Gesundheit
Hochresistente Keime machen Forschern zunehmend Sorge
Besorgniserregend – so bezeichnen deutsche Forschende ihre Entdeckung. Sie sind auf Spitalkeime gestoßen, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken.
Antibiotikaresistenzen (siehe Box) nehmen weltweit zu. Damit wächst die Gefahr, an einst problemlos behandelbaren Infektionen oder kleinen Verletzungen zu sterben. Laut einem wegweisenden Bericht von 2016 könnten es 2050 schon zehn Millionen Tote im Jahr sein. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt angesichts der Entwicklung vor einer Post-Antibiotika-Ära.
Das heißt Antibiotikaresistenz
Bei Antibiotika handelt es sich um Medikamente, die das Wachstum von Bakterien verhindern oder Bakterien abtöten. Doch immer häufiger zeigen sich die Keime diesen gegenüber unempfindlich. Sie haben also Resistenz gebildet. Schätzungen von Expertinnen und Experten zufolge sind rund die Hälfte dieser Resistenzen auf die falsche Anwendung von Antibiotika zurückzuführen. So bekommen Patienten und Patientinnen Antibiotika bei Virusinfektionen, obwohl sie nur bakterielle Infektionen bekämpfen oder ein Breitbandantibiotikum, wenn ein zielgerichteteres Medikament besser wäre.
Wie ernst zu nehmen das ist, zeigt nun auch eine im Fachjournal "Antimicrobial Agents and Chemotherapy" veröffentlichte Studie von Forschenden der Universität Giessen und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in Braunschweig. Darin berichtet das Team um Trinad Chakraborty vom Fund von Bakterien, die nicht nur gegen häufig eingesetzte Antibiotika, sondern auch gegen eine vielversprechende Wirkstoffkombination von Reserveantibiotika resistent sind.
Resistent gegen Hoffnungsträger
Konkret handelt es sich dabei um sogenannte Enterobakterien, die zu den Spitalkeimen gehören und schwere Infektionen des Verdauungs- und Harntraktes auslösen. Diese Keime werden immer resistenter gegen die hierzulande eingesetzten Antibiotika. Um die Enterobakterien dennoch behandeln zu können, setzen Forschende auf eine neue, in Deutschland bisher nicht eingesetzte Kombination aus zwei Wirkstoffen – dem älteren Antibiotikum Aztreonam und dem neueren Hemmstoff Avibactam.
„"Das ist besorgniserregend, denn diese Wirkstoffkombination wird hier noch nicht klinisch eingesetzt" - Trinad Chakraborty, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Giessen“
Doch auch gegen diesen Hoffnungsträger weisen die Spitalkeime Resistenz auf, wie Chakraborty und sein Team in ihrer Beobachtungsstudie nachwiesen. Es sei das erste Mal, dass solche resistenten Erreger auch in Deutschland nachgewiesen wurden.
"Das ist besorgniserregend, denn diese Wirkstoffkombination wird hier noch nicht klinisch eingesetzt", so Chakraborty. Das heißt: Eigentlich dürften die Bakterien noch keine Abwehrmechanismen dagegen entwickelt haben. Multiresistente Bakterien entwickeln sich schneller als neue Wirkstoffkombinationen gefunden werden, urteilt die Hochschule.