Gesundheit
Grippe und Corona – Top-Virologin befürchtet Engpässe
Die Grippewelle ist nach zweijähriger Pause im Anrollen und könnte auf hohe Corona-Zahlen treffen. Ein Problem für die Spitäler, so Redlberger-Fritz.
Zwei Jahre lang blieb uns dank Corona-Maßnahmen eine Grippewelle erspart. Doch genau das könnte uns jetzt zum Verhängnis werden. Aufgrund der Hygieneregeln und der geringen Infektionszahlen fehlt Österreichs Bevölkerung die Immunität. Die Gefahr einer starken Influenza-Welle sei laut Gesundheitsministerium dementsprechend groß.
Und dürfte wohl auch früher auf Österreich treffen als die Jahre zuvor: Bereits Mitte Oktober – zwei Monate früher als bisher – wurden erste Influenzafälle registriert. "In der Regel eine Vorwarnung darauf, dass wir in vier bis sechs Wochen mit einer Welle rechnen können – natürlich abhängig von den Hygiene-Maßnahmen", erklärt Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien im "Heute"-Gespräch.
Aufgrund der Maskenpflicht und dem Abstand zu anderen Personen habe es vor zwei Saisonen gar keine und vergangenes Jahr nur sehr geringe Influenza-Aktivitäten in Österreich gegeben. Nun wurden diese jedoch zurückgefahren.
Corona- und Grippewelle gleichzeitig
Geht man nun von der Regel aus, würde bereits Ende November die Grippewelle über Österreich hereinbrechen. Zur gleichen Zeit könnten mit dem Wetterumschwung jedoch auch die neuen Corona-Varianten Fahrt aufnehmen und für eine Welle sorgen, so zumindest die Befürchtung von Molekularbiologe Ulrich Elling. Eine Grippewelle gleichzeitig mit einer Corona-Welle, das wäre laut Redlberger-Fritz eine fatale Kombination.
Das könnte zu Engpässen, nicht nur in den Spitälern, sondern in der gesamten Wirtschaft führen, warnt die Virologin: "Vor der Pandemie war jede Grippewelle zwar auch eine Belastung, aber man konnte gut damit umgehen. Wenn nun aber beide Viren gleichzeitig zirkulieren, könnte es problematisch werden, Spitäler an ihr Kapazitätsgrenzen bringen und für Personalengpässe sorgen. Nicht nur in den Krankhäusern, wo sich das Gesundheitspersonal mit der Zeit vermehrt anstecken und ausfallen wird, sondern in der gesamten Wirtschaft."
Dringend impfen
Außerdem würde auch das Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) bereits beginnen zu zirkulieren, das bei Erwachsenen in der Regel zwar nur harmlose Atemwegerkrankungen, bei Babys und Kleinkindern aber zu schwerer Bronchitis und Lungenentzündungen führen kann.
Aus diesem Grund rät die Virologin dringend zur Grippe-Impfung. Der optimale Zeitpunkt dafür sei Ende Oktober, Anfang November. "Dann genießt man bis in den März hinein einen einigermaßen verlässlichen Schutz."