Gesundheit
25 Prozent waren noch nie bei Krebsvorsorge
Obwohl sie es besser wissen, schieben viele die Vorsorgeuntersuchungen auf die lange Bank, weil sie sich "eh gesund und fit" fühlen.
Die regelmäßige Krebsvorsorge hat für die Österreicherinnen und Österreicher eine große Bedeutung. In einer neu präsentierten Umfrage hält das die Hälfte der Probanden für sehr wichtig. Zwar gingen 48 Prozent der österreichischen Bevölkerung bereits mehrmals zur Krebsvorsorgeuntersuchung, doch ein Viertel hat noch nie eine Vorsorgeuntersuchung wie etwa Muttermalkontrolle, Prostatauntersuchung, Darmspiegelung oder Brustkrebsfrüherkennung in Anspruch genommen.
Krebs ist zweihäufigste Todesursache
Eine frühzeitige Diagnose kann aber über Leben oder Tod entscheiden, denn bei gewissen Tumoren kann eine Verzögerung bei der Diagnose mit einer signifikant höheren Sterblichkeit in Zusammenhang stehen. Die Vorsorge ist daher im Erhalt der Gesundheit ein zentraler Aspekt. Je früher Krebserkrankungen diagnostiziert werden, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten für die Betroffenen, waren sich die Experten bei der Studienpräsentation in Wien einig. Krebserkrankungen stellen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Österreich dar und sind für ein Viertel aller jährlichen Todesfälle verantwortlich, betonte Andrea Kurz, Executive Business Unit Director Oncology, bei MSD Österreich, die die Umfrage bei IMAS International in Auftrag gegeben hat. Befragt wurden mehr als 1.000 Österreicherinnen und Österreicher persönlich im Oktober und November 2022.
Warum die Vorsorge geschwänzt wird
Dass 25 Prozent der Befragten im Alter ab 16 Jahren dennoch noch nie zur Vorsorge gegangen sind, überrascht. Der häufigst genannte Grund ist, dass sich 24 Prozent gesund und fit fühlen. Vor allem die Männer fühlen sich gesünder als die Frauen – von allen Befragten sagen 34 Prozent, dass sie einen "sehr guten" und 40 Prozent einen "guten" allgemeinen Gesundheitszustand haben. 22 Prozent gaben als Grund an, dass sie zu jung sind und in diesen Untersuchungen keinen Sinn sehen. Sieben Prozent gehen generell ungern zum Arzt und fünf Prozent machen die jährliche Vorsorge beim Hausarzt, das würde für sie reichen. Zwei Prozent der Befragten meinen aber, dass sie zu wenig Informationen über diese Untersuchungen haben. Und nur 17 Prozent der Befragten fühlt sich gefährdet. Um diese Lücke zu schließen wünscht sich die Bevölkerung Anreizsystem und externe Erinnerungen.
Frauen als Vorbilder
Besonders vorbildlich sind die Frauen, die wesentlich öfter zur Krebsvorsorge gehen (58 Prozent) als Männer (38 Prozent). "Da erreichen wir bei weitem nicht die Werte wie bei den Frauen", sagte Paul Eiselsberg vom Institut IMAS. Bei der Umfrage zeigte sich laut Eiselsberg auch deutlich, dass die Bereitschaft zur Krebsvorsorge stark vom Alter, der Bildung und dem Einkommen abhängt. Es bestünde eine Lücke zwischen dem, was einem wichtig sei, ob man darüber informiert sei und wie man dann anschließend in Aktion trete, sagte er. "Die eigene Gesundheitskompetenz, das eingeschätzte Krebsrisiko und das Arzt-Patientengespräch entscheiden nachhaltig über die Bereitschaft zu Krebsvorsorgeuntersuchung", meinte der IMAS-Forschungsdirektor.
46 Prozents würden es gut finden, die Informationen diesbezüglich von ihrem Hausarzt zu bekommen. Denn nur 40 Prozent haben schon einmal mit ihrem Arzt über ihr Krebsrisiko gesprochen. 39 Prozent würden die Einführung eines Krebsvorsorgepasses mit allen wichtigen Untersuchungen und Terminen als Maßnahme schätzen. Ebenso viele würden Beratungstage für die persönliche Krebsrisikoeinschätzung als hilfreich empfinden. Auch Gutscheine könnten für 33 Prozent als Anreiz, zu diesen Untersuchungen zu gehen, dienen.
Hautkrebs-Früherkennung leicht durchzuführen
Christoph Höller, Dermatologe und Koordinator des Hauttumorzentrums des Comprehensive Cancer Centers (CCC) der MedUni Wien an der Klinik für Dermatologie, betonte, dass etwa Hautkrebs eine der wenigen Tumorentitäten sei, wo eine Früherkennung durch eine Untersuchung mit relativ wenigen Apparaturen durchgeführt werden könne. "Im Vergleich zu anderen Ländern funktioniert die Behandlung von Hautkrebs in Österreich zwar gut, jedoch hängt die Früherkennung aber in erster Linie von der privaten Initiative ab." In Deutschland etwa gäbe es seit 2008 ein gefördertes Screening Programm, wodurch die Rate von Metastasen reduziert werden konnte. So ein Programm wäre auch für Österreich sinnvoll. "Hinsichtlich der kontinuierlich steigenden Fallzahlen wäre hier ein Ausbau wirklich wünschenswert, sagte Höller. "Studien zeigen, dass junge Erwachsene (Unter-40-Jährige) sich oft nicht bewusst sind, dass sie gefährdet sind, obwohl der schwarze Hautkrebs in dieser Altersgruppe zu den drei häufigsten Krebsarten gehört."