Trotz Wiens großer Joboffensive bleibt der Fachkräftemangel spürbar.
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In Wiens Behörden herrscht akuter Personalmangel: Obwohl die Stadt im März 2023 eine Joboffensive startete, stapeln sich nach wie vor tausende unbesetzte Stellen – berichtet "orf.at". Während Müllfahrer und Bauingenieure händeringend gesucht werden, rollt zeitgleich die Pensionierungswelle der Babyboomer an.
Wer jetzt in den öffentlichen Dienst will, hat so gute Chancen wie selten. Doch trotz intensiver Werbekampagnen, Jobmessen und messbar gestiegener Bewerberzahlen bleibt die Frage: Werden die Lücken schnell genug gefüllt, damit Wiens Verwaltung und Daseinsvorsorge nicht ins Stocken geraten?
40 Prozent mehr Bewerber, aber Lücken bleiben
Mit aktuell rund 67.000 Beschäftigten in Verwaltung und Versorgung bildet die Stadt Wien das Rückgrat für Bürgerservice, Müllabfuhr und Kindergartenbetreuung. Wo ein Mitarbeiter an der Front wegfällt, spüren es die Bewohner oft schon am nächsten Tag: Wartezeiten steigen, Projekte verzögern sich, und die Motivation im Team gerät unter Druck. Genau deshalb forcierte Wien die Offensive und erhöhte die Werbebudgets massiv, um neue Kollegen anzulocken.
Das Ergebnis klingt vielversprechend: Um 40 Prozent mehr Bewerbungen trudelten 2023 ein, auch dank zahlreicher Jobmessen quer durch die Stadt. Statt wenigen Hundert Interessierten pro Monat kämpfen nun rund 7.900 potenzielle Neuzugänge um einen der begehrten Posten. Doch nicht in jedem Bereich treffen die richtigen Fähigkeiten auf die offenen Jobs. Experten warnen bereits, dass sich besonders bei hochqualifizierten Fachleuten in Technik, Bildung und Pflege nur schwer Lücken schließen lassen.
Pensionierungswelle folgt
Die Stadt verweist stolz auf 6.052 neue Mitarbeiter, die 2023 eingestellt werden konnten. Damit sei es gelungen, den Abgang vieler Babyboomer, die in Pension gingen, mehr als auszugleichen. Dennoch steht Wien weiterhin vor dem Problem, dass die anhaltende Pensionierungswelle keineswegs vorbei ist – im Gegenteil: In den nächsten Jahren packen weitere Tausende ihre Schreibtische für den Ruhestand zusammen.
Gerade angesichts dieser Dimensionen scheint eine Langzeitstrategie unumgänglich. Um die Daseinsvorsorge stabil zu halten, müssen vor allem in der Pflege und in Kindergärten genügend Kräfte nachrücken. Eine Verwaltung, die auf Sparflamme läuft, riskiert Staus bei Bewilligungsverfahren und verzögert Großprojekte – ein Albtraum für eine Stadt, die rasant wächst und auf funktionierende Infrastruktur angewiesen ist.
Wer pflegt, wer lehrt, wer verwaltet?
Im Fokus stehen vor allem jene Bereiche, in denen der Notstand bereits fühlbar ist: Kindergartenpädagoginnen, die oft an ihre Belastungsgrenze stoßen, Pflegepersonal mit immer mehr Patienten pro Kopf und hochspezialisierte Techniker, die beispielsweise Brücken oder Gemeindebauten betreuen. Gerade für junge Berufseinsteiger ergeben sich dadurch enorme Karrierechancen – doch die Entscheidung für den öffentlichen Dienst steht nicht automatisch hoch im Kurs.
Bis 2030 will die Stadt Wien rund 20.000 neue Jobs besetzen. Das ist eine gewaltige Aufgabe, die nur mit weiterem Werbedruck, flexibleren Arbeitsmodellen und attraktiven Angeboten für Quereinsteiger gemeistert werden kann. Ob diese Rechnung am Ende aufgeht, hängt stark von der Konkurrenz am Arbeitsmarkt ab – denn auch Privatunternehmen leiden unter dem Fachkräftemangel und kämpfen um die gleichen Talente. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Wiens Joboffensive langfristig Früchte trägt oder ob sich das Drama um tausende unbesetzte Stellen noch zuspitzt.
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