Höchste Warnstufe, Fenster zu!

In Österreich droht eine biblische Gelsen-Invasion

Unsere Wohnungen und Häuser stehen vor einem Gelsen-Ansturm ungeahnten Ausmaßes. Mehrere Billionen (!) der Blutsauger sind derzeit unterwegs zu uns.

Bernd Watzka
In Österreich droht eine biblische Gelsen-Invasion
Hausgelsen suchen sich warme Plätzchen zum Überwintern – gerne auch bei uns.
Getty Images/iStockphoto

"Eine individuenreiche Gruppe von Gelsen, die aufgrund ihrer Lebensweise extreme Kulturfolger sind, macht sich auf die Suche nach frostfreien Plätzen zur Überwinterung", so "Gelsenpapst" Bernhard Seidel im "Heute"-Gespräch.

Der niederösterreichische Top-Ökologe und Entomologie schätzt die Anzahl der zu erwartenden Stechmücken auf das "Vielfache einer Billion".

Nur weibliche Tiere im Anflug

Unterwegs seien übrigens nur weibliche Tiere, die aufgrund der aktuellen Wetterumstellung auf frostige Temperaturen "zur Überwinterung in menschliche Behausungen drängen und dort als Lästlinge auffallen".

Besonders unerfreulich für unsere Nachtruhe: "Einzelne Arten stellen dabei auch ihr Wirtsspektrum von Vogelfauna im Freiland auf Menschen und Haustiere um", sagt Seidel.

Gelsen bleiben vor Frost in Deckung

"Manche Arten schaffen es bei idealen Bedingungen bis anfangs April – ganz ohne Nahrung – vor dem Frost in Deckung zu bleiben", erklärt Seidel. Voraussetzungen dafür seien konstant niedere Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit wie zum Beispiel in Erdkellern.

Ökologe Bernhard Seidel untersucht das Leben von Gelsen.
Ökologe Bernhard Seidel untersucht das Leben von Gelsen.
privat

Gelsen werden auch in Städten fündig

Auch im urbanen Bereich fänden sich demnach zahlreiche, ebenso geeignete Plätzchen wie Kanalsysteme oder Einhausungen. In freier Natur sind Höhlen, Spechtgänge in Bäumen oder Fuchsbauten vergleichbare Stellen für die Gelsen-Überwinterung.

Hausgelsen haben mit Hochwasser nichts zu tun

Diese aktuelle Gruppe von Gelsen habe mit dem September-Hochwasser kaum etwas zu tun. Die "Überschwemmungsgelsen" seien als adulte, fliegende Insekten nicht mehr vorhanden – sie überwintern als widerstandsfähige Dauereier in Überflutungsgebieten.

Überlebende von vergangenem Winter

Jene Hausgelsen, die sich aber derzeit zur Überwinterung anstellen, stammen von den "überlebenden Tieren des vergangenen Winters ab, die im heurigen April ihre erste Generation produzierten", so Seidel.

Regen begünstigt Stechmücken

Nachdem das heurige Jahr von zahlreichen, landesweiten Regenperioden gekennzeichnet war, konnte sich dieser Frühjahrsbestand "vielfach vermehren und mehr als ein halbes Dutzend an weiteren Generationen produzieren".

Die Gelsen konnten sich vielfach vermehren und mehr als ein halbes Dutzend weiterer Generationen produzieren.
Bernhard Seidel
Österreichischer "Gelsenpapst"

"Rechnerisch gigantische Menge"

Durch diese Wetterbegünstigungen existieren nun österreichweit von Bodensee bis Neusiedler See eine "rechnerisch gigantische Menge von Individuen", die das Auftreten von Gelsen nach lokalen Überschwemmungen zahlenmäßig bei Weitem übertrifft.

"Fragwürdige Bekanntschaft"

Jedoch werde man nur mit wenigen Gelsen "eine fragwürdige Bekanntschaft machen, nämlich mit solchen, die es ungebeten in Wohnungen schaffen", sagt Seidel.

Zu ihrer Anlockung sei Raumwärme ausschlaggebend, die Frostfreiheit verheiße. Die Gelsen werden sich dann "vom Keller bis zum Dachboden bisweilen versteckt halten, um ab und zu plötzlich und oft unerwartet lästig zu werden".

Gelsen als "beste Indikatoren" für Ökologen

Die Frage, wozu Gelsen gut seien, dränge sich immer wieder auf. "Nun, für einen Ökologen sind sie die besten Indikatoren, die man sich vorstellen kann", erklärt Seidel, "weil sie Wasser-, Land- und Luftbereiche besiedeln und manche Arten sogar die Anpassung an die menschliche Kultur geschafft haben".

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Österreich droht eine massive Gelsen-Invasion, da mehrere Billionen Stechmücken auf der Suche nach frostfreien Plätzen zur Überwinterung in menschliche Behausungen drängen
    • Diese Gelsen, ausschließlich weibliche Tiere, werden durch die aktuelle Wetterumstellung angelockt und könnten sich in Kellern und Dachböden verstecken, um dort bis zum Frühjahr zu überleben
    bw
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