Bereits im Alter von neun Jahren begannen bei Coral Sanchez aus Seattle, Washington (USA) die ersten Barthaare zu sprießen. Schon da begann sie mit dem Waxing ihres Gesichts, bevor sie mit 12 Jahren aufgrund von Mobbing in der Schule begann, sich zu rasieren. Um ihre Gesichtsbehaarung, die durch das Polyzystische Ovar Syndrom (PCOS) verursacht wird, zu verbergen, "schichtete" Sanchez Schminke in ihrem Gesicht, da die Stoppeln bis zum frühen Nachmittag nachwuchsen. Um zu verhindern, dass die Leute ihren Bartwuchs sehen, ließ sie "niemanden an sich heran". Das ging so weit, dass sie es sogar vor ihrem Ex, mit dem sie vier Jahre lang zusammen war, geheim halten konnte.
Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine Erkrankung, die Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. An den Eierstöcken treten kleine wassergefüllte Bläschen auf. Betroffene Frauen leiden unter unregelmäßigen Menstruationszyklen, einer zunehmend männlichen Körperbehaarung und Veränderungen der Körperstatur. Auch schwanger zu werden ist ungleich schwieriger. Zwar ist das PCO-Syndrom nicht heilbar, die Symptome lassen sich aber durch Medikamente und eine Änderung des Lebensstils lindern.
Aber nachdem sie mit 26 Jahren mit Obdachlosigkeit zu kämpfen hatte, lebte Coral eine Zeit lang in ihrem Auto und hatte keinen Zugang zu einer Dusche oder einem Badezimmer, um sich jeden Tag zu rasieren. Da begann sich zu fragen, warum sie es überhaupt tat. Ihr jetziger Partner, mit dem sie seit fast vier Jahren zusammen ist, unterstützte sie und versicherte ihr, dass sie "wunderschön" sei, so dass Coral im März 2022 den Rasierer an den Nagel hing. "Ich wollte mich nicht mehr verstecken. Warum ließ ich andere Menschen Kontrolle über mein Leben übernehmen?"
Die 29-Jährige steht heute zu ihrem Bart. "Ich habe sehr lange gebraucht, um meinen Haarwuchs wirklich zu akzeptieren. Jetzt schaue ich in den Spiegel und lächle und fühle mich wirklich schön." Auch ihrem Partner ist der Bart nicht unangenehm, wie Sanchez bestätigt: "Er fährt gerne mit den Fingern durch den Bart. Er bewundert ihn". Mittlerweile ist der Bart zehn Zentimeter lang und zieht die Blicke auf sich. "Man kann auch mit Bart schön und feminin sein", sagt sie. "Ich möchte anderen helfen, zu ihrem Aussehen zu stehen."