Politik

Nehammer geht in Wut-Video auch auf Arbeitslose los

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sorgt mit einem Auftritt vor Parteifreunden für mächtig Wirbel. Einer der Funktionäre filmte die Skandal-Rede mit.

Newsdesk Heute
Kanzler Nehammer attackiert in seiner Rede Arbeitssuchende.
Kanzler Nehammer attackiert in seiner Rede Arbeitssuchende.
Screenshot/ VIDEO

Ein virales Video eines Nehammer-Auftritts in Hallein (Salzburg) sorgt gerade für Empörung in ganz Österreich. Bundeskanzler Karl Nehammer will darin unter anderem Kindern, die von Armut gefährdet sind, Hamburger schmackhaft machen – "Heute" berichtete. Doch es ist nicht die einzige fragwürdige Aussage in der Aufnahme! Im Gegenteil! In dem über 6 Minuten (!) langen Video schimpft der Regierungschef auch über Arbeitslose.

Video - hier attackiert der Kanzler die AMS-Kunden:

"Wenn i z'wenig Göd hab', geh i mehr arbeiten", empfiehlt Nehammer Teilzeit-Müttern vor Funktionären. Kinder, die keine warme Mahlzeit bekommen, könnten ja ganz einfach McDonald's-Hamburger essen. Das sei zwar "nicht gesund, aber das billigste Essen". Ein Hamburger koste bei der Fast-Food-Kette lediglich 1,40 Euro. "Wenn ich noch Pommes dazu kaufe, sind es 3,50 Euro!"

Das ganze Wut-Video von Nehammer:

Einer der anwesenden Personen erlaubt sich daraufhin einen kleinen Scherz und sagt: "Wir in Hallein haben hier eine Firma, die heißt AMS. Wenn man kein Geld haben, dann gehen wir einfach dorthin", ist in dem Video zuhören. Die anwesenden Personen brechen daraufhin in lautes Gelächter aus und amüsieren sich köstlich über den "Witz".

"He! Putz' di"

Der Kanzler stellt darauf unmissverständlich klar: "Über all das darf ich mich mit dir nicht unterhalten! Warum? Weil dann kommt nämlich die Gewerkschaft her und die Wirtschaftskammer her und sagt: 'He! Putz' di!' Sozialpartnerschaft. 98 Prozent der Arbeitnehmer sind im Kollektiv, verhandeln über die Sozialpartnerschaft."

Und weiter: "Wir haben letztes Jahr versucht, dass die Lohnabschlüsse weniger hoch ausfallen, aber nicht damit die Arbeitnehmer weniger Geld haben, sondern wir haben der Gewerkschaft folgendes Angebot gemacht: ''Wir machen die steuerfrei Prämie 3.000 Euro, die ist steuerfrei für den Arbeitnehmer, sie ist sozialabgabenfrei für den Arbeitnehmer und sie ist für den Unternehmer arbeitgeberbeitragsbefreit. Damit alle etwas davon haben!"

"Unwillige, keine Freude"

Dann geht Nehammer in seiner Rede auf den "Teilzeit-Wahnsinn" ein und die Arbeitssituation in Österreich. "Wir überaltern in der Gesellschaft und haben 200.000 offene Stelle", so der Kanzler. Daraufhin antwortet einer der Anwesenden: "Wir haben auch genug Arbeitslose." Nehammer kontert: "Wir haben 300.000 und irgendwas Arbeitslose (...) Wir haben nicht nur Unwillige, sondern auch viele, die werden im Leben nie arbeiten, weil da haben die Unternehmer keine Freude damit!"

Nehammer wettert in seiner Rede aber nicht nur gegen Arbeitslose, sondern spricht auch die rot-weiß-rot-Karte an: "Wisst ihr, wer der größte Bremser in der rot-weiß-rot-Karte war? Ned die Blauen, ned die ÖVP. Die Gewerkschaft. Die hat gesagt: Lohndumping droht!"

"Es ist eine Schande"

Mittlerweile gibt es auch eine erste Stellungnahme zu dem Skandal-Video – und zwar von der SPÖ! "Als ehemaliger AMS-Landesgeschäftsführers möchte ich mich schützend vor die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen, die großartige Arbeit leisten. Die Fehler und Stimmungsschwankungen der Politik sind nicht ihre Schuld. Sie müssen sie nur ausbaden und Fehler reparieren. Weder die Mitarbeiter des AMS, noch die vielen hunderttausenden Menschen ohne Beschäftigung, die von der Politik und ganz besonders von der ÖVP im Stich gelassen sind, haben es verdient, sich vom Bundeskanzler verhöhnen lassen zu müssen. Es ist eine Schande, dass ein Bundeskanzler seine Position nicht dafür nützt, das Land zusammenzuhalten, sondern ganz bewusst auf jene losgeht, die weniger haben", sagt Kontroll-Landesrat und SPÖ-Niederösterreich-Vorsitzender Sven Hergovich.

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