Bezirksvergleich

"Kaum Deutsch in Schulen" – hier ist es am schlimmsten

Eine Familie zog aus Floridsdorf weg, weil die Schule nicht gut genug war. Woanders verstehen fast drei Viertel der Schüler ihre Lehrer nicht.
Michael Pollak
29.01.2025, 15:00

Diese Geschichte bewegt. Innerhalb weniger Stunden haben knapp 50.000 Menschen auf heute.at "Familie hat die Nase voll und zieht aus Floridsdorf weg" gelesen.

Darin beklagt sich ein Familienvater (38) über mangelnde Bildungsmöglichkeiten in gewissen Zonen Wiens. Vor Jahren ist die Familie nach Floridsdorf in eine Genossenschaftswohnung gezogen. Hier konnten sie sich ein Drei-Zimmer-Apartment leisten, Kindergarten und eine Schule waren in der Nähe.

Schule war Grund für den Umzug

Doch schon bald gab es für den Österreicher mit Migrationshintergrund einen triftigen Grund das Grätzel zu verlassen – die Volksschule. Als seine Tochter in die erste Klasse kam, wurde den Eltern gesagt, "dass keine Zweitsprache angeboten werde, da die meisten Kinder kaum bis gar kein Deutsch sprechen würden" – das erzählte der Vater "Heute".

Der Entschluss war bald gefasst: Die Familie wohnt jetzt in einem anderen Bezirk, kann sich hier nur eine kleinere Wohnung leisten. Aber: "Ich möchte, dass meine Tochter in einem Umfeld aufwächst, in dem Deutsch keine Fremdsprache ist“, sagt der Vater.

Weit mehr als 100 Leser haben ihre Kommentare online hinterlassen. "Ich wünsche einen guten Neustart", oder "leider kein Einzelfall", steht da etwa. Ein anderer schreibt: "Floridsdorf ist der beste Bezirk Wiens".

Hier sind Probleme am größten

Dabei, das zeigt eine Statistik von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos), zählt Floridsdorf gar nicht zu den problematischsten Bezirken. Im aktuellen Schuljahr können im Wiener Durchschnitt 44,6 % der Erstklässler zu schlecht Deutsch, um dem Unterricht zu folgen.

Wien-Margareten ist der Bezirk mit den größten Problemen: Hier verstehen knapp 74 % der Schüler in der ersten Klasse ihre Lehrer nicht! Danach folgen Favoriten (63 %) und die Brigittenau (63 %, siehe Grafik). Floridsdorf kommt bei den schlechtesten Bezirken gar nicht vor.

Im Länder-Vergleich zeigt sich: In Wien sind es knapp 70 % der Pflichtschüler, die eine andere Alltagssprache als Deutsch haben. Dann kommt Vorarlberg mit 35 %. Die wenigsten mit einer anderen Muttersprache gibt es in Kärnten (20,5 %).

Eine junge Lehrerin aus dem Brennpunkt-Bezirk Margareten erzählt im Gespräch mit "Heute", dass kein einziger ihrer Schüler Deutsch als Muttersprache habe: "Momentan habe ich drei Kinder, die dem Regelunterricht gar nicht folgen können. Die können nicht einmal einen ganzen Satz sagen, zum Beispiel, 'Frau Lehrerin, ich möchte gerne auf die Toilette gehen' – das können die einfach nicht." Im Vorjahr hatte die Pädagogin drei andere Kinder, "die nicht einen Buchstaben des Alphabets kannten, sie konnten nicht einmal ihre Namen aufschreiben."

Mehrmals täglich in Deutschförderunterricht

Doch jetzt schöpft die Lehrerin neue Hoffnung. Erstens gibt es endlich eine neue Kollegin für den Deutschförderunterricht. Bis zu siebenmal pro Woche gehen die Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen in diesen Spezial-Kurs. Das bringt Fortschritte.

Außerdem "erzieht" die Lehrerin auch die Eltern. Jetzt haben die meisten verstanden, dass sie auch zu Hause mit den Kindern lernen müssen, "sonst geht nichts weiter."

{title && {title} } POM, {title && {title} } Akt. 29.01.2025, 15:50, 29.01.2025, 15:00
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