Politik

Kanzler-Umarmung gegen das Holocaust-Vergessen

Aufgrund des Jahrestags der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gedachte die Regierungsspitze mit Israels Außenminister Yair Lapid den Opfern.

Rene Findenig
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Israels Außenminister Jair Lapid und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
Israels Außenminister Jair Lapid und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Am 27. Jänner 1945 befreite die Rote Armee den Lagerkomplex Auschwitz. Bis dahin blief sich die Zahl der Todesopfer unter der Nazi-Aufsicht auf 1,1 bis 1,5 Millionen. Am Gedenktag 2022 lud die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) Vertreter der Republik, die Staats- und Regierungsspitze, Parlamentsparteien und Volksgruppenverteter der Sinti und Roma zu einer Gedenkzeremonie in der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte in Wien. Gedacht wurde aber auch in Mauthausen.

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Israels Außenminister Jair Lapid, Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Israels Außenminister Jair Lapid, Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Als Ehrengast war der israelische Außenminister Yair Lapid als Zeichen der Verbundenheit zwischen Österreich und Israel anwesend. Gemeinsam verabschiedeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Erklärung: "Heute vor 77 Jahren befreiten Soldaten der sowjetischen Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Mehr als eine Million Menschen hatten die Nationalsozialisten dort ermordet. Doch der Holocaust, die Shoah, der Porajmos, waren damit noch nicht beendet. Das Morden ging weiter. Auch auf österreichischem Boden, etwa im Konzentrationslager Mauthausen", heißt es darin.

"Wir alle sind gefordert, Zivilcourage zu zeigen"

Und weiter: "Im Rahmen der Initiative #WeRemember gedenken wir aller Opfer, die aus antisemitischen, rassistischen, homophoben, politischen und anderen Gründen verfolgt, gequält und ermordet wurden. Aus der Erinnerung erwächst die Verantwortung, uns immerwährend und aktiv gegen Antisemitismus, Romafeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit und jegliche Form der Diskriminierung zu stellen. Dies ist ein Auftrag an die gesamte Republik Österreich; an alle Menschen, die hier leben. Wir alle sind gefordert, Zivilcourage zu zeigen, zu widersprechen, wenn antisemitische, romafeindliche oder fremdenfeindliche Worte fallen. So nehmen wir die Verantwortung, die sich aus dem Gedenken ableitet, tatsächlich wahr; im Interesse einer lebendigen und vielfältigen Demokratie und aller nachkommenden Generationen."

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Israels Außenminister Jair Lapid.
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Israels Außenminister Jair Lapid.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Unterzeichnet wurde die Erklärung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler, Bundesministerin Karoline Edtstadler, Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner, dem stellvertretenden Klubobmann Nikolaus Scherak, dem Vorsitzenden des Volksgruppenbeirats der Roma Emmerich Gärtner-Horvath und Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich und IKG Wien. Besonders berührende Geste: Israels Außenminister Jair Lapid und Bundeskanzler Karl Nehammer umarmten sich im Rahmen der Gedenkfeier.