Politik
Längerer Lockdown, weil ihn Bürger nicht einhalten
Noch bis zum 8. Feber dauert der harte Lockdown in Österreich an. Eigentlich, denn an dessen echtem Ende zweifeln immer mehr Experten und Politiker.
Auch Epidemiologe Gerald Gartlehner an der Donau-Uni Krems geht nicht davon aus, dass der Lockdown in Österreich am 8. Februar enden wird. Dafür nennt der Experte im Ö1-"Morgenjournal" mehrere Gründe: Der Lockdown habe in der aktuellen Form mit seinen "Schlupflöchern" sein "Maximum an Wirksamkeit" erreicht, man brauche jetzt strengere Maßnahmen. Annehmen könne man, dass sich die neuen Virus-Varianten wie die britische und die südafrikanische bereits in den hohen Infektionszahlen widerspiegeln würden.
Schonungslos zeigte sich der Experte bei seiner Analyse: Mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung, die Maßnahmen gegen das Coronavirus mitzutragen, aber auch die Verbreitung der hochinfektiösen Mutationen, würden ein komplettes Aufsperren am 8. Februar unmöglich machen. Vielmehr würden die Österreicher den Lockdown weiter verschleppen. Rein von den angepeilten Zahlen – rund 600 bis 700 tägliche Infektionen und eine 7-Tages-Inzidenz von rund 50 – sei es zeitlich vermutlich nicht mehr möglich, das Ziel bis zum 8. Feber zu erreichen.
Noch strengere Maßnahmen nötig
"Wir werden auch mit Impfungen nicht ins gewohnte normale Leben zurückkommen", so Gartlehner, Corona werde uns noch bis Herbst begleiten, sagt er. Zudem denke der Experte, "dass der Zusatznutzen der neuen Maßnahmen", gemeint sind größerer Sicherheitsabstand und FFP2-Masken, nicht groß genug sein werde, um das Ziel für ein Lockdown-Ende zu erreichen. Man hätte jetzt die Skilifte zusperren und verpflichtendes Homeoffice umsetzen müssen, so der Epidemiologe der Donau-Uni Krems.
Eine "Katastrophe für den Impfplan" sei die aktuelle Impfstoffknappheit. Kurzfristig gebe es keine Alternative, als die Impfung nach hinten zu verschieben, so Gartlehner. Eine Studie, die derzeit durchs Internet kursiere und die den Nutzen eines Lockdowns anzweifle, sieht der Experte kritisch: Er kenne die Studie, und sie sei nicht nur nicht aussagekräftig, sondern weise auch grobe methodische Mängel auf. "Da werden Äpfel mit Birnen verglichen", so Gartlehner. Hoffnung setzt er in eine Therapie für Covid-19-Erkrankte. Es gebe bereits Medikamente, die schwere Verläufe verhindern könnten, in den USA hätten die eine Notzulassung und eine baldige Zulassung erwarte er auch in Europa.