Pille gegen Methan-Rülpser
Wie Forscher unsere Kühe klimafreundlich machen wollen
Kühe rülpsen beim Wiederkäuen große Mengen des Treibhausgases Methan aus. US-Forscher wollen jetzt eine Pille entwickeln, die genau das verhindert.
Kühe, eines der am meisten konsumierten Lebewesen auf der Erde, produzieren enorme Mengen an Methan. Dieses Treibhausgas (80-mal stärker als Kohlendioxid) ist für 30 Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich – und sein Anteil in der Atmosphäre steigt rasant.
1,6 Milliarden Kühe rülpsen Methan
Rund 1,6 Milliarden Kühe leben auf der Welt. Jede von ihnen rülpst im Jahr 100 Kilo des gefürchteten Treibhausgases Methan aus – was der Hälfte der Emissionen eines Autos entspricht. Insgesamt sind Kühe für vier Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich.
Mikroben im Kuhmagen sollen verändert werden
Wissenschaftlern der University of California und des Innovative Genomics Institute von Brad Ringeisen arbeiten nun an einem Experiment, mit dem das Mikroben-Innenleben des Kuhmagens gentechnisch verändert werden soll, um diese Emissionen zu beseitigen.
Hintergrund: Die fleischige Gärkammer des Pansens, des größten Vormagens der Kuh, beherbergt einzellige Organismen die Wasserstoff und Kohlendioxid abbauen und dabei Methan produzieren. Da die Kühe das Gas nicht verarbeiten können, stoßen sie es aus.
Wenn die Forscher mit ihrer Methode Erfolg haben, könnten sie die weltweit größte (vom Menschen verursachte) Methanquelle ausschalten und dazu beitragen, die globale Erwärmung zu bremsen. "Das ist völlig ungewöhnlich", sagt Ermias Kebreab, Professor für Tierwissenschaften. "Niemand hat das bisher gemacht."
„Lasst uns das Problem für alle Kühe lösen, nicht nur für einen Bruchteil der Kühe.“
Rindfleischproduktion steigt weltweit an
Umweltschützer fordern unterdessen die Verbraucher auf, weniger Rindfleisch zu essen und sich stattdessen für Schadstoff-ärmeres Huhn und Fisch zu entscheiden. Doch die Rindfleischproduktion steigt weiter an – in den vergangenen 15 Jahren weltweit um 13 Prozent.
Bisher Blähungs-Unterdrücker im Einsatz
Die Zugabe von Blähungs-Unterdrückern wie 3-Nitrooxypranol oder natürlichen Mitteln wie Algen, Oregano oder Knoblauch zum Futter kann die Methanemissionen um 20 bis 80 Prozent senken. Aber nur ein geringer Prozentsatz der Kühe wird täglich von Menschen gefüttert.
Die meisten Rinder leben auf Weiden und ernährt sich von Gras und Futtermitteln. Diese Millionen von frei laufenden Rindern dazu zu bringen, Algen oder Knoblauch zu fressen, sei logistisch fast unmöglich, so die Forscher.
Probiotische Pille für die Kuh
Hier kommt ein Team von Genetikern ins Spiel. Die Wissenschaftler stellen sich eine Art probiotische Pille vor, die den Kühen bei der Geburt verabreicht wird und ihr Mikrobiom dauerhaft verändern soll, unabhängig von der Rasse.
Rinder ohne Hörner gezüchtet
Mithilfe solcher Gen-Editierwerkzeuge haben Forscher in der Vergangenheit bereits Rinder ohne Hörner oder mit einem speziellen glatten Fell gezüchtet, das ihnen hilft, bei steigenden Temperaturen kühl zu bleiben.
Auf den Punkt gebracht
- US-Forscher arbeiten an der Entwicklung einer probiotischen Pille, die das Mikrobiom im Magen von Kühen gentechnisch verändert
- Mit der Pille soll die Methanemissionen reduziert und somit die globale Erwärmung zu bekämpft werden
- Diese Methode könnte eine Lösung darstellen, da bisherige Ansätze wie Blähungsunterdrücker und natürliche Futterzusätze logistisch schwer umsetzbar sind