Gesundheit

Höchst resistent – neuer Tripper-Erreger in Österreich 

Die Variante wurde aus Kambodscha eingeschleppt und erweist sich als resistent gegen die etablierte Therapie. Nur Kondome schützen vor Infektion.

Sabine Primes
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Ungeschützter Geschlechtsverkehr begünstigt Verbreitung von Geschlechtskrankheiten. 
Ungeschützter Geschlechtsverkehr begünstigt Verbreitung von Geschlechtskrankheiten. 
Getty Images

Über den Nachweis eines neuen Gonokokken-Stammes in Österreich berichtet ein Forschungsteam um Sonja Pleininger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Der Abkömmling des Neisseria gonorrhoeae-Erregers, der Gonorrhö – umgangssprachlich "Tripper" – verursacht, wurde im April bei einem Reiserückkehrer aus Kambodscha nachgewiesen und erwies sich als vielfältig resistent. 

Gonorrhoe bzw. Tripper gehört zu den weltweit häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Sie wird durch eine Infektion mit dem Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) verursacht. Die Erkrankung macht sich in erster Linie durch eine Entzündung der Harnröhre bemerkbar.
Charakteristische Anzeichen sind oft übel riechender Ausfluss aus der Harnröhre oder Vagina und Schmerzen beim Wasserlassen. Steigen die Bakterien auf, können sie auch zu Unterleibsschmerzen führen. Häufig treten aber auch keine Symptome auf oder Symptome werden nicht bemerkt. Bei Männern kommt es in der Regel zum Brennen beim Harnlassen und zum Ausfluss von eitrigem Sekret aus der Harnröhre, ein asymptomatischer Verlauf ist sehr selten.

Tripper ist hierzulande die zweithäufigste sexuell übertragbare Erkrankung. Wird sie nicht behandelt, kann sie sich laut AGES-Angaben ausbreiten und Gelenksentzündungen, Veränderungen der Haut oder in selteneren Fällen zu Herzklappen- bzw. Hirnhautentzündungen führen.

Gegen Medikamente resistent

Für die Erkrankung besteht hierzulande eine beschränkte Meldepflicht, was bedeutet, dass eine Meldung nur erfolgen muss, wenn eine Weiterverbreitung zu befürchten ist. Gegen Gonokokken gibt es keine Impfung, gleichzeitig erweist sich der Erreger als wandelbar. Mittlerweile ist er gegen eine Vielzahl an lange erfolgreich gegen ihn eingesetzte Medikamente resistent. Aktuell setzt man vor allem auf das Antibiotikum Ceftriaxon, oft in Kombination mit Azithromycin. Während sich in Österreich schon in den vergangenen Jahren der Anteil der gegen letzteres Mittel geschützten Bakterien erhöht habe, sah es bisher bei Ceftriaxon-Resistenzen noch besser aus.

Der nun neue beschriebene Stamm sei erst der zweite weltweit, der Resistenzen gegen beide gängige Medikamente und einige weitere einschlägige Präparate aufweist, so die Nationale Referenzzentrale für Gonokokken der AGES. Aufgetaucht ist die Bakterien-Variante bei einem Mann, der fünf Tage vor Beginn der Symptome in Kambodscha ungeschützten Sex mit einer Prostituierten hatte. Auch nach der Therapie war der Erreger zumindest in einer Harnprobe noch nachweisbar, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Eurosurveillance".

Aktivierung von Überwachungssystemen in Asien

Da auch der erste derart umfassend resistente N. gonorrhoeae-Stamm – es handelte sich um Fälle in Großbritannien und Australien im Jahr 2018 – Verbindungen nach Südostasien aufwies, sollten die Überwachungssysteme vor allem in Asien hochgefahren werden. Wenn jetzt neue Abkömmlinge kursieren, die möglicherweise gegen alle verfügbaren Therapieoptionen resistent sind, seien diese als größere Gefahr für die öffentliche Gesundheit anzusehen. Dieser Gefahr sollte mit der Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr, möglichst raschen Diagnosen und leicht zugänglichen, wirksamen sowie günstigen Behandlungen, Kontaktnachverfolgung bzw. einem Impfstoff begegnet werden, so die Wissenschaftler.