Gesundheit
Neue Corona-Variante breitet sich rasch aus
Nach XBB.1.5 kommt jetzt die Schwersternlinie XBB.1.16. Was wir über die Corona-Variante, die wohl das Immunsystem ausschalten kann, wissen.
Die hochansteckende Omikron-Variante XBB.1.5 hat den Peak überschritten und verabschiedet sich damit langsam und gemächlich in den Sommer. Doch im Hintergrund baut sich schon die nächste Linie auf – noch ansteckender, vielleicht auch gefährlicher.
XBB.1.16 sorgt derzeit in Indien für hohe Infektionszahlen und bereitet den Experten durchaus Sorgen, denn "Arcturus", wie die Variante nach dem hellsten Stern den Nordhimmels benannt wurde, hat mittlerweile auch Europa erreicht. Drei Fälle davon wurden bis 9. März 2023 in Österreich detektiert, wie Molekularbiologe Ulrich Elling auf Twitter schreibt.
Neue Rekombinante
Wie schon XBB.1.5 entstammt auch ihre "Schwesternlinie" der Rekombination aus den beiden Omikron-Untervarianten BA.1.10 und BA.2.75. Allerdings besitzt XBB.1.16 noch drei weitere Spike-Mutationen Spike-Mutationen (E180V, K478R und S486P), aber auch die begleitende Mutationen ORF9b:I5T und ORF9b:N55S – die offenbar beim starken Wachstumsvorteil eine wichtige Rolle spielen.
„"Die ganze Welt muss sich ernsthaft Sorgen machen!"“
Innerhalb von 14 Tag hat die Variante die Infektionszahlen in Indien um 281 Prozent ansteigen lassen – auch die Zahl der Todesfälle ist im gleichen Zeitraum um 17 Prozent gestiegen. Der indische Experte Vipin Vashishta, Kinderarzt sowie Forscher am Mangla Hospital and Research Center im indischen Bijnor und Mitglied der WHO-Vakzin-Gruppe warnt deshalb auf Twitter: "Alle Augen sollten auf Indien gerichtet sein! Wenn es XBB.1.16 alias #Arcturus gelingen könnte, die 'robuste' Bevölkerungsimmunität von Indern zu durchbrechen, die dem Ansturm von Varianten wie BA.2.75, BA.5, BQs, XBB.1.5 erfolgreich widerstanden haben, dann muss sich die ganze Welt ernsthaft Sorgen machen!"
Schaltet das Immunsystem aus
Speziell die ORF9b-Mutationen besitzen die Eigenschaft, die Ausschüttung von Interferon zu unterdrücken und somit die Immunabwehr von Geimpften und Genesenen zu unterlaufen. Gegenüber der Variante XBB1.5, die bis zuvor als die sich am schnellsten ausbreitende Variante galt, hat die neue XBB-Variante einen Wachstumsvorteil von 140 Prozent.
Ob "Arcturus" damit auch zu schweren Covid-19-Verlaufen führen könnte, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Die Datenlage dazu ist bisher noch zu gering.
Verlängerung der Pandemie
Doch laut dem deutschen Epidemiologe Timo Ulrichs wäre es durchaus vorstellbar, "dass eine solche neue Untervariante uns noch einmal in die Verlängerung der Pandemie zwingen könnte", wie er gegenüber "Focus" erklärte. Allerdings spielt uns jetzt erst einmal die Jahreszeit in die Karten, wie auch der österreichische Experte Ulrich Elling zuletzt betonte. Demnach werde es vor dem Sommer zu keiner Welle mehr kommen. Für eine Überraschung könne XBB.1.16 jedoch durchaus sorgen, so Elling.