegt bei 38,5 Grad Celsius – habe, sei kein Arzt notwendig, erklärt Voitl. Ruhe, entsprechende Medikamente gegen Schnupfen, Husten und eventuell Fieber oder Gliederschmerzen sowie viel Geduld würden ausreichen, um den Infekt wieder auszuheilen.
Zu wenig Kassenärzte
Ein weiteres Problem seien auch die fehlenden Kassenärzte, so der Mediziner. So sei zwischen Wien und St. Pölten kein einziger Kassenarzt für Kinder zu finden. "10 bis 15 Prozent der Plätze sind nicht besetzt. Was nicht verwundert, da die Gehälter seit 1994 nicht mehr an die Inflation angepasst wurden. Das muss man einfach attraktiver gestalten."