Gesundheit
Kaum immun – So gefährlich kann BA.4 wirklich werden
Die neuen Omikron-Subvarianten bescheren Südafrika eine 5. Welle und sind auch bei uns angekommen. Experte Andreas Bergthaler im "Heute"-Interview.
Die neuen Omikron-Subvarianten breiten sich weiter aus. Bisher wurden 36 Fälle von BA.4 sowie ein Fall von BA.5 in Österreich gemeldet. In Südafrika sorgen die Untervarianten gar für eine neue Welle. Einer der Gründe dafür dürfte eine Veränderung am Spike-Protein sein, das bei Omikron bisher nicht vorkam. "Die L452-Mutation kennen wir bereits von Delta und bedeutet, dass sich die Antiköper nicht mehr so gut an das Virus binden können. Das könnte die hohe Immunfluchteigenschaft von BA.4 und BA.5 erlären", meint der Molekularbiologe Andreas Bergthaler im "Heute"-Gespräch.
Selbst die Antikörper nach einer BA.1-Infektion würden BA.4 und BA.5 extrem schlecht neutralisieren und somit wenig vor einer neuerlichen Ansteckung schützen.
Sommer kein Garant
Doch müssen wir uns jetzt Sorgen machen? "Nein", sagt Bergthaler. Schließlich hätten wir im Gegensatz zu Südafrika im Augenblick noch den saisonalen Dämpfer durch die warmen Sommermonate. Er gibt aber auch zu denken: "Das schließt jedoch nicht aus, dass eine Variante sich jetzt unterschwellig ausbreitet. Denken wir zurück an 2021 als Delta im Juni Österreich traf und zunächst für niedrige Infektionszahlen gesorgt hatte, um im Herbst für eine sehr herausfordernde Welle zu sorgen."
Ob dazu auch die Omikron-Subvarianten im Stande wären, sei allerdings noch offen. "BA.4 hat einen 10-prozentigen Wachstumsvorteil pro Tag gegenüber BA.2, das sollte man nicht unterschätzen und damit könnte sie ohne weiteres das Infektionsgeschehen übernehmen. Doch es gibt auch andere Varianten, wie jene aus Großbritannien, mit erhöhtem Wachstumspotential. Was aber viel wichtiger ist, derzeit gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass BA.4 oder BA.5 zu einem schwereren Krankheitsverlauf führen würden."
Neue Welle im Herbst wahrscheinlich
Spätestens nach dem Sommer stellen sich die Fragen, welche Variante wird bei uns dominieren, wie gut deckt unser bisheriger Immunschutz diese ab und wie ist die Schwere des Krankheitsverlaufes.
Bei den möglichen Szenarien gebe es derzeit eine breite Spanne. "Im Best Case ist die Pandemie vorbei und wir brauchen uns damit nicht mehr auseinandersetzen. Im Worst Case führt das Virus auf einmal zu deutlich schwereren Krankheitsverläufen und unsere bisher erworbene Immunität reicht nicht mehr aus." Doch der Molekularbiologe erwartet eher den Mittelweg: "Ich denke eher, wir werden uns irgendwo zwischen Omikron und Delta weiterbewegen. Das heißt, dass wir weiterhin mit Wellen mit hohen Infektionszahlen rechnen müssen, jedoch hoffentlich mit einer verhältnismäßig geringen Hospitalisierungsrate. Dennoch werden hier vor allem wieder die vulnerablen Gruppen betroffen sein, die es weiterhin mit entsprechenden flankierenden Maßnahmen zu unterstützen gilt."