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"Heißer Scheiß"! Wien sagt Ressourcen-Revolution an

In Simmering geht eine Trocknungsanlage für Klärschlamm in Betrieb. Damit soll ein wichtiger Schritt zur Rückgewinnung von Phosphor gesetzt werden.

Newsdesk Heute
"Heißer Scheiß"! Wien sagt Ressourcen-Revolution an
Eine neue Trocknungsanlage für Klärschlamm geht am Standort Simmeringer Haide in Betrieb.
HEUTE / Denise Auer

Mit dem anständigen Owelassen schicken wir unsere menschlichen Stoffwechselendprodukte auf eine lange Reise. Sie sind aber nur für uns flutsch und weg. Am Ende landen sie in der Kläranlage, wo man jetzt eine neue Verwendung dafür gefunden hat. Das "Restprodukt" der Abwasserreinigung, der Klärschlamm, enthält nämlich noch eine extrem wichtige Ressource: Phosphor.

Er kommt vor allem als wichtiges Düngemittel in unserer industriellen Landwirtschaft zum Einsatz, wurde bisher aber meist nicht wiederverwertet. Mit einer neuen Anlage zur Trocknung des Klärschlamms will Wien Energie jetzt einen wichtigen ersten Schritt für das Recycling dieses kritischen Rohstoffs setzen. Diese wird am Standort Simmeringer Haide eröffnet, in direkter Nachbarschaft der Wiener Kläranlage, die von der ebswien (früher: Entsorgungsbetriebe Simmering) betrieben wird.

Das Ziel: Kreislaufwirtschaft

"Wien stellt mit Nachdruck die Weichen für eine nachhaltige Zukunft – und zwar nicht nur bei der Energiewende, sondern auch bei der Wiederverwertung von kritischen Rohstoffen", konstatiert der zuständige Stadtrat Peter Hanke am Montag.

Mit der Trocknung des Klärschlamms soll in Sachen Phosphor die bestehende Lücke in der Kreislaufwirtschaft geschlossen werden.
Mit der Trocknung des Klärschlamms soll in Sachen Phosphor die bestehende Lücke in der Kreislaufwirtschaft geschlossen werden.
Wien Energie

Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky sieht die Wiener Kläranlage als "wichtigen Puzzlestein auf unserem Weg zur Klimaneutralität": "Sie nutzt das bei der Vergärung des Klärschlamms entstehende grüne Gas zur Öko-Energieerzeugung und produziert daraus mehr Energie, als sie für die Abwasserreinigung verbraucht. Mit dem Phosphor-Recycling machen wir nun einen weiteren Schritt Richtung Kreislaufwirtschaft."

96 Prozent sind Wasser

Und das funktioniert so: Die Wiener Kläranlage filtert gewaltige Mengen an Schmutzstoffen aus dem Abwasser der Wiener, der Klärschlamm als Restprodukt wird danach von Wien Energie thermisch verwertet. Die darin enthaltenen Schadstoffe werden beim Verbrennen zerstört, aus der daraus resultierenden Asche kann Phosphor zurückgewonnen werden. Das ist ab 2033 für kommunale Abwasserreinigungsanlagen auch gesetzlich vorgeschrieben (Abfallverbrennungsverordnung 2024).

Bilder: Neue Klärschlammtrockenanlage zur Phosphor-Rückgewinnung in Wien

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    Wien Energie nimmt eine Trocknungsanlage für Klärschlamm am Standort Simmeringer Haide in Betrieb. Dieser Schritt wird als der "heiße Scheiß" am Weg zur Kreislaufwirtschaft beim kritischen Rohstoff Phosphor gefeiert.
    Wien Energie nimmt eine Trocknungsanlage für Klärschlamm am Standort Simmeringer Haide in Betrieb. Dieser Schritt wird als der "heiße Scheiß" am Weg zur Kreislaufwirtschaft beim kritischen Rohstoff Phosphor gefeiert.
    Wiener Stadtwerke / FOTObyHOFER

    Klärschlamm besteht allerdings zu 96 Prozent aus Wasser. Soll die Verbrennung ohne Zusatzstoffe stattfinden, damit der aus der Asche gewonnene Phosphor für Düngemittel verwendet werden kann, muss diese Feuchtigkeit erstmal entnommen werden. Das geschieht in der neuen Trocknungsanlage.

    Kritisch für Lebensmittelversorgung

    "Bei Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft denken sicher nicht viele an den im Klärschlamm gebundenen Dünger. Aber wir können hier eine extrem wertvolle Ressource recyceln. Indem wir den Düngemittel-/Phosphor-Kreislauf zukünftig schließen, schonen wir die natürlichen Vorkommen und werden zudem unabhängiger von Phosphor-Importen", sagt Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber. Die neu eröffnete Trocknungsanlage liefere somit neben Umwelt- und Klimaschutz auch einen Beitrag zur Lebensmittelversorgung in Österreich.

    Phosphor ist essenziell für den Aufbau von lebenden Zellen und bei der Photosynthese von Pflanzen. In der Landwirtschaft ermöglichte der Einsatz von Phosphordüngern im 20. Jahrhundert erst die deutliche Steigerung der Erträge, die das heutige Leben und auch das Bevölkerungswachstum möglich machte.

    Rohphosphat gilt allerdings EU-weit seit 2014 als kritischer Rohstoff. Die EU-Staaten importieren den größten Teil ihres Bedarfs aus Drittstaaten, unter anderem aus Nordafrika. Bei der Gewinnung von Rohphosphor kommt es in manchen Fällen zu Umweltbelastungen, etwa wenn Abwasser nicht ausreichend gefiltert wird.

    Die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm-Asche ist in Wien derzeit aber noch ein Pilotprojekt mit einem Industriepartner. Für die Zukunft prüft Wien Energie die Errichtung einer eigenen Anlage. "Im Endausbau könnte so umgerechnet der Phosphorbedarf für die Lebensmittelproduktion der gesamten Wiener und niederösterreichischen Bevölkerung abgedeckt werden", verspricht sich der Energieversorger.

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      Fotos: iStock; Sabine Hertel

      Auf den Punkt gebracht

      • Wien Energie hat in Simmering eine neue Trocknungsanlage für Klärschlamm in Betrieb genommen, um Phosphor zurückzugewinnen, der als wichtiger Dünger in der Landwirtschaft genutzt wird
      • Diese Initiative soll nicht nur zur Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität beitragen, sondern auch die Abhängigkeit von Phosphor-Importen verringern und die Lebensmittelversorgung in Österreich sichern
      red
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