Politik

"Keine Hoffnung machen" – Russland-Experte macht Ansage

Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck hat im ORF verraten, ob ein Waffenstillstand im Ukraine-Krieg in Sicht ist.

André Wilding
Russland-Experte Gerhard Mangott in der ZIB2
Russland-Experte Gerhard Mangott in der ZIB2
Screenshot/ ORF

Russland will seine militärischen Aktivitäten in der Region um die ukrainischen Hauptstadt Kiew "radikal" verringern. Das hat Vizeverteidigungsminister Alexander Fomin am Dienstag nach den ukrainisch-russischen Verhandlungen in Istanbul angekündigt.

Auch die Militäraktionen im Raum Tschernihiw sollen demnach deutlich reduziert werden. Die Friedensgespräche dauerten etwa vier Stunden. Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew gestalteten sich aber schwierig, weil die Positionen stark auseinanderliegen. Doch nun soll es positive Signale bei den Gesprächen gegeben haben.

Doch wie "konstruktiv" können die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine wirklich sein, oder ist sogar eventuell ein baldiger Waffenstillstand in Sicht? Genau zu diesem Thema äußerte sich Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck in der "Zeit im Bild 2".

"Es gibt keine Waffenruhe"

Und Mangott erklärte gleich zu Beginn des Interviews mit Armin Wolf, dass die Gespräche zwischen Moskau und Kiew heute "kein Durchbruch" gewesen sind. "In den Details gibt es nämlich noch wesentliche Differenzen", so der Experte. Etwa was die Grenzen der Ukraine betrifft. "Und auch Waffenruhe gibt es keine!"

Die Kämpfe in der Ukraine würden nach wie vor weitergehen und auch die Zusage Russlands, die militärischen Aktionen auf Kiew zurückfahren zu wollen, müsse man laut Mangott erst abwarten. Die Verhandlungen seien aber durchaus ein Schritt nach vorne gewesen und im Vergleich zu den vergangenen Gesprächen aufzuwerten.

Gespräche "von anderer Qualität"

Denn die Verhandlungen würden jetzt nicht mehr in Belarus an der Grenze stattfinden, sondern in der Türkei. "Die Gespräche sind von einer anderen Qualität", ist sich Mangott in der "ZIB2" sicher. Die Frage sei nun aber laut dem Experten auch, welche Sicherheitsgarantien sich die Ukraine erwartet.

Die ukrainische Delegation teilte in Istanbul unlängst mit, dass Gebietsabtretungen an Russland "inakzeptabel seien". "Aber ohne die Krim, Lugansk und Donezk wird Putin den Krieg wohl kaum beenden, oder?", wollte Wolf von Mangott wissen. Dazu stellte der Experte unmissverständlich klar:

"Nein! Das kann er nicht. Die Krim-Frage ist für die russische Seite ohnehin erledigt. Da gibt es nichts mehr zu verhandeln. Der Status ist klar", erklärt Mangott. Die Volksrepubliken Donezk und Lugansk habe Moskau bereits am 21. Februar in den Grenzen der gesamten Provinzen anerkannt.

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    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eröffnete ...
    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eröffnete ...
    Murat Cetinmuhurdar/Presidential Press Office/Handout via REUTERS

    "Werden noch lange Kämpfe"

    Russland müsse wohl dieses gesamte Territorium besetzen. "Das werden noch langanhaltende Kämpfe sein und Russland wird darauf bestehen, dass die Grenzen der Ukraine dann an der neuen Kontrolllinie in Donbass verlaufen und dort bleiben, wo sie faktisch sind, nämlich im Norden der Krim."

    Doch wie geht es jetzt im Ukraine-Krieg weiter? "Hat Putin das Ziel, die Eroberung Kiews aufgegeben?", fragte Moderator Wolf seinen ZIB2-Gast. Dazu Mangott: "Das kann sein, ist aber nicht sicher. Es könnten die jetzigen Entscheidungen, die Angriffe zurückzufahren, nur eine Finte sein.

    Und weiter: "Russland wird auch Truppen in Kiew belassen, denn sonst würden die ukrainischen Truppen rund um Kiew in den Donbass eilen könnten, um dort gegen die Russen zu kämpfen. Das ist bis jetzt keine hoffnungsvolle Perspektive, die sich da aufgetan hat. Ich kann da leider niemandem eine Hoffnung machen, sondern mahne zu großem Realismus."

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