Gesundheit
Jeder 3. hat es, aber diese Krankheit wird unterschätzt
Jeder Dritte erkrankt in Österreich im Lauf seines Lebens an Gürtelrose, dennoch fühlen sich die wenigsten gefährdet. Dabei ist es nicht ungefährlich.
Wer es einmal hatte, vergisst es nie wieder: Die schmerzhaften roten Bläschen am Körper – Herpes zoster, im Volksmund auch "Gürtelrose" genannt. In der Risikogruppe der Über-50-Jährigen ist sich jedoch nur jeder Fünfzigste des Risikos für die oft schwere Erkrankung bewusst, erklärten Experten jetzt bei einer Pressekonferenz in Wien. Sie empfehlen eine Impfung gegen Herpes-Zoster-Viren, die jene schmerzhafte Krankheit verursachen. Denn wenn man Pech hat, kann die Infektion Komplikationen wie Nervenlähmungen und Gehirnhautentzündung verursachen.
Die Gürtelrose ist eine durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) aus der Familie der Herpes-Viren ausgelöste Infektionskrankheit. Die Erstinfektion mit dem Herpes-Virus findet meist in der Kindheit statt und verursacht Feuchtblattern (Windpocken). Nach dem Abheilen verschwinden die Viren nicht vollständig aus dem Körper, sondern einige bleiben quasi „schlafend“ lebenslang in Nervenknoten vorhanden. Sie können nach Jahren reaktiviert werden – etwa, wenn das Immunsystem durch eine Erkältung oder Stress geschwächt wird.
Die für die Gürtelrose typischen brennenden und bohrenden bis schneidenden Schmerzen, können sich bereits Tage vor der Bläschen-Bildung bemerkbar machen. Jucken und Berührungsüberempfindlichkeit im betroffenen Hautareal sind häufig auch vorhanden.
Besonders gefährlich ist eine Infektion während der Schwangerschaft. In manchen Fällen wird das Kind über die Plazenta angesteckt. Dabei ist eine Ansteckung zwischen der 5. bis 24. Schwangerschaftswoche besonders gefährlich. Für ein Neugeborenes stellt eine Windpocken-Infektion der Mutter besonders kurz vor oder nach der Geburt ein Gesundheitsrisiko dar.
99 Prozent der Ü50 hat Virus in sich
Mehr als 99 Prozent aller Über-50-Jährigen tragen solche Viren in sich, weil sie in ihrer Kindheit damit infiziert wurden und Feuchtblattern hatten, hieß es bei dem Medientermin der Pharmafirma GlaxoSmithKline. In einer repräsentativen Umfrage bei mehr als 300 Menschen in Österreich zwischen 50 und 80 Jahren habe sich gezeigt, dass die meisten von ihnen (85 Prozent) schon von der Gürtelrose gehört hatten, aber die wenigsten (zwei Prozent) fühlten sich davon gefährdet, berichtete Alexander Zeh vom Marktforschungsinstitut Ipsos. International sei man damit "eher am unteren Rand", denn in anderen Ländern wie Hongkong (14 Prozent), Großbritannien (elf Prozent) und Schweden (zehn Prozent) wäre das Risikobewusstsein höher.
Impfung für alle ab 50 empfohlen
Viele Menschen wussten um die möglichen Symptome einer Gürtelrose-Erkrankung wie roten Ausschlag (80 Prozent), Jucken (54 Prozent) und lähmende Schmerzen (49 Prozent), berichtete Zeh: Sie kannten auch die Risikofaktoren wie ein geschwächtes Immunsystem (71 Prozent) und Stress (59 Prozent). "Die meisten sehen aber kein persönliches Risiko und wollen nichts dagegen tun", sagte er.
Verhindern könne man den Ausbruch am besten mit einer Impfung gegen das Herpes zoster-Virus, erklärte Robert Müllegger von der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Landesklinikum Wiener Neustadt (NÖ). Laut österreichischem Impfplan sei sie deshalb auch für alle Menschen über 50 Jahren empfohlen, ebenso bei Personen ab 18 Jahren mit Immunschwäche oder Grunderkrankungen.
40 Prozent der Betroffenen hospitalisiert
Das charakteristische Symptom einer Gürtelrose ist ein bandförmiger roter Ausschlag mit Bläschen, so der Mediziner. Meist betrifft er die Brust, den Rücken oder das Gesicht. Bei 80 Prozent der Patienten treten Schmerzen auf, und circa 40 Prozent müssen ins Spital. Oft brächte die Erkrankung auch teils schwere Komplikationen, wie akute oder chronische Entzündungen der Lunge, Gehirnhaut oder Augen. Es könne zu Nervenlähmungen etwa beim Hörnerv kommen, was Taubheit und Gleichgewichtsstörungen verursacht. "Am häufigsten ist ein intensiver, quälend bohrender Dauerschmerz", sagte er. Dieser beeinträchtigt freilich die Lebensqualität.
"Oft leiden die Patienten unter Depressionen, Schlafstörungen und sogar Selbstmordversuche sind keine Seltenheit", erklärte Müllegger. Eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten und Schmerzmitteln wäre möglich, ermöglicht aber bei vielen Patienten (40 Prozent) keine "restlose Beherrschung der Krankheit und Verhinderung von Schmerz und Komplikationen", so der Experte.