Gesundheit
Hinrichtung läuft schief – Mörder klagt US-Staat
Weil stundenlang eine Vene zur Injektion der Todesspritze gesucht wurde, klagt der Häftling den Bundesstaat wegen "geistiger und körperlicher Qualen".
Dreifachmörder Alan Eugene Miller sollte am 22. September 2022 um 22 Uhr im US-Bundesstaat Alabama hingerichtet werden. Die Behörden sagten den Termin jedoch ab, nachdem sie Schwierigkeiten gehabt hätten, eine Vene zur Injektion der Todesspritze zu finden.
Mit Nadeln traktiert
Bei dem Versuch eine geeignete Vene zu finden, hätte man ihn zweieinhalb Stunden lang in Arme, Beine, Füße und Hände gestochen, behauptet Häftling Miller. Die drei Beamten in Kitteln, die ihm den Zugang legen sollten, verließen die Kammer, als ein lautes Klopfen an ein Fenster der Todeskammer ertönte, heißt es in der Gerichtsakte. Ein Gefängnisbeamter justierte daraufhin die Bahre, auf der Miller angeschnallt war, in eine senkrechte Position. Etwa 20 Minuten habe er dort gehangen, bevor er heruntergelassen wurde und seine Hinrichtung für den Abend abgesagt wurde, erklärte Miller bei einer Gerichtsanhörung.
"Miller war sich übel, desorientiert, verwirrt und ängstlich, weil er nicht wusste, ob er gleich getötet werden würde, und er war zutiefst beunruhigt über den Anblick der Staatsbediensteten, die ihn aus dem Beobachtungsraum schweigend anstarrten, während er senkrecht an der Trage hing. Aus einigen Wunden Millers trat Blut aus", heißt es in dem Antrag.
Öfter Probleme mit Hinrichtung
Dies ist mindestens das dritte Mal, dass Alabama Probleme mit dem Venenzugang während einer tödlichen Injektion eingeräumt hat. Bei der Hinrichtung von Joe Nathan James im Juli dauerte es mehr als drei Stunden, bis der Prozess in Gang kam. Alabama hat die Hinrichtung von Doyle Hamm im Jahr 2018 abgesagt, nachdem es nicht möglich war, einen intravenösen Zugang zu legen.
Amoklauf mit 3-fach Mord
Miller wurde für die Ermordung von drei Arbeitskollegen bei einem Amoklauf verurteilt. Ein Psychiater der Verteidigung sagte, Miller habe Wahnvorstellungen und leide an einer schweren Geisteskrankheit, aufgrund derer er glaubte, seine Kollegen würden Gerüchte über seine sexuelle Orientierung verbreiten. Der ehemalige Lastwagenfahrer wollte eigentlich per Stickstoffhypoxie sterben, eine neu zugelassene Hinrichtungsmethode, die der Staat noch ausprobieren muss. Dabei wird dem Gehirn Sauerstoff entzogen, indem man eine hohe Dosis an Stickstoff zuführt. Dadurch wird man schnell bewusstlos und stirbt danach binnen kurzer Zeit. Doch ein Richter bestand auf den Einsatz der Giftspritze.
Neuer Hinrichtungstermin geplant
Nun klagt Miller den Bundesstaat Alabama wegen seiner erlittenen Qualen. Millers Anwälte sagten, dass der Staat den Häftling unnötiger und mutwilliger Zufügung von Schmerzen unterworfen hat, die der achte Verfassungszusatz eigentlich verbieten sollte. Alabama hat den Obersten Gerichtshof des Bundesstaates gebeten, einen neuen Hinrichtungstermin festzulegen und erklärt, die Hinrichtung sei nur aus Zeitgründen abgesagt worden, da es eine Frist bis Mitternacht gab, um die tödliche Injektion in Gang zu setzen.