Bewilligung wird entzogen

Insolvenz! 240 Kinder verlieren Kindergartenplatz

Dem Privatkindergarten "Perlenmeer" wurde wegen Insolvenz die Bewilligung entzogen. Der Betrieb ist ab Montag geschlossen, 240 Kinder sind betroffen.

Christoph Weichsler
Insolvenz! 240 Kinder verlieren Kindergartenplatz
Der Kindergarten "Kinderoase Weimar" in Währing – gerettet durch den Elternverein "Perlenmeer", der nun selbst um finanzielle Stabilität kämpft.
Helmut Graf

Dramatische Wende für den Wiener Elternverein "Perlenmeer": Nach der Insolvenzanmeldung wird dem Kindergartenbetreiber die Bewilligung entzogen. Bereits ab Montag könnte an den Standorten kein Betrieb mehr möglich sein. Rund 200 Kinder sind betroffen, so Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Donnerstag zur APA.

Die Eltern der betroffenen Kinder wurden dazu aufgerufen, sich umgehend mit der Kindergartenabteilung MA 10 in Verbindung zu setzen. Laut Wiederkehr sei die Widerrufung der Bewilligung eine notwendige Maßnahme im Sinne des Kinderschutzes. Die zuständige Kontrollbehörde, die MA 11 (Wiener Kinder- und Jugendhilfe), habe im Rahmen des Wiener Kindergartengesetzes keine andere Wahl.

Kein Geld für Personal und Betrieb

Grund für den Widerruf ist die Zahlungsunfähigkeit des Vereins, wie die Stadt betonte. Die finanzielle Notlage betrifft die Bezahlung der Gehälter der Mitarbeiter sowie Miete, Strom und Heizung. "Unter diesen Umständen ist eine Betreuung der Kinder nicht mehr gewährleistet", erklärte Wiederkehr.

Ab Montag müssen Eltern damit rechnen, dass die Kindergärten ihre Türen schließen. Die Stadt Wien hat jedoch angekündigt, die betroffenen Familien zu unterstützen. Eine Anlaufstelle wird am Samstag von 9.00 bis 16.00 Uhr eingerichtet, um Lösungen für die schwierige Situation zu finden.

Mehrere Faktoren verantwortlich

Die Insolvenz des Trägervereins soll laut der Vereinsobfrau Florance von Gleichen das Resultat mehrerer belastender Faktoren. Besonders schwer wiegen Altlasten, die bei der Übernahme mehrerer Standorte übernommen wurden. Diese konnten aus den laufenden Fördergeldern nicht gedeckt werden und führten zu finanziellen Engpässen.

Hinzu kamen organisatorische Herausforderungen wie Personalmangel, längere Krankheitsausfälle und Kommunikationsprobleme mit den früheren Trägern. Diese erschwerten die Verwaltung und brachten den Verein in eine finanzielle Schieflage. Verzögerungen und Fristversäumnisse taten ihr Übriges, um die Situation weiter zu verschärfen.

Situation falsch eingeschätzt

Florance von Gleichen schildert gegenüber "Heute" die Dramatik der Situation auch aus persönlicher Sicht: "Ich persönlich habe ein Privatdarlehen in Höhe von 80.000 € bereitgestellt, und weitere Eltern haben den Verein mit 35.000 € unterstützt. Dennoch sind die Kosten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, deutlich höher."

Mit großem Bedauern räumt sie ein, die Situation unterschätzt zu haben: "Mein positiver Ansatz und meine Hoffnung, dass wir gemeinsam eine Lösung finden, haben sich als unzureichend erwiesen. Ich war zu optimistisch, und das tut mir für alle betroffenen Familien und Kinder unendlich leid." Besonders besorgt zeigt sie sich auch um ihre 60 Mitarbeiter, die nun ohne Job dastehen und vor einer ungewissen Zukunft stehen.

Appell an die Behörden

In einem emotionalen Appell fordert die Obfrau die Stadt Wien und die MA 11 auf, den Verein nicht aufzugeben: "Der Widerruf der Betriebsbewilligung nimmt uns die Chance auf eine geordnete Sanierung und Übergabe an neue Träger. Für die betroffenen Kinder, Eltern und MitarbeiterInnen wäre eine Übergangsregelung notwendig, um eine kontinuierliche Betreuung sicherzustellen."

Elternverein in der Krise

Die Insolvenz ist ein schwerer Rückschlag für "Perlenmeer". Der gemeinnützige Verein, der von Eltern geführt wird, betreibt insgesamt 7 Kindergärten in ganz Wien. Noch im vergangenen Jahr hatte der Verein mit privater Unterstützung den Kindergarten "Kinderoase" in Währing gerettet, nachdem dessen ursprünglicher Träger wegen Fördergeldmissbrauchs schließen musste.

Doch nun ist "Perlenmeer" selbst in Bedrängnis – Wiederkehr will den Betroffenen zu helfen.  Ein angestrebtes Sanierungsverfahren konnte den Widerruf nicht verhindern. Die Eltern und Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft, während die Stadt Wien versucht, Lösungen zu finden, um die Betreuung der Kinder sicherzustellen.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Elternverein "Perlenmeer", der sieben Kindergärten in Wien betreibt, hat Insolvenz angemeldet, doch die Kindergartenplätze sollen weiterhin gesichert bleiben.
    • Trotz finanzieller Schwierigkeiten und einem Sanierungsverfahren bleibt die Vereinsleitung optimistisch und bemüht sich, die Fortführung der Kindergärten zu gewährleisten.
    CW
    Akt.