Gesundheit

Dieser Mann lässt sich mieten, um einfach nichts zu tun

Shoji Morimoto vermietet sich selbst, um Menschen zu begleiten und einfach da zu sein – ohne etwas zu tun. Und das lässt er sich bezahlen.

Sabine Primes
Inzwischen haben schon zahlreiche internationale Medien über Shoji Morimoto (Bild) berichtet. Seine blaue Kappe ist sein Markenzeichen. 
Inzwischen haben schon zahlreiche internationale Medien über Shoji Morimoto (Bild) berichtet. Seine blaue Kappe ist sein Markenzeichen. 
YouTube/CBS Mornings

Studien gehen davon aus, dass in Japan mehr als eine Million Menschen zwischen 15 und 64 Jahren isoliert leben. Die Pandemie hat dieses Problem noch verstärkt. In einer Umfrage diesen Frühling gaben fast 40 Prozent aller Befragten an, einsam zu sein. Besonders betroffen waren Junge und Personen mittleren Alters. Im Jahr 2020 meldete das Land zum ersten Mal seit 11 Jahren steigende Selbstmordraten und ernannte einen "Minister für Einsamkeit", um das Problem zu bekämpfen.

Das Problem der Einsamkeit

Um die Einsamkeit ein paar Stunden zu vergessen, gibt es in Japan Agenturen, die Personen vermieten, die einem Gesellschaft leisten – als Boyfriend, mit dem man Eis essen geht oder Händchen hält oder als Mama, die mütterliche Zärtlichkeit spendet und einen auf Wunsch auch bekocht. Oder jemand, der einfach nichts tut – wie Shoji Morimoto. 

Der 38-jährige Japaner ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er bietet seine Dienste als sogenannter "rent-a-man" an. "Ich leihe mich aus, um nichts zu tun, was bedeutet, dass ich mich nicht besonders anstrenge", sagte er gegenüber CBS Saturday Morning. "Ich stoße keine Gespräche an. Ich antworte auf Geplauder, aber das war's." Die Leute bezahlen ihn dafür, dass er sie bei Aktivitäten begleitet und einfach da ist. Für umgerechnet knapp 70 Euro plus Fahrt- und Konsumationsspesen kann man ihn buchen.

Das süße Nichtstun

Morimoto begann seinen ungewöhnlichen Job im Jahr 2018, als er arbeitslos war und einen Twitter-Account namens "Do Nothing Rent-a-Man" eröffnete, um seine Dienste zu bewerben. Zwar probierte er, nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte, eine Reihe von Jobs aus – so richtig gefallen hat ihm jedoch keiner. Somit entschied er sich, seiner einzig wahren Leidenschaft zu folgen – dem Nichtstun. Inzwischen hat er mehr als 200.000 Follower. Gegenüber CBS News sagte er, er sei immer wieder erstaunt über die "große Vielfalt an Persönlichkeiten, Umständen und Situationen" seiner Kunden. "Manche Menschen sind einsam, manche empfinden es als Schande, allein wohin zu gehen – sie wollen jemanden, mit dem sie ihre Eindrücke teilen können."

Zu Morimotos bisherigen Engagements zählten unter anderem, mit jemandem in aller Stille einen Kaffee zu trinken, einem Straßenmusiker zuzuhören oder Menschen in Restaurants und Geschäfte zu begleiten. Zu den Anfragen, die er abgelehnt hat, gehören das Putzen von Häusern, das Waschen von Wäsche, das Posieren mit nacktem Oberkörper und die Freundschaft mit jemandem. "Ich bin weder ein Freund noch ein Bekannter. Ich bin frei von den lästigen Dingen, die eine Beziehung begleiten, kann aber das Gefühl der Einsamkeit lindern."

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