Immer mehr Wiener Pflichtschullehrer berichten von respektlosem Verhalten und massiven Einschüchterungsversuchen durch Eltern. Besonders in der Zeit vor den Semesterferien und der Ausgabe der Schulnachrichten häuften sich Fälle von Drohungen, Beleidigungen und sogar Übergriffen, wie Thomas Krebs, Vorsitzender der wienweiten Personalvertretung des Zentralausschusses der Wiener LandeslehrerInnen, bestätigt.
Die Lehrer stehen zunehmend unter psychischem und verbalem Druck. Elterngespräche eskalieren, Lehrer werden vor Schülern und anderen Eltern beschimpft. In manchen Fällen muss außerschulisches Personal hinzugezogen werden, um die Situation zu beruhigen. Laut Krebs gab es sogar Fälle, in denen Lehrer mit Polizeieinsätzen drohen mussten, um aggressive Eltern zum Verlassen des Schulgebäudes zu bewegen.
Besonders brisant ist der Druck bei der Notengebung, etwa wenn es um die AHS-Reife in der vierten Klasse Volksschule geht. Manche Eltern setzen alle Mittel ein, um bessere Noten für ihre Kinder zu erzwingen. In einer Umfrage unter mehreren hundert Wiener Pflichtschullehrern gaben 20 Prozent der Befragten an, bereits mit rechtlichen Schritten durch Anwälte bedroht worden zu sein.
Krebs kritisiert, dass Lehrer in vielen Fällen ungeschützt bleiben und oft keine ausreichende Unterstützung durch die Dienstbehörden erhalten. Es komme sogar vor, dass Lehrkräfte von ihren Vorgesetzten die Empfehlung erhielten, um des Friedens willen bessere Noten zu vergeben. Diese Entwicklungen führen dazu, dass vor allem junge Lehrer dem Druck nicht standhalten und den Beruf aufgeben.
Um dem entgegenzuwirken, fordert Krebs ein klares Bekenntnis von der Politik: "Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) sowie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) müssen sich schützend vor die Lehrer stellen. Es brauche eine dienstliche Anweisung in Form eines Erlasses, der die Einhaltung der Notenwahrheit betont und sicherstellt, dass Vorgesetzte, die dem Druck der Eltern nachgeben, zur Verantwortung gezogen werden."