Gesundheit
Bei jedem sechsten Kind schlägt Lockdown auf die Psyche
Fast jedes sechste Kind zeigt ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Österreich psychische Auffälligkeiten.
Homeschooling, eingeschränkte Freizeit-Möglichkeiten und weniger Kontakt mit Freunden: Die Corona-Pandemie hat den Alltag von Kindern und Jugendlichen total umgekrempelt. Eine Tiroler Kinderstudie zeigt die Folgen für die Psyche jetzt auf. Fast jedes sechste Kind zeigt ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Österreich psychische Auffälligkeiten.
Mehr Aggression, Angst und Aufmerksamkeitsstörungen
"Rund 15 Prozent der Kinder weisen mittlerweile Symptome, die auch klinisch relevant sind, auf", betonte Silvia Exenberger, Psychologin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH Hall. In der ersten Befragungswelle im März des Vorjahres waren es "nur" drei Prozent der Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren gewesen.
Sorgen und Ängste hätten noch einmal um rund 60 Prozent zugenommen, auch depressive Symptome, Suiziddrohungen und psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Schlafstörungen seien verstärkt zu beobachten. 45 Prozent mehr Kinder würden Aufmerksamkeitsprobleme zeigen, zudem seien die Kinder aggressiver und würden sich häufiger zurückziehen.
Appell an die Politik
Die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder-und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP), Kathrin Sevecke, zeigte sich am Dienstag "alarmiert" und appellierte an die Politik, bei der Planung künftiger Lockdown-Maßnahmen die seelischen Folgewirkungen bei den Kleinsten zu bedenken. Die Studienergebnisse zeigen, dass hier belastete und teilweise psychisch kranke Kinder heranwüchsen.
Wenn man nicht mehr weiter weiß ...
"Rat auf Draht" (rund um die Uhr, kostenlos, für Kinder & Jugendliche): 147
Beratung für Kinder und Jugendliche (Mo-Sa 14.00-18.00 Uhr, kostenlos): 0800/201 440
Psychiatrische Soforthilfe: 01/313 300
Krisenintervention: 01/406 95 95 0
Sozialpsychiatrischer Notdienst: 01/310 87 79 oder 01/310 87 80
Universitätsklinik f. Psychiatrie, AKH: 01/40 400 3547
Wiener Kindertelefon: 01/319 66 66 Kindernotruf: 02622/66 66 1 (Wiener Ortstarif!)
Es brauche darüber hinaus einen Ausbau der ambulanten Therapieplätze, schon jetzt seien Kinder- und Jugendpsychiatrien überlastet. "Wir können alle akuten Fälle behandeln, für längere Klinikaufenthalte reichen die Kapazitäten derzeit nicht", warnte Sevecke. Auch alternative Behandlungsmethoden ("Home Treatment") benötigten Förderung, weiters sollte die Behandlung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher zur Gänze von den Krankenkassen übernommen werden.