Komplette Lunge getauscht – Krebs im Endstadium geheilt

Zwei Menschen mit Lungenkrebs im Stadium IV, denen man gesagt hatte, dass sie nur noch Wochen oder Monate zu leben hätten, können nun wieder aufatmen – im wahrsten Sinne des Wortes. Von einem Stadium IV spricht man, wenn sich neben dem Primärtumor weitere Tumore in der Lunge gebildet haben oder der Krebs auf weitere Organe übergegriffen hat.

Eine doppelte Lungentransplantation konnte den beiden Patienten das Leben retten, so gab das Northwestern Medicine in Chicago (USA) bekannt. Beide Patienten sind gesund und munter. Wenn sich der Krebs von einer Lunge auf die andere ausbreitet und auf Standardbehandlungen wie Bestrahlung und Chemotherapie nicht anspricht, haben die Patienten in der Regel keine andere Wahl.

Erfolgreich geheilt

Dies war der Fall bei Albert Khoury aus Chicago, bei dem Anfang 2020 Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Zunächst konzentrierten sich seine Tumore nur auf eine Lunge. Doch trotz zweier Chemotherapien hatte sich der Krebs auf die andere Lunge ausgebreitet. Er befand sich im Stadium 4. "Die Ärzte sagten mir: 'Verbringen Sie einfach Zeit mit Ihren Geschwistern. Du hast noch ein paar Monate zu leben", so der 55-Jährige. Als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, begannen die Onkologen, das selten angewandte Verfahren in Betracht zu ziehen. 

Im September 2021 erhielt Khoury als erster Mensch der Welt eine Doppellungentransplantation. Die Chirurgen mussten äußerst sorgfältig vorgehen, um zu verhindern, dass Billionen von Krebszellen aus der alten Lunge in Khourys Brusthöhle oder in seinen Blutkreislauf gelangen. Ein weiteres Risiko sei die Behandlung, die nach einer Transplantation erforderlich sei, sagte Dahut. Alle Empfänger einer Lungentransplantation müssen Medikamente einnehmen, um ihr Immunsystem zu schwächen, damit der Körper das neue Organ nicht abstoßen. Die Medikamente beeinflussen jedoch auch die Fähigkeit des Körpers, Infektionen abzuwehren.

Die neuartige Behandlung wurde inzwischen auch bei einer zweiten Patientin durchgeführt, deren Krebs sich ebenfalls auf beide Lungenflügel ausgebreitet hatte: Tannaz Ameli (65). Die pensionierte Krankenschwester aus Minneapolis (USA), hatte mehrere Monate lang anhaltenden Husten. Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs zeigte eine Lungenentzündung. Die Krankheit hielt an, bis ihr im Januar 2022 mitgeteilt wurde, dass sie Lungenkrebs im Stadium IV habe.

"Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Hoffnung für mein Leben. Sie gaben mir drei Monate", so Ameli. Sie durchlief erfolglose Chemotherapie-Behandlungen und wurde aufgefordert, ein Hospiz in Betracht zu ziehen. Aber ihr Mann wandte sich wegen der Möglichkeit einer Transplantation an Northwestern Medicine. Die Onkologen stellten fest, dass Ameli den erforderlichen Kriterien entsprach, und sie erhielt im Juli 2022 eine doppelte Lungentransplantation.

Letzter Ausweg

Diese Vorgehensweise war sowohl für Khoury als auch für Ameli der letzte Ausweg. "Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, ziehen wir dies in Betracht", sagte Dr. Ankit Bharat, Leiter der Thoraxchirurgie. Bei Lungentransplantationen für Krebspatienten wurde bisher jeweils nur eine Lunge ersetzt. Diese Technik birgt einige erhebliche Risiken: Die verbleibende Krebslunge kann die neue Lunge mit Krebs kontaminieren, und durch die Schnitte können Krebszellen in die Blutbahn gelangen.

Verfahren nicht ohne Risiken

Bharat und sein Team am Northwestern hatten einen anderen Ansatz. Indem sie beide krebsbefallenen Lungen gleichzeitig aus dem Körper entfernen und durch zwei gesunde transplantierte Lungen ersetzen, können die Chirurgen das Risiko einer Kontamination der neuen Organe oder anderer Körperteile durch Krebszellen erheblich verringern. Während die Lungen aus dem Körper entfernt sind, werden die Patienten an eine Herz-Lungen-Bypass-Maschine angeschlossen, um sie am Leben zu erhalten. Der Ansatz gilt nicht für alle Patienten mit Lungenkrebs im Stadium 4, sondern nur für diejenigen, bei denen sich der Krebs von einer Lunge auf die andere ausgebreitet hat, aber nicht darüber hinaus.

Erst während der Pandemie erkannten die Chirurgen des Northwestern, dass sie diese Art der Operation durchführen können. Die ersten doppelten Lungentransplantationen bei Covid-Patienten wurden im selben Krankenhaus durchgeführt. "Wir erfuhren, dass es möglich war, schwer erkrankte Lungen mit einer großen Menge an Bakterien zu entfernen, was bei den meisten Covid-Patienten der Fall war, ohne dass diese in den Blutkreislauf gelangten", sagte Bharat. "Das hat uns geholfen, etwas über diesen Ansatz zu lernen, von dem ich hoffe, dass er für Krebspatienten sehr hilfreich sein wird."

Das Northwestern plant, die nächsten 75 Krebspatienten auszuwählen, die eine Doppellungentransplantation erhalten werden. Bharat geht davon aus, dass es trotzdem Krebsrückfälle geben wird, aber er glaubt, dass in den meisten Fällen die Operation den meisten Patienten ein krebsfreies Leben ermöglichen wird.