Der politische Mitbewerb in der Landeshauptstadt übt sich in ungewohnter Einigkeit: Der rote Stadtchef müsse zurücktreten – und zwar sofort. Am Mittwochnachmittag tagte das Parteigremium, Luger wollte die Vertrauensfrage stellen. Eine etwaige Entscheidung sickerte zunächst nicht durch.
Zur Vorgeschichte: Im März war bekanntgeworden, dass die Bestellung des mittlerweile geschassten Brucknerhaus-Chefs geschoben worden sein soll.
Der schwerwiegende Vorwurf: Dietmar Kerschbaum sollen vor seiner Wahl die Fragen der Hearing-Kommission zugespielt worden sein. Klaus Luger, zugleich Aufsichtsrats-Chef, setzte den Kultur-Manager vor die Tür und kündigte umfassende Aufklärung an.
Am Dienstag die überraschende Wende in der Causa: Der Bürgermeister räumte ein, dass er dem 54-Jährigen die Fragen geschickt hatte. Er kündigte an, dass er den Vorsitz im Aufsichtsrat zurücklegen werde. Weitere Konsequenzen blieben vorerst aus.
Die Kritik folgte auf dem Fuß: Alle Parteien fordern, dass Luger den Hut nehmen soll. Etwa der Linzer FPÖ-Chef Michael Raml: eine Bürgermeister-Neuwahl sei "unvermeidliche demokratische Selbstverständlichkeit".
Mit OÖ-Grünen-Chef Stefan Kaineder meldete sich auch ein Landespolitiker zu Wort: "Es ist kaum zu glauben dass Herr Luger nach allem, was wir in den U-Ausschüssen zu Ibiza und den Machenschaften des Systems Kurz gesehen haben, keine Einsicht hat", so der Landesrat.
Vom roten Landeschef Landesrat Michael Lindner war nichts zu hören. Einzig SPÖ-Landesgeschäftsführer Florian Koppler stellte sich schützenden vor den heftig kritisierten Bürgermeister.
Die Causa Brucknerhaus ist seit Monaten Dauer-Thema in der Linzer Stadtpolitik. Die massiven Vorwürfe betrafen bisher den gefeuerten Manager sowie zwei ÖVP-Politiker. Jetzt haben sie sich auf die SPÖ ausgeweitet.