Verblüffende Entdeckung
Katzen lernen Wörter schneller als Kleinkinder
Wie clever sind Katzen? Um das herauszufinden, haben Forscher sie mit Kleinkindern verglichen. Das Ergebnis verblüfft.
Katzen haben so einiges auf dem Kasten. Das zeigen die Studien von Saho Takagi von der Azabu-Universität im japanischen Sagamihara immer wieder. Laut Takagis neuester Untersuchung lernen sie deutlich schneller als Kleinkinder Wörter mit Bildern zu kombinieren.
Die Studie baut auf früheren Untersuchungen zu den Sprachverarbeitungsfähigkeiten von Katzen auf.
So hatte etwa ein Team der Universität Tokio im Jahr 2019 nachgewiesen, dass Stubentiger ihre Namen erkennen können. Drei Jahre später zeigte Takagi zusammen mit Kollegen, dass die Tiere auch Namen mit Artgenossen und Menschen verknüpfen können. Und zwar ohne jedes belohnungsbasierte Training. Das berichtete das Team damals im Fachjournal Scientific Reports. Daraufhin hatte sich Takagi gefragt, was Katzen wohl auch sonst ohne jegliches Training hinbekommen.
Die Forschenden haben untersucht, ob und wie Katzen in der Lage sind, sogenannte Wort-Bild-Assoziationen zu bilden. Das sei eine grundlegende Fähigkeit für das Erlernen von Wörtern, so das Team. Die Katzen überzeugten und schnitten sogar besser ab als acht bis 14 Monate alte Kinder.
Die Forschenden nutzten für ihre Studie ein Verfahren, das auch bei Kleinkindern verwendet wird. Die kleinen Probandinnen und Probanden werden dabei zuerst mithilfe eines Monitors an zwei Wort-Objekt-Paarungen gewöhnt. So lernen sie etwa, das Bild eines Baumes mit dem Wort Baum zu kombinieren. In einem nächsten Schritt wird ihnen dann entweder die geübte Kombination (Baum – Baum) vorgespielt, oder das geübte Wort mit einem anderen Objekt kombiniert (zum Beispiel: Baum – Pferd).
Im Schnitt brauchen 14 Monate alte Kleinkinder 16 bis 20 Wiederholungen, bis sie verinnerlichen, dass ein Wort zu einem Objekt gehört. Das zeigt sich, weil sie dann länger auf den Monitor schauen.
Das Experiment mit den Katzen lief ganz ähnlich ab. Insgesamt unterzogen die Forschenden 31 erwachsene Hauskatzen diesem Test. Sie setzten die Tiere jeweils einzeln vor einen Laptop und spielten ihnen das frei erfundene Wort "keraru" vor, während auf dem Bildschirm ein blau-weißes Einhorn erschien. Wenn sie ihnen das ebenfalls frei erfundene Wort "parumo" vorspielten, sahen die Katzen eine rotgesichtige Zeichentrick-Sonne. Nach einer kurzen Pause spielte das Team die Hälfte der Bilder mit dem Ton des "falschen" Wortes ab.
Wie die Kinder reagierten auch die Katzen auf die Nichtübereinstimmungen: Sie zeigten sich verwirrt und verbrachten durchschnittlich 33 Prozent mehr Zeit damit, auf den Bildschirm zu starren – laut den Forschenden ebenfalls ein Zeichen dafür, dass sie gelernt hatten, die ursprünglichen Wörter mit Bildern zu assoziieren. Und nicht nur das, wie Takagi gegenüber Science.org sagte: "Einige Katzen starrten sogar mit geweiteten Pupillen auf den Bildschirm." Es sei süß gewesen, "wie ernsthaft sie an dem Experiment teilnahmen."
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Trotz der ähnlich irritierten Reaktionen beobachtete das Team auch Unterschiede: So habe die große Mehrheit der Katzen die Wort-Bild-Assoziationen nach nur zwei neunsekündigen Lektionen gelernt. Die 14 Monate alten Kinder hätten dagegen vier 15-sekündige Lektionen gebraucht, in denen sie jedes Wort pro Lektion siebenmal hören müssen, anstatt nur viermal wie die Katzen.
Laut Takagi und ihren Kollegen zeigt das, dass "Katzen mehr auf das achten, was wir im Alltag sagen, und mehr versuchen, uns zu verstehen, als uns bewusst ist." Und sie täten das ohne jegliches Training oder klare Belohnungsversprechen – also ziemlich auf die gleiche Weise, wie Babys Sprachen lernen – nur schneller. Die aktuelle Studie ist im Fachjournal Scientific Reports erschienen.
Auf den Punkt gebracht
- Forscher der Azabu-Universität in Japan haben herausgefunden, dass Katzen Wörter schneller mit Bildern verknüpfen können als Kleinkinder
- In einem Experiment lernten die Katzen nach nur zwei neunsekündigen Lektionen, während 14 Monate alte Kinder vier 15-sekündige Lektionen benötigten, was darauf hindeutet, dass Katzen mehr auf menschliche Sprache achten und versuchen, uns zu verstehen, als bisher angenommen