Herausforderung Pädagoge

Lehrer: "Viele Kinder wissen nicht, was ein Zaun ist"

Die Schule als Challenge: Lehrer stellen sich täglich vielen Herausforderungen. Unterstützung erhalten sie vom "Teacher Support".
Christine Ziechert
18.02.2025, 06:00

Die Herausforderung ist groß, doch Ahmed nimmt sie jeden Tag gerne an: Seit vier Jahren unterrichtet der Pädagoge Englisch, Geografie, Geschichte und Sport an der Mittelschule Schopenhauerstraße in Währing.

Rund 220 Schüler füllen in den Pausen die Gänge, der Lärmpegel ist enorm. Nur eine von vielen Schwierigkeiten, mit denen die Lehrer an der Schule zu kämpfen haben. Die größte Aufgabe: Die unterschiedlichen Niveaus der Schüler auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen – fachlich und sprachlich: "Die unterschiedlichen Lernniveaus sind ein großes Problem. Es ist sehr schwierig, jeden Schüler miteinzubeziehen", erklärt Ahmed im "Heute"-Gespräch.

Sprachsensibler Unterricht

Oft sind es ganz banale Sachen, die die volle Aufmerksamkeit erfordern: "Ich wollte den Kindern einmal erklären, was der Umfang ist. Ich hab erklärt: 'Stellt euch ein Grundstück vor, das eingezäunt ist.' Da habe ich erst gemerkt, dass viele Kinder gar nicht wussten, was ein Zaun ist", so Ahmed.

Der Lehrer hält daher einen sogenannten "sprachsensiblen" Unterricht: "Jeder Begriff wird dabei erklärt, damit alle Kinder es verstehen. Das Wichtigste als Lehrer ist, filtern zu können. Was ist die Essenz? Worauf lege ich den Fokus? Und das dann den Kindern mitzugeben", erklärt er und fügt lachend hinzu: "Das Lehrerzimmer ist aber oft anstrengender als die Klasse."

„Ja, der Job ist herausfordernd. Aber wenn du ihn gut machst, kannst du so viel bewegen“
MonikaLehrerin an der MS Schopenhauerstraße

Auch Monika – sie unterrichtet Mathematik, Ernährung & Haushalt sowie Technik & Design – gibt zu: "Ja, der Job ist herausfordernd. Aber wenn du ihn gut machst, kannst du so viel bewegen. Und es kommt auch so viel von den Kindern wieder zurück", meint die Quereinsteigerin, die das zweite Jahr am Standort ist.

Ihr Ziel: "Ich möchte alle Kinder mit 14 Jahren dorthin bringen, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft finden, dass sie ihre Träume verwirklichen und herausfinden, was ihre Stärken sind. Ich möchte es schaffen, zu vermitteln, dass sie das brauchen, was sie in der Schule lernen und, dass sie eine eigene Motivation entwickeln."

"Teacher Support" kommt in die Schule

Oft haben Lehrer Probleme, mit den eigenen Ressourcen zu haushalten, sind in einer Spirale aus negativen Erlebnissen gefangen oder haben einfach keine Rückzugsmöglichkeiten an der Schule. Hier setzt der "Teacher Support" von Marina Wallner und Carina Altenriederer an: Die Ex-Lehrerinnen und Traumapädagoginnen kommen direkt an die Schulstandorte und helfen mit Workshops, Mentoring und Beratung bei Problemen weiter.

"Es gibt so drei Kernbereiche, die immer wieder Thema sind: Erstens die Kommunikation mit den Eltern – oft haben diese einfach viel zu hohe Erwartungen an Lehrer –, zweitens das Teambuilding unter den Lehrern und drittens der Umgang mit den eigenen Ressourcen", erklärt Altenriederer.

Projekt der ersten "Mutmillion"

"Teacher Support" ist ein Projekt der ersten "Mutmillion" – die Stadt Wien stellt insgesamt eine Million Euro für Vorhaben von Vereinen und Organisationen mit Schulkindern zur Verfügung. Während die erste "Mutmillion" für Projekte zur Förderung der psychischen Gesundheit eingesetzt wurde, liegt der Fokus der zweiten Million auf der Verbesserung der Deutschkenntnisse. Jedes Projekt wird mit 30.000 Euro bis 200.000 Euro gefördert.

Das Setting beim "Teacher Support" ist dabei immer unterschiedlich: "Wir haben Fokusgruppen, aber auch Einzelgespräche, die Teilnehmer und auch die Themen sind – je nach Standort – immer andere", meint Wallner.

Bedarf an Hilfe ist sehr groß

In der MS Schopenhauerstraße war der "Teacher Support" seit vergangenem September insgesamt fünfmal, auch Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) machte sich am Montag ein Bild von der Arbeit der Organisation.

"Wir sind höchstens einmal pro Monat an einer Schule, in manchen sogar nur zwei- bis dreimal pro Jahr – je nach dem Problem am Standort", führen die beiden Traumapädagoginnen aus. Betreut werden insgesamt 16 Schulen, zehn davon von der "Mutmillion" – doch die Nachfrage ist weitaus größer: "Jeden Monat ruft eine neue Schule an. Derzeit können wir den Bedarf aber noch nicht decken", berichten Wallner und Altenriederer.

{title && {title} } cz, {title && {title} } Akt. 18.02.2025, 20:46, 18.02.2025, 06:00
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