Politik

"Junge ansprechen" – SPÖ erklärt wirre Hühner-Kampagne

Die SPÖ versinkt derzeit im Chaos. Neben der Mitgliederbefragung sorgt auch die neue Werbe-Kampagne mit Hühnern und Schnitzel für viel Wirbel.

Stefanie Riegler
Pamela Rendi-Wagner verteidigt die umstrittenen Werbe-Sujets.
Pamela Rendi-Wagner verteidigt die umstrittenen Werbe-Sujets.
Helmut Graf, Screenshot SPÖ/Twitter

Der Showdown um den SPÖ-Chefsessel ist eröffnet. Ab 24. April können die SPÖ-Mitglieder abstimmen, wer die Führung in der Partei übernimmt. Am Freitag ist die Frist für Bewerbungen um den Vorsitz abgelaufen. Im Vorfeld war von rund 73 Kandidaten und Kandidatinnen die Rede.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, möchte auch ein 23-jähriger Student aus Vorarlberg SPÖ-Chef werden. Der nicht in der Öffentlichkeit bekannte Niklas Klocker, der in Innsbruck studiert, hat ebenfalls seine Kandidatur eingereicht, "Heute" berichtete.

9.000 Mitglieder mit Hühner-Sujet begrüßt

Knapp vor Nennschluss sind noch rund 9.000 Personen der SPÖ beigetreten, um bei diesem Ringen um die Führungsspitze dabei sein zu können.

Die neuen Parteimitglieder wurden vom Social-Media-Team der Roten aber mit einer äußerst fragwürdigen Werbe-Kampagne begrüßt. So wurden die neuen Partei-Anhänger etwa mit dem Slogan "Neu im Stall" und einem Hühner-Sujet willkommen geheißen. Die Sozialdemokraten würden "Rock'n'Roll seit 134 Jahren bieten.

Dornauer: "So etwas würde ich nicht zulassen"

Der Spott im Netz ließ nicht lange auf sich warten. Weiters sorgte der Slogan: "Bei uns isst man Schnitzel mit Ketchup. Willkommen in der Partei" für Kopfschütteln sogar innerhalb der Partei.

So kommentierte etwa Nikolaus Kern, Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers, – in Anlehnung an einen Karl-Lagerfeld-Spruch – spöttisch: "Wer jetzt noch immer nicht glaubt, dass die SPÖ eine komplette Neuaufstellung braucht, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."

Auf "Heute"-Anfrage zeigte sich auch Tirols gewohnt wortgewaltiger Vize-Landeschef Georg Dornauer entsetzt. Er stellte Konsequenzen in Aussicht: "Ich habe gegenüber der Bundespartei bereits vor drei Tagen eingefordert, die aktuelle Social-Media-Kampagne dringend in der nächsten Sitzung am 13.4. auf die Tagesordnung zu setzen." Weiters will der Tiroler Landesparteichef "auch wissen, wer für diese Kampagne verantwortlich ist im Mitarbeiterstab, respektive diese freigegeben hat".

Dornauer missfällt diese Art der Kommunikation: "Die Tiroler SPÖ kann sich damit jedenfalls nicht ansatzweise identifizieren. So etwas würde ich als Parteichef nicht zulassen", so der rote Landeshauptmann-Stellvertreter. Die Frage, ob man in Tirol Schnitzel mit oder ohne Ketchup esse, ließ Dornauer unbeantwortet.

Rendi-Wagner: "Wir freuen uns über alle Mitglieder"

Die SPÖ-Parteispitze verteidigte die wirre Kampagne aber. Wie Pamela Rendi-Wagner im ORF-"Report" erklärte, sei dies eine moderne Art, Botschaften zu vermitteln. "Wir freuen uns über alle Mitglieder", betonte sie.

Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch versteht die Aufregung nicht, wie der "Kurier" berichtet. Man wolle mit der Kampagne unkonventionell sein, überraschen und junge Menschen ansprechen – und das sei geglückt, so Deutsch.

Das "Liebe ist rot"-Sujet drücke laut SPÖ-Erklärung die Vielfalt der Mitglieder aus, die durch die Liebe zur Sozialdemokratie geeint werden. Die Hühner im Stall sollen suggerieren, dass derzeit viel los sei in der Partei. Und dass Schnitzel spielt selbstironisch auf eine vergangene Kampagne an, heißt es aus der Löwelstraße.

Der Ex-Neos-Abgeordneten Sepp Schellhorn machte sich ebenfalls über das Sujet lustig: "Wer Schnittlauch auf ein Wiener Schnitzel gibt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren", postete er auf Twitter.

Twitter-Spott: "Ihr seid nur peinlich"

Freigegeben wurde die Kampagne vom Social-Media-Chef der Bundes-SPÖ, Thomas Walach. Doch auf Twitter kam diese gar nicht gut an. So posteten einige User: "Dieser Laden ist völlig am Ende" oder "Ihr seid nur peinlich."

Andere zeigten sich frustriert: "Ihr wollt unbedingt die Leute vertreiben, oder?", fragt eine Nutzerin. "Ganz ehrlich, wer ist für diese Kampagne verantwortlich? Schnitzel, Hühner, jetzt das - damit gewinnt man keine Wahlen", meint eine andere.

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    Die SPÖ ringt mit kreativen Sujets und Sprüchen verzweifelt um neue Parteimitglieder.
    Die SPÖ ringt mit kreativen Sujets und Sprüchen verzweifelt um neue Parteimitglieder.
    Screenshot Twitter / SPÖ