Politik

Heuer schon über 300.000 Euro Steuergeld für "Falter"

Der "Falter" meldet zwar keine Auflagendaten, darf sich aber über ein Inseraten-Plus von Stadt (+32,5%), AK und anderen öffentlichen Stellen freuen.

Newsdesk Heute
"Falter"-Chef Florian Klenk ist mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Klenk bestreitet diese vehement.
"Falter"-Chef Florian Klenk ist mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Klenk bestreitet diese vehement.
ala/picturedesk ("Heute"-Montage)

Hat die Wiener Stadtzeitung "Falter" im Gegenzug für Inserate wohlwollend über Rathaus-SPÖ und Arbeiterkammer berichtet? Dieser Vorwurf wird – wie von "Heute" berichtet – in einer Anzeige erhoben, die aktuell die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) beschäftigt, so die "Kronen Zeitung" in ihrer Donnerstag-Ausgabe.

Sachverhaltsdarstellung liegt bei WKStA

"Ich kann den Erhalt einer Anzeige bestätigen", wird Oberstaatsanwalt René Rupprecht in dem "Krone"-Bericht zitiert. Bei einer allfälligen Einleitung eines Ermittlungsverfahrens sei nicht vorgesehen, Beschuldigte zu informieren, "um diese nicht vorzuwarnen". In der Sachverhaltsdarstellung wird der Verdacht der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit erhoben. Es soll demnach um eine Einschaltungssumme in der Höhe von 4,76 Millionen Euro über mehrere Jahre gehen.

AK erhöhte von 0 auf 25.532 Euro

"Heute" sah sich auch die unmittelbare Vergangenheit, sprich die letzten sechs Monate, genauer an. Im Jahresvergleich haben die Stadt Wien sowie die Betriebe und Institutionen, die in ihrem Einflussbereich stehen, die Werbeausgaben bei der "Falter"-Gruppe (Falter, Falter Radio, falter.at) um ein Drittel nach oben geschraubt. Gab man im ersten Halbjahr 2022 noch 107.326,31 Euro aus, waren es im selben Zeitraum 2023 laut Medientransparenzdatenbank schon 142.155,28 Euro. Die Arbeiterkammer Wien (AK Wien) hat das Volumen von 0 auf 25.532,90 Euro erhöht.

"Falter" meldet keine Auflagenzahlen

Die "Falter"-Gruppe, die Gelder öffentlicher Stellen bei anderen Verlagen gerne thematisiert, erhielt im ersten Halbjahr zudem Inserate im Wert von 35.000 Euro aus dem Bildungsministerium und knapp 11.000 Euro aus dem Kanzleramt. Darüber hinaus bekam der "Falter" 104.574,60 Euro Presseförderung angewiesen. Erscheinung: 50 Mal pro Jahr, ein Bruchteil an Ausgaben von täglich erscheinenden Publikationen. 

Macht 2023 insgesamt knapp 320.000 Euro aus Steuermitteln.

Wie viele Exemplare des "Falter" wöchentlich in Passau gedruckt werden, ist öffentlich nicht ersichtlich – der "Falter" meldet seine Auflagen nicht wie andere Medien bei der unabhängigen Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK). Man lebe von "40.000 Abos" und "berichte ständig kritisch" über die Stadt Wien. 

"Falter"-Chef Klenk weist den Vorwurf der Gefälligkeitsberichterstattung für die Stadt Wien vehement zurück.
"Falter"-Chef Klenk weist den Vorwurf der Gefälligkeitsberichterstattung für die Stadt Wien vehement zurück.
Falter

"Vorwürfe falsch"

Offen ließ die WKStA vorerst, ob sie auch einen Anfangsverdacht gegen "Falter"-Mitgesellschafter Florian Klenk prüfe. Er selbst verneinte dies gegenüber "Heute". Sowohl Klenk als auch "Falter"-Geschäftsführer Siegmar Schlager weisen die Vorwürfe zurück: "Die anonym vorgebrachten und völlig unkonkretisierten Vorwürfe sind allesamt falsch und ehrenrührig. Soweit wir wissen, wurde gegen uns auch kein Verfahren eingeleitet." Man habe "nie" wohlwollende Berichterstattung gegenüber der Stadt Wien oder der AK oder wem auch immer angeboten oder diese praktiziert. Nachsatz: "Unser Gewissen ist völlig rein." Die Unschuldsvermutung gilt.

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    Sabine Hertel
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