"Letztklassig" – Einkäufe kosten schon 500 € im Monat

Er ist erst seit knapp zwei Monaten im Amt – und wird prompt in seinem ersten Sommer als SPÖ-Klubobmann zum Urlaubsschreck seiner Abgeordneten-Kollegen. Philip Kucher verordnet den Roten im Parlament wieder einen kantigeren Kurs und setzte im Paarlauf mit der FPÖ eine Sondersitzung zur Teuerung am Mittwoch durch. 

"Regierung in Weltgeschichte unterwegs"

Gegenüber "Heute" begründete der Klagenfurter die Unterbrechung der neunwöchigen Parlamentsferien so: "Es kann nicht sein, dass es einerseits immer mehr Menschen gibt, die sich das tägliche Leben nicht mehr leisten können und auf der anderen Seite es eine Bundesregierung steht, die sich in die Sommerpause verabschiedet." Kucher ärgert sich darüber, "dass wir die höchste Inflation in Westeuropa haben und die Regierung in der Weltgeschichte unterwegs ist". Nachsatz: "Deshalb war für uns klar, dass wir die Regierung zwingen werden, ins Parlament zurückzukehren, wenn sie nicht munter wird und ganz konkrete Maßnahmen setzt."

Kucher ärgert sich über Türkis-Grün: "30 Prozent der Menschen im Land können von Urlaub bestenfalls träumen. Es ist Aufgabe der Politik, alles zu tun, um die Inflation zu bekämpfen. Das haben alle anderen westeuropäischen Staaten besser hinbekommen."

Video: Der Talk mit Philip Kucher

"In Wahrheit letztklassig"

In einem dringlichen Antrag wird die SPÖ am Mittwoch daher sechs Konkrete Forderungen im Parlament einbringen. "Viele müssen sich jetzt schon – bei tropischen Temperaturen – Sorgen machen, wie sie im Winter die Heizrechnung begleichen werden", sagt Kucher. Dass die Sondersitzung mitten im Hochsommer eine Populismus-Aktion sei, wischt er vom Tisch: "Wir haben die Inflation bereits vor eineinhalb Jahren angesprochen, damals hat uns Werner Kogler noch ausgerichtet, das Ganze sei hysterisch. Dass sich die Regierung feiert, dass die Teuerung jetzt bei sieben Prozent liegt, ist in Wahrheit letztklassig."

Er blickt auch in unsere Nachbarländer: "Die Leute hier können sich das Leben nicht mehr leisten. Andere Staaten haben es geschafft, die Inflation auf 1,5 Prozent zu senken – weil sie mutige Politik statt Kaffeekränzchen mit Lebensmittelkonzernen machen." Ob der Kanzler der Sitzung im Parlament beiwohnen werde? Kucher: "Das würde ich mir jedenfalls erwarten", schließlich gebe man "in Österreich im Schnitt mittlerweile 500 Euro pro Monat für den Lebensmittel-Einkauf aus". Um 1.000 Euro mehr pro Jahr, als in Deutschland, rechnet Kucher vor.

"Regierung muss Verantwortung übernehmen"

Bei der Ablehnung einer Erhöhung der Politiker-Gehälter bleibe die SPÖ: "Wir haben eine Bundesregierung, die bei der Inflations-Bekämpfung versagt hat. Dass sie sich dann noch mit Rekord-Gagenerhöhung belohnen will, ist für uns undenkbar. Für alle, die so viel wie ein Klubobmann oder mehrverdienen und insbesondere die Regierungsspitze, braucht es eine Nulllohnrunde. Sie muss die Verantwortung für das eigene Versagen übernehmen."

Durchklicken: Kucher zu Besuch bei "Heute"

Zu Herbert Kickls Vorschlag, Politikerbezüge ab 15.000 Euro einzufrieren, erklärt Kucher: "Das war ein Vorschlag, den die SPÖ zuerst eingebracht hat. Es ist für mich eine Frage des Respekts gegenüber all jenen Menschen, die jetzt ums Überleben kämpfen." Ob die FPÖ für die SPÖ 2024 zu schlagen sein wird? "Definitiv", gibt sich der Klubobmann optimistisch.

"Tolles, starkes Team"

Das bisherige Jahr für die SPÖ? "Turbulent ist eine freundliche Formulierung. Aber wir haben uns in den Sommermonaten neu aufgestellt, ein tolles, starkes Team. Richtung Herbst werden wir inhaltliche Schwerpunkte präsentieren."