Verrückte Idee, arme Rinder

Jeff Bezos will Kühe gegen Blähungen und Rülpser impfen

Mit neuartigen Impfungen wollen Forscher den Methanausstoß von Rindern reduzieren. Prominentester Unterstützer ist Amazon-Boss Jeff Bezos.

Bernd Watzka
Jeff Bezos will Kühe gegen Blähungen und Rülpser impfen
Keine heiße Luft: Amazon-Gründer und Milliardär Jeff Bezos investiert in Impf-Technologie für Kühe.
Heute-Montage: Reuters, iStock

Neben CO2 gehört Methan zu den schädlichsten Treibhausgasen in unserer Atmosphäre. Das meiste Methan wird in der Landwirtschaft ausgestoßen – genau dort wollen US-Forscher mit einem speziellen Rinder-Impfstoff ansetzen.

Prominentester Unterstützer ist Amazon-Boss Jeff Bezos, der umgerechnet mehr als acht Millionen Euro in die Anti-Darmwind-Forschung investiert hat.

Methan 28-mal gefährlicher als CO2

Wenn Wiederkäuer verdauen, entsteht dabei Methan. Wenn sie aufstoßen oder Darmwinde ablassen, wird Methan freigesetzt. Das habe verheerende Folgen für die Umwelt, denn als Klimagas ist Methan 28-mal klimaschädlicher als CO2.

Die Methanemissionen aus der Viehzucht belaufen sich weltweit auf drei Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr und tragen zu sechs Prozent der Treibhausgase bei. Ein Vergleich: Die globalen Methanemissionen verursachen mehr Treibhausgase als alle Pkw auf der ganzen Welt.

Landwirtschaft ist größter Methan-Emittent

Zwar gibt es noch andere Branchen, in denen Methan ausgestoßen wird – wie Kohlebergbau oder Abfallwirtschaft. Mit bis zu zwei Dritteln stellt die Landwirtschaft aktuell jedoch die größte, vom Menschen verursachte Emissionsquelle für Methan dar.

Dieses Problem will ein Start-up aus der amerikanischen Stadt Boston nun bekämpfen: Arkea Bio nennt sich das Agrar-Biotech-Unternehmen aus den USA, das die Methan-Emissionen von Wiederkäuern mit einer Impfung verringern will.

Wie der Impfstoff die Produktion von Methan hemmen soll

Wie kann das funktionieren? Nach der Impfung reagiere der Körper der Tiere mit der Bildung von Antikörpern in Blut und Speichel. Diese sollen die Methan produzierenden Mikroben neutralisieren und die Anzahl dieser verringern. So werde weniger Methan produziert, argumentiert das Unternehmen.

Allerdings befindet sich der Impfstoff noch in der Entwicklungsphase. Bis dieser tatsächlich marktreif ist, könne es noch drei Jahre dauern, schreibt die Wirtschafts- und Finanzplattform Bloomberg.

Investoren springen auf

Der Markt für das Produkt sei groß, prophezeit das Start-up. Denn der neue Impfstoff habe keinen Einfluss aus die bisherigen landwirtschaftlichen Prozesse. Auch die Gefahr, dass er die Qualität von Milch und Fleisch beeinflusse, sei sehr gering.

Das Potenzial scheinen auch Investoren wie Jeff Bezos zu erkennen: Umgerechnet knapp 30 Millionen Euro investierten sie bereits in das Start-up,

Impfung in großem Maßstab möglich?

Sollte der Impfstoff funktionieren, könnte er einen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten. Dennoch bleibt fraglich, ob die Impfung künftig in großem Maßstab eingesetzt werden kann – und wie viel Methan sich damit tatsächlich einsparen lässt.

Einfachste Lösung: Konsum reduzieren

Schon jetzt gibt es eine einfachere Möglichkeit, den Methanausstoß durch Kühe zu verringern: eine Reduzierung des Konsums von Rindfleisch und Milchprodukten. Denn sinkt die Nachfrage, werden auch weniger Tiere gezüchtet – und weniger Methan gerät in die Atmosphäre.

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    Fotos: iStock; Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • Forscher wollen mit neuartigen Impfungen den Methanausstoß von Rindern reduzieren, wobei Amazon-Boss Jeff Bezos das Projekt mit über acht Millionen Euro unterstützt
    • Das Start-up Arkea Bio entwickelt einen Impfstoff, der die Methan produzierenden Mikroben im Verdauungstrakt der Tiere neutralisieren soll, doch bis zur Marktreife könnte es noch drei Jahre dauern
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